Alpen-Idyll ist Tourismus-Vorbild und lässt sogar neues Zahlungsmittel zu: „Gibt dir mehr Freiheit“

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Mit einem neuen Zahlungsmittel ist eine Alpen-Stadt vielen idyllischen Orten einen Schritt voraus. Doch nicht jeder könnte diese nutzen.

Lugano – Städte in Europa gehen immer wieder neue Wege, wenn es um Anziehungspunkte für Urlauber geht. Lugano, in der Schweiz, nahe Italien liegend, hat dabei eine Vorreiter-Stellung, was innovative und klimafreundliche Projekte angeht. Doch auch eine Zahlungsmethode hilft den Einheimischen dort. Es geht um Bitcoin.

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Lugano hat mit Bergen und dem See ein wunderbares Panorama zu bieten, und auch die Chance einer neuen Zahlungsmöglichkeit. © IMAGO/Zoonar.com/Andrei Antipov

In einem McDonald's am malerischen Luganersee fragt ein Kunde: „Kann ich mit Bitcoin zahlen?“ Die Antwort ist ein klares Ja – und das ist längst keine Seltenheit mehr in der italienischsprachigen Schweizer Stadt, heißt es in einer Reportage von BBC. Lugano hat sich zu Europas fortschrittlichster Bitcoin-Stadt entwickelt und zeigt, wie Kryptowährungen im Alltag funktionieren können. „Was großartig ist, ist das Gefühl, welche Freiheit dir das Zahlen mit Bitcoin gibt. Du bist nicht mehr vom Finanzsystem abhängig, mit ihren Mittelsmännern und den Kosten.“ Schweizer Orte haben sich auch durch Social Media in die Herzen vieler Touristen weltweit gespielt, wie Brienz beweist, der Wasserfall von Lauterbrunnen oder auch Zürich.

Über 350 Geschäfte akzeptieren Bitcoin: Alpen-Idyll Lugano Vorreiter

Rund 350 Geschäfte und Restaurants in Lugano akzeptieren mittlerweile Bitcoin als Zahlungsmittel. Die Stadtverwaltung hat kostenlos Zahlungsterminals an lokale Unternehmen verteilt, die kontaktlose Krypto-Zahlungen ermöglichen. Ein Kaffee kostet dabei beispielsweise 0.00008629 Bitcoin – umgerechnet etwa 8,80 Dollar.

Seit Dezember 2024 können Bürger und Unternehmen sogar alle städtischen Rechnungen mit Bitcoin und dem Stablecoin Tether (USDT) begleichen. „Von der Stadt Lugano ausgestellte Rechnungen können mit den Kryptowährungen BTC (Bitcoin), Bitcoin on Lightning Network und USDT (Tether) beglichen werden. Diese Zahlungsmöglichkeit steht für alle von der Stadt ausgestellten Rechnungen inklusive Steuern, Zöllen und Bussgeldern ohne Betragsbegrenzung zur Verfügung“, erklärt die Stadt auf ihrer Website.

Plan B: Die Vision einer Krypto-Zukunft – Experiment in Lugano, im Berg-Panorama mit See, „lief gut“

Das ehrgeizige Projekt trägt den Namen „Plan B“ und wurde 2022 in Zusammenarbeit mit dem Kryptowährungs-Unternehmen Tether gestartet. Mir Liponi, Direktorin des Plan B Hubs, testete das System selbst: „Ich hatte ein Problem mit meiner Bank und konnte elf Tage lang nur mit Bitcoin bezahlen. Das Experiment verlief gut – man kann größtenteils nur mit Bitcoin in Lugano überleben.“

