Uni-Professor warnt: Wer abends nicht putzt, riskiert Schlaganfall und Herzinfarkt
Zähneputzen ist abends besonders wichtig – weil sonst tückische Bakterien leichteres Spiel haben. Professor Hannes Wachtel erklärt die ganz konkreten Gefahren.
Der Experte: | Professor Dr. Hannes Wachtel |
Funktion: | Zahnmediziner, Parodontolge, Ärztlicher Leiter der Implaneo Dental Clinic in München-Bogenhausen |
Forschungsarbeit: | Universität Charité Berlin und Uni Götheborg |
Fachgebiete: | Parodontologie, minimalinvasive Implantologie, digitale Zahnmedizin |
Müde, ein bisschen faul oder auf der Coach eingenickt – es kann schon mal vorkommen, dass man vor dem Schlafengehen das Zähneputzen ausfallen lässt. Doch das ist gesundheitlich gar nicht so ohne, denn dadurch steigt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen! Hier erklärt Prof. Hannes Wachtel von der Implaneo Dental Clinic die Zusammenhänge.
Volkskrankheit trifft viele Millionen Menschen

Als Faustregel gilt die Empfehlung: mindestens zwei Mal am Tag die Zähne putzen – bitte verwenden Sie dabei neben der Zahnbürste auch Zahnseide, um die Zwischenräume gründlich zu reinigen. Sonst nisten sich dort in sogenannten Zahntaschen Bakterien ein, die Parodontitis verursachen können. Das ist eine Erkrankung des Zahnhalteapparats, von der viele Millionen oft auch unbewusst betroffen sind.
Prof. Hannes Wachtel warnt: Gefährliche Erreger können in den Blutkreislauf gelangen

Unbehandelt führt Parodontitis bis zum Zahnverlust und kann darüber hinaus auch andere Erkrankungen befeuern. So können gefährliche Keime aus dem Mund über den Blutkreislauf in den gesamten Körper gelangen und dort Gefäßerkrankungen anrichten, darunter Herzklappenerkrankungen, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Wie Sie das Risiko erkennen, erklärt ein Zahn-Professor. Die Gefahr, dass sich Bakterien im Organismus ausbreiten, steigt erheblich, wenn man sich abends nicht die Zähne putzt. Das geht aus einer Studie hervor, die japanische Wissenschaftler an der Universität Osaka erarbeitet haben.
Die Warnsignale für gefährliche Bakterien im Mund
Um die Volkskrankheit Parodontitis möglichst frühzeitig zu erkennen, gilt es Alarmsignale zu beachten. Bei diesen Symptomen sollte man zeitig einen Zahnarzt bzw. Parodontologen aufsuchen: geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch, verfärbte Zähne, Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder bei der Zahnreinigung beispielsweise mit einem Zahnstocher, Zahnfleischrückgang, gelbliche, eierähnliche Flüssigkeit am Zahnfleischsaum, mitunter Mundgeruch, eine veränderte Zahnstellung oder Zahnlücken. Fragen Sie zudem Ihre Eltern oder Geschwister, ob sie frühzeitig Zähne durch Auslockerung verloren haben. Denn die Veranlagung, an einer Parodontitis zu erkranken, kann auch erblich sein. Wichtig: „Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto größer sind die Erfolgschancen. Wenn Zahnfleisch und Knochen erst mal zerstört sind, lassen Sie sich nur sehr aufwendig wieder herstellen“, betont Professor Wachtel.
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Herz-Alarm: Bessere Überlebenschancen für Menschen, die regelmäßig Zähne putzen
Die Ergebnisse zeigten unter anderem, dass das Herz-Kreislauf-Risiko für Menschen, die nur morgens ihre Zähne putzen, erheblich erhöht ist. Umgekehrt kristallisierte sich heraus: Wer seine Zähne gewissenhaft morgens und abends pflegt, der hat bei kardiovaskulären Ereignissen bessere Überlebens-Chancen.
Wissenschaftler Wachtel: „Die gefährlichen Giftstoffe sitzen in den Wänden der Bakterien“
Die Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen der Ausbreitung der Bakterien und der nachts verringerten Speichelproduktion. Dieser Mechanismus führt zu einer erhöhten Bakterienzahl im Mund. Darin tummeln sich etwa 700 verschiedene Erreger-Arten. „Die allermeisten sind harmlos, aber etwa zehn dieser Erreger-Typen gelten als höchst aggressiv. Sie gehören zur Gruppe der sogenannten gramnegativen anaeroben Bakterien. In ihren Wänden sitzen sehr viele Giftstoffe“, erklärt Professor Hannes Wachtel, der Jahrzehnte lang zu diesem Thema geforscht hat.
Parodontitis-Bakterien nisten sich in Taschen rund um die Zahnhälse ein
Bei Parodontitis nisten sich diese Keime in Taschen rund um die Zahnhälse ein. Sie zerstören zunächst die Zahnfleischhaut, dringen dann ins Zahnfleisch ein und verursachen dort chronische Entzündungen. Auf Dauer greifen diese den Kieferknochen an. Knochensubstanz geht verloren – so lange, bis die Zähne locker werden und letztlich ausfallen. Damit verliert der Patient auch einen Schutzschild gegen Bakterien. Im gesunden Zustand sind Zahnfleisch und Zähne praktisch miteinander verklebt. Wird diese feste Gewebestruktur nun aufgelöst, entfällt eine Barriere. Die Bakterien gelangen ungehindert in die Blutbahn.