Eines der ältesten Häuser Ebersbergs, das sogenannte Mugler-Anwesen, verschwindet – aus Sicherheitsgründen, wie das Landratsamt mitteilt.
Ebersberg – Das Schicksal des historischen Mugler-Anwesens an der Eberhardstraße, eines der ältesten Gebäude Ebersbergs, ist besiegelt. Trotz anderslautender Empfehlung des Landesamtes für Denkmalschutz hat das Landratsamt nun die Abrissgenehmigung erteilt, sagt Behördensprecherin Laura Tendel: „Öffentliche Sicherheit geht vor.“
Diese Einschätzung ist das Ergebnis mehrerer Gutachten und über Jahre währenden Austauschs zwischen Eigentümern und Behörden. Zuletzt hatte das Landratsamt monatelang auf ein Gutachten aus dem Landesamt für Denkmalschutz in München gewartet. Kurz nach der entsprechenden Berichterstattung durch die EZ meldeten Bayerns oberste Denkmalschützer ein Urteil zurück, das auch der Redaktion vorliegt. Demnach brauche es zwar einen erheblichen Aufwand bei der Instandsetzung, doch könne „voraussichtlich jedoch auch ein nennenswerter Anteil an historischer Originalsubstanz gerettet werden“: rund 40 Prozent. „Insofern kann aus denkmalfachlicher Sicht zum aktuellen Kenntnisstand keine Zustimmung zum Abbruch des Baudenkmals in Aussicht gestellt werden“, lautet das Fazit der Behörde, die sich auf ein statisches Gutachten aus dem Juni bezieht.
Das Landesamt habe seit mehr als 20 Jahren wiederkehrend auf den Instandsetzungsbedarf des Gebäudes hingewiesen und habe neben mehreren Untersuchungen auch eine 2010 eingebaute Notsicherung finanziert. Der Kern des Baus stamme aus dem Jahr 1612, mit Umbauten in den Jahren 1712 und 1734/35, was ihn zu einem der ältesten sicher datierten profanen Bauwerke Ebersbergs mache. „Außerdem stellt das Anwesen das letzte Exemplar einer ehemals größeren Anzahl bäuerlicher Anwesen an der Eberhardtstraße dar und ist somit in seiner geschichtlichen Aussage auch für die Stadtgeschichte Ebersbergs von besonderer Bedeutung.“
Abriss: Landratsamt nutzt seinen Spielraum
Das ist nun Makulatur. Denn das Landratsamt hat seinen Spielraum genutzt und im Rahmen einer sogenannten Zumutbarkeitsprüfung anders entschieden. Demnach scheint es der Kreisbehörde eben nicht zumutbar, die Eigentümer zur Instandsetzung des seit Jahrzehnten verfallenden Baus zu zwingen. Hochgekocht war die Debatte, weil direkt am Mugler-Anwesen ein frequentierter Schulweg von der Lehrer-Schwab-Gasse in die Eberhardstraße und Richtung Grund- und Mittelschule verläuft. Wegen akuter Gefahr durch absturzgefährdete Dachplatten hatte ein Statiker geraten, den Weg zu sperren. Seit Februar ist dort deshalb kein Durchkommen mehr.
Es ist schade, dass dieses historische Gebäude verschwindet.
Wann die Abbruchgenehmigung umgesetzt wird, steht laut Bürgermeister Ulrich Proske (parteilos) noch nicht fest und hänge von den Eigentümern ab – und ob sich heuer oder Anfang kommendes Jahr ein Abbruchunternehmen finden lasse. Es sei aber wohl „ziemlich bald“ geplant. Erst dann sei der Durchgang wieder begehbar, „wenn die Gefahrenstelle beseitigt ist“. Proske sagt: „Es ist schade, dass dieses historische Gebäude verschwindet.“ Andererseits, findet er: „Lieber so. Mit einer jahrelangen Hängepartie ist auch niemandem geholfen.“