Hohe Kosten und technische Hürden verhindern bei Altbauten oft den Wechsel von Gasheizung zu Wärmepumpe, wie ein Erfahrungsbericht von Boris Forstner zeigt. Er ist Redaktionsleiter des Weilheimer Tagblatts, der Schongauer Nachrichten und des Penzberger Merkur.
Landkreis – „Die hält ewig“, sagte die Fertighaus-Firma 2004 beim Bau unseres Holzständerhauses zur damals topmodernen Gasheizung. Das „ewig“ waren genau 20 Jahre. Wegen Gasgeruchs im Keller hatte ich unsere langjährige Heizungsfachfirma angerufen, der Mitarbeiter berichtete nach einem kurzen Anruf bei der Herstellerfirma, dass es für die Heizung keine Ersatzteile mehr gebe und legte sie kurzerhand still – ohne ein Wort zu verlieren, wie es weitergehen sollte.
Zum Glück empfiehl mir ein Arbeitskollege seinen Heizungsbaumeister, der gleich anrückte und zufällig im Keller ein Ersatzteil entdeckte, das genau dort passte, wo das kleine Leitungsleck war – damit konnten wir wieder warm duschen. Doch natürlich musste eine dauerhafte Lösung her, und die, das war uns klar, konnte eigentlich nur Wärmepumpe heißen.
Ich kontaktierte drei Firmen. Die erste wollte für den Erstbesuch 300 Euro und dafür ein komplettes Gutachten liefern – das war uns zu teuer und letztlich eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte, als der Chef der zweiten Firma vorbeischaute. Er inspizierte alles, wir diskutierten schon den besten Platz für die Außeneinheit, als er irgendwann fragte, ob wir eine Einrohrheizung haben. Bitte was?
Seine Erklärung: Bei der Einrohrheizung verliert jeder versorgte Heizkörper immer mehr Wärme. Während also beim ersten Heizkörper im Erdgeschoss noch mollige 35 Grad abgegeben werden, bleibt der letzte im Obergeschoss kalt. Eine Nachfrage bei der Hausbaufirma brachte das Ergebnis: Ja, es ist eine Einrohrheizung eingebaut worden. „Das machen wir schon lange nicht mehr, aber damals war es üblich, weil es billiger war.“
Weil die Umrüstung auf zwei Heizstränge viel zu teuer mit wochenlanger Großbaustelle gewesen wäre, bleibe laut Chef des Wärmepumpen-Fachmanns nur die Alternative, die Heizkörper so umzurüsten, dass sie für eine Wärmepumpe geeignet sind. Ist auch viel Aufwand und würde bei uns geschätzt 15 000 Euro kosten. Doch machen die modernen Heizkörper Geräusche, warnte der Fachmann. Als er auch noch überrascht feststellte, dass wir für ein Einfamilienhaus nur vergleichsweise geringe 10 000 Kilowattstunden Gas pro Jahr verbrauchen, winkte er ab: „Da kann ich Ihnen eine Wärmepumpe tatsächlich nicht empfehlen.“
Bei einem Anruf bei der dritten Firma, die einige Tage später vorbeikommen wollte, schilderte ich die Probleme und bekam die Bestätigung: Das funktioniert bei uns tatsächlich nicht. „Die Politik stellt sich das immer so einfach vor, dass auch Altbauten problemlos mit Wärmepumpen nachgerüstet werden können. Aber so ist es eben nicht“, sagte die Mitarbeiterin.
Laut Verbraucherzentrale kostet eine durchschnittliche Wärmepumpe 39 000 Euro. Mit den 30 Prozent Grundförderung wären es für mich noch rund 27 000 Euro, dann eventuell noch 20 Prozent Schnelligkeitsbonus, macht knapp 20 000 Euro. Da sind die 15 000 Euro für die Heizkörper, für deren Umrüstung es natürlich keinen Cent gibt, aber noch nicht drin.
Ich bin eher konservativ, aber durchaus offen für Neues – wenn es sich lohnt. Seit einem Jahr habe ich eine Steckersolaranlage auf dem Garagendach, die tolle Ergebnisse liefert und für die ich noch einen kleinen Speicher besorgen werde, weil ich allein in diesem Jahr 500 Kilowattstunden verschenkt habe.
Eine große Solaranlage auf dem Dach brauche ich derzeit nicht. Dank der kleinen Anlage dürfte sich mein benötigter Strom vom Energieversorger auf unter 2000 Kilowattstunden einpendeln. Das nächste Auto wird wohl ein Plug-in-Hybrid, und wir fahren so wenig, dass ich selbst bei einem reinen E-Auto nicht so viel Strom brauche, wie sie eine große Anlage liefern würde, zumal man fürs Einspeisen bald kein Geld mehr bekommt. Und mit der Wärmepumpe, für die eine große Solaranlage tatsächlich sinnvoll ist, wird es ja nichts.
Weil sich auch die Pläne der Stadtwerke Weilheim für ein Fernwärmenetz in unserem Viertel auf den St. Nimmerleinstag verzögern, habe ich dieser Tage tatsächlich eine neue Gasheizung einbauen lassen, für knapp unter 15 000 Euro. Klar weiß ich, dass Gasnutzung durch die steigende CO2-Abgabe immer teurer wird, ebenso die Leitungskosten durch potenziell immer weniger Nutzer.
Doch bei unseren jährlichen Gaskosten von zuletzt 1200 Euro, die auch in der absoluten Hochpreisphase des Ukraine-Kriegs nicht höher als 1600 Euro lagen, hätte sich etwas anderes nicht rentiert. Bei mehr als 20 000 Euro Unterschied zur Wärmepumpe ist mir der eigene Geldbeutel doch wichtiger als das Weltklima, zumal die neue Anlage den Verbrauch weiter senken dürfte. Ich habe mit vielen Freunden und Arbeitskollegen gesprochen, letztlich konnten die meisten die Entscheidung nachvollziehen. Vielleicht sind die Geothermiepläne der Stadt Weilheim in 15 Jahren reif zur Umsetzung. Ich wäre dann gerne dabei.