Lugano als Vorreiter des Tourismus

Die Region Lugano setzt 2025 verstärkt auf nachhaltigen Tourismus und positioniert sich als Vorreiter für umweltfreundliche Reiseerlebnisse. Der Tourismusverband erhielt kürzlich das Swisstainable Label II Engaged von Schweiz Tourismus, was das konkrete Engagement für Nachhaltigkeit in allen touristischen Aktivitäten bestätigt. Ein besonders innovatives Projekt ist die Elektrifizierung der Schifffahrtsflotte. Das erste vollelektrische Linienschiff der Schweiz mit über 200 Passagieren, die MS Ceresio aus dem Jahr 1931, verkehrt bereits seit 2021 auf dem Luganersee und markiert den Beginn dieser nachhaltigen Transformation. Für 2025 plant der Tourismusverband mindestens zehn neue Aktionsangebote mit Übernachtungen sowie eine verstärkte Strategie als Familiendestination, wobei Klimaschutz-Spenden von ein bis zwei Prozent auf alle Online-Käufe eingeführt wurden.

Quellen: Ticino Welcome, Baumüller Gruppe, Stromzeit, Lugano Region, Innovationskunst

Die Transaktionsgebühren sind dabei oft günstiger als bei herkömmlichen Zahlungsmitteln. Während Kreditkarten bis zu 3,4 Prozent Gebühren verlangen, liegt Bitcoin meist unter einem Prozent. Cherubino Fry, Inhaber des Vintage-Geschäfts Nassa, sagt: „Bitcoin wird wie ein Baum wachsen, und dieser Baum wird in fünf, zehn Jahren sehr groß werden.“ Ob Bitcoin dafür sorgt, dass der Urlauber-Ort auch überlaufen wird? Auf der No-List steht er für 2026 nicht, da wird vor anderen Zielen gewarnt.

Kritik und Risiken der Bitcoin-Revolution: Nicht jeder in Lugano glaubt daran

Nicht alle sind von der Krypto-Initiative begeistert. Im August 2024 wurde eine Satoshi Nakamoto-Statue von Vandalen zerstört und in den Luganersee geworfen. Eine Studentin der Universität Lugano äußert Bedenken: „Ich finde es überraschend, dass Institutionen wie meine Universität Kryptowährungen so stark fördern. Ich denke, sie werden mit Kriminalität, dem Darkweb und Spekulation in Verbindung gebracht.“

Professor Sergio Rossi von der Universität Fribourg warnt vor den Risiken: „Bitcoin ist aufgrund seiner Volatilität ein Risiko für Geschäftsinhaber. Es ist wichtig, dass sie das erhaltene Bitcoin sofort in Schweizer Franken oder andere Fiat-Währungen umwandeln.“ Er betont auch das Reputationsrisiko durch illegale Transaktionen und die Gefahr von Plattformausfällen.

Fiatwährungen sind Währungen, wie Euro, Dollar oder Franken, die nicht durch Rohstoff, sondern durch die Regierung und Zentralbanken gedeckt sind.

Bitcoin-Zahlungsmittel in Alpen-Stadt Lugano? Lehren aus El Salvador

Luganos Ansatz unterscheidet sich deutlich von gescheiterten Bitcoin-Experimenten. El Salvador machte Bitcoin 2021 zum gesetzlichen Zahlungsmittel, musste diesen Status jedoch im Januar 2025 nach Druck des Internationalen Währungsfonds wieder aufheben. „Die Menschen luden die App herunter, tauschten Bitcoin gegen Dollar und nutzten sie nie wieder“, erklärt Vincent Charles von Unchain Data über das Salvador-Experiment.

Bürgermeister Michele Foletti sieht keine Probleme mit Geldwäsche: „Mafia-Leute sind mehr daran interessiert, Fiatgeld für Geldwäsche zu verwenden. Wenn sie Drogen verkaufen, erhalten sie physisches Bargeld, nicht Bitcoin, weil Bargeld anonymer ist.“ Mittlerweile haben sich 110 Krypto-Unternehmen in Lugano angesiedelt. (Quellen: BBC, Crypto Valley Journal, Cointelegraph, Finanzen.ch, Tico Times) (ank)