CDU-Politiker will bei Bundestagswahl eigene Partei nicht wählen
Die Abstimmungen mit Stimmen der AfD im Bundestag haben CDU-Chef Friedrich Merz viel Kritik eingebracht. Nun verliert er auch Stimmen aus seiner eigenen Partei.
Freudenstadt - Als CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz bei der Abstimmung zum umstrittenen Migrations-Antrag auch Stimmen der AfD in Kauf nahm, war die Kritik groß. Dass die Abstimmung über das Gesetz letztendlich gescheitert ist, konnte die Wogen nur bedingt glätten. Boris Palmer hatte anschließend erklärt, die Bundestagswahl sei entschieden, ruderte nach der Kritik von Altkanzlerin Merkel an Merz aber zurück. Kritik am Kanzlerkandidaten der Union kommt auch aus den eigenen Reihen.
Wie der SWR berichtet, ist der Freudenstädter CDU-Landrat Klaus Michael Rückert vom Vorgehen seiner Partei bei der Abstimmung über den Migrations-Antrag derart entsetzt, dass er bei der Bundestagswahl am 23. Februar nicht CDU wählen wird. „Politik bedeutet Vertrauen“, erklärte er. „Und Vertrauen bedeutet, dass ich mich, auch wenn ich Parteimitglied bin, darauf verlassen kann, dass der Wertekompass stimmt.“ Merz und die Union erlitten laut aktuellen Umfragen einen herben Rückschlag.
CDU-Politiker nach AfD-Votum von Merz’ Wortbruch enttäuscht
Oftmals besonders kritisiert wurde am Vorgehen von Friedrich Merz, dass der CDU-Chef eine Zusammenarbeit mit der zumindest in Teilen als rechtsextrem eingestuften AfD zuvor vehement abgewiesen hatte, für eine Mehrheit im Bundestag dann aber doch die Stimmen der Partei angenommen hatte. „Dieser klare Wortbruch macht mich wütend, enttäuscht mich“, machte Rückert gegenüber dem SWR deutlich. „Und es macht mich sprachlos, dass das am selben Tag passiert ist, als man im Bundestag der Holocaust-Opfer gedacht hat.“
Sollte die Union bei der Bundestagswahl als stärkste Kraft hervorgehen, wonach es trotz des Rückschlages aktuell weiterhin aussieht, befürchtet Rückert eine mögliche weitere Zusammenarbeit mit der AfD. Dabei sieht er die christlichen Werte der Partei und die unantastbare Menschenwürde, Aspekte, die ihm selbst immer sehr wichtig waren, in Gefahr. Deshalb hat sich der gebürtige Stuttgarter, der seit 2010 Landrat des Landkreises Freudenstadt ist, dazu entschlossen, bei der Bundestagswahl seiner eigenen Partei keine Stimme zu geben.
CDU-Landrat wählt seine Partei nicht, will aber auch nicht aus ihr austreten
Nach der Migrationsabstimmung hatte es nicht nur in vielen Städten des Landes massive Proteste gegen die Zusammenarbeit der CDU mit der AfD gegeben, sondern auch mehrere Austritte aus der Partei. Eine CDU-Politikerin war allerdings auch wegen der Kritik von Merkel an Merz ausgetreten. Obwohl er sich bei der so wichtigen Wahl gegen seine Partei stellt, will Klaus Michael Rückert nicht aus der CDU austreten. Zumindest nicht, wenn Friedrich Merz sein erneutes Versprechen einhält und nicht noch einmal mit der AfD zusammenarbeitet.