„Tiere verenden binnen einer Woche“: Region bereitet sich auf Ausbruch von Schweinepest vor

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Lebensbedrohlich ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) auch für Hausschweine. Taucht das Virus in einem Stall auf, muss der gesamte Bestand gekeult werden. © Stefan Roßmann

Bayern bereitet sich auf einen möglichen Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vor. Auch der Landkreis rüstet sich für den Ernstfall.

Bad Tölz-Wolfratshausen – Es war eine Randbemerkung bei der Besichtigung der Baustelle im Dachgeschoss des Landratsamts. Landrat Josef Niedermaier wollte erklären, dass die Anforderungen an den Katastrophenschutz vielschichtig sind und immer häufiger Platz benötigt wird, um beispielsweise 200 Kilometer Zaun einzulagern. Letztere Anfrage habe es in Zusammenhang mit der Afrikanischen Schweinepest (ASP) gegeben. Das zeigt: Bayern ist nicht erst seit dem Auftauchen eines ASP-Falls in Hessen in Alarmbereitschaft. Auch das Landratsamt rüstet sich für den Ernstfall.

Seuchenhafte Infektionskrankheit: Afrikanische Schweinepest gefährdet Wild- und Hausschweine

ASP ist eine virusbedingte seuchenhafte Infektionskrankheit, die Schweine und Wildschweine befällt. „Erkrankte Tiere verenden meistens binnen einer Woche“, erklärt der Amtstierarzt und Leiter des Veterinäramts, Dr. Bernhard Hauser. Eine Übertragung auf andere Tiere oder den Menschen findet nicht statt.  Auch der Verzehr von kontaminiertem Schweinefleisch sei gesundheitlich unbedenklich.

Das Problem ist, dass das ASP-Virus „außerordentlich widerstandsfähig“ ist und sich schnell verbreitet. „Das Virus wird entweder direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände, tierische Rohstoffe sowie auch Speiseabfälle übertragen. Nicht nur frisches, sondern auch gefrorenes, gepökeltes oder geräuchertes Fleisch sowie Wurstwaren können über lange Zeit infektiös sein und stellen eine mögliche Infektionsquelle für Haus- und Wildschweine dar.“

Anschaffung von Schutzkleidung, Bereitstellung von Transportmöglichkeiten: Landkreis bereitet sich vor

In Deutschland gab es den ersten ASP-Fall im September 2020 bei einem Wildschwein in Brandenburg. „Nach weiteren Fällen im Osten Deutschlands, wurden im Juni 2024 ASP-Fälle bei Wildschweinen in Hessen nachgewiesen. In Norditalien wurde die ASP bei Wildschweinen erstmals im Januar 2022 nachgewiesen.“ Da es trotz „intensiver Forschung“ keinen Impfstoff gebe, „bleibt das wichtigste Ziel, die Einschleppung zu verhindern“, sagt Hauser. Daher sind beispielsweise „alle Jäger aufgerufen, bei Teilnahme an Jagden in den von der ASP betroffenen Gebieten besonderen Wert auf hygienische Maßnahmen zu legen. Das Mitführen unverarbeiteter Trophäen sowie von Fleisch aus diesen Regionen ist verboten.“

In Bayern gibt es einen Rahmenplan ASP, zudem seien die Landratsämter aufgerufen, „Seuchenübungen“ durchzuführen und Vorbereitungen zu treffen. Dazu gehört unter anderem die Anschaffung von Schutzkleidung und das Bereitstellen von sofort verfügbaren Transportmöglichkeiten für betroffene Schweine. Gibt es einen ASP-Fall, kümmern sich Such- und Bergeteams um das verendete Wildschwein. Dazu wird das Gebiet in einem Radius von 15 Kilometern umzäunt, um zu verhindern, dass infizierte Wildschweine abwandern. Hierfür seien bereits rund 1700 Kilometer Zaun für Bayern erworben worden. Sie lagern auf Abruf im zentralen Tierseuchenlager. „Der Aufbau und Erhalt eines entsprechenden Zauns stellt für die Landkreise, insbesondere im alpinen Gelände, eine gewaltige Herausforderung dar“, sagt Hauser.

Minister Hubert Aiwanger fordert Jäger auf, mehr Wildschweine zu jagen

Minister Hubert Aiwanger hatte bereits im Juni alle Jäger aufgefordert, mehr Wildschweine zu jagen, um das Risiko eines Ausbruchs im Freistaat zu reduzieren. Ziel sei es, die Wildschweinpopulation insgesamt zu verringern, ergänzt Hauser. „Jäger sollten zudem vermehrt auf das Finden von verendeten Wildschweinen achten und in Absprache mit dem zuständigen Veterinäramt Proben zur Untersuchung auf ASP-Virus entnehmen.“ Besonders vorsichtig sollte mit Gegenständen umgegangen werden, die mit Blut von Schwarzwild Kontakt hatten, da das Blut infizierter Tiere hoch ansteckend sei. Dazu gehören auch Stiefel, Messer oder Kleidungsstücke.

Bei Ausbruch von Afrikanischer Schweinepest: Bestand müsste gekeult werden

Auch für Hausschweine stellt ASP eine Gefahr dar. Im Landkreis gibt es drei Betriebe mit 100 bis 150 Schweinen und etwa 50 Betriebe, die zwischen zwei und 20 Schweinen halten. Für sie sei es wichtig, „Biosicherheitsregeln einzuhalten, um das ASP-Virus nicht in den Bestand einzuschleppen“, so Hauser. Die wichtigsten Maßnahmen seien die sichere Kontaktvermeidung zwischen Haus- und Wildschweinen, keine Verfütterung von Speiseabfällen, die strikte Trennung von Straßen- und Arbeitskleidung sowie der Schutz von Futter und Einstreu vor Wildschweinen. Bricht dennoch in einem Hausschweinebestand ASP aus, „wird eine Betriebssperre ausgesprochen, und der Schweinebestand muss gekeult werden“.

Letztlich aber könne jeder einzelne mithelfen, das Einschleppen von ASP zu verhindern, sagt Hauser. „Indem sämtliche Speiseabfälle, insbesondere solche aus Ländern oder Regionen mit ASP, sicher über verschließbare Mülltonnen oder Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt werden.“ (va)

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