Schock im Werk Penzberg: Automobilzulieferer Winning BLW leitet Insolvenzverfahren ein

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Dunkle Wolken über dem Winning-Werk in Penzberg. © Andreas Baar

Der Automobil- und Baumaschinenzulieferer Winning BLW hat Insolvenz angemeldet. Betroffen ist auch das Werk in Penzberg mit rund 240 Mitarbeitern. Die IG Metall läuft Sturm.

Penzberg - Die Winning BLW GmbH mit Sitz in Remscheid und Werken auch in Penzberg und Duisburg hat ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung eingeleitet. Das berichtet am Dienstag (7.Oktober) die IG Metall Weilheim. In Penzberg seien bis zu 240 Beschäftigte betroffen, so 1. Bevollmächtigter Karl Musiol.. Die IG Metall Weilheim sei „höchst besorgt über diese Entwicklung“.

Am Montag beantragte die Winning BLW beim Amtsgericht in Wuppertal das Insolvenzverfahren in Eigenregie - auch das Werk Penzberg ist betroffen

Schuld ist laut Unternehmen die Krise auf in der Autobranche. Wie der WDR heute online meldet, begründet das Unternehmen den Schritt mit derart viel Umsatzrückgang in den vergangenen Monaten, „der nicht kurzfristig kompensiert werden konnte“. Winning BLW ist Zulieferer in der Automobilindustrie, der sich nach eigenen Angaben auf komplexe Präzisionsschmiedeteile spezialisiert hat, hauptsächlich für die Pkw- und Lkw-Produktion.

Verfahren in Eigenverwaltung

Ziel sei das Unternehmen durch das Eigenverwaltungsverfahren zu stabilisieren und sich an die veränderten Marktbedingungen anzupassen, berichtet der WDR mit Berufung auf eine Unternehmensmitteilung. Der Geschäftsbetrieb soll demnach uneingeschränkt weiterlaufen. Die Löhne und Gehälter der Mitarbeitenden an den Standorten Remscheid, Duisburg und Penzberg seien durch das lnsolvenzgeld bis Ende des Jahres gesichert.

Das Unternehmen hat am gestrigen Montag (6. Oktober) beim Amtsgericht in Wuppertal in der Früh das Insolvenzverfahren beantragt. Nachmittag sei dieses bewilligt worden, sagt IG Metall-Vertreter Musiol der Rundschau. Am gleichen Tag noch weilte die Geschäftsführung um 14 Uhr zu einer Betriebsversammlung in Penzberg, am heutigen Dienstag ging es in Duisburg und Remscheid weiter.

IG Metall: „Schlag ins Gesicht“

„Die Nachricht über die Insolvenz ist ein Schlag ins Gesicht der Kolleginnen und Kollegen. Viele von Ihnen haben über Jahre hinweg mit großem Engagement zur Leistungsfähigkeit und zum Erfolg des Unternehmens beigetragen. Zuletzt sind die bayerischen Beschäftigten sogar den Umzug von München nach Penzberg mitgegangen, der für fast alle mit massiven Einschränkungen wegen stundenlanger Pendelei verbunden ist“, erklärt der Weilheimer IG Metall-Bevollmächtigte Musiol. „Geschäftsführer und Gesellschafter müssen jetzt Verantwortung übernehmen. Sie müssen gemeinsam mit dem Sachwalter und der Sanierungsberatung Lösungen für die Zukunft entwickeln, um den Erhalt der Arbeitsplätze und der Standorte zu sichern.“

Transparenz und Einbindung

Die IG Metall fordert Transparenz über die wirtschaftliche Lage und die geplanten Sanierungsschritte, die Einbindung der Beschäftigtenvertretungin alle relevanten Entscheidungen“, eine Zukunftssicherung für die Beschäftigten und „verlässliche Perspektiven“ für die Beschäftigten und ihre Familien. Auch politische Unterstützung, „um die industrielle Basis in der Region zu stärken und den Beschäftigten eine Zukunftsperspektive zu geben“, wird angemahnt.

Vorschläge der Gewerkschaft

Die IG Metall Weilheim hatte bereits vor Monaten „Lunte gerochen“, wie es Musiol nennt. Es habe „erste Hinweise“ auf finanzielle Schwierigkeiten gegeben. die Gewerkschaft schlug laut Musiol Alarm und mobilisierte Betriebsrat sowie Belegschaft: „Wir haben Wissenschaftler des Transformationsprojekts transform.by in den Betrieb geholt, um Maßnahmen für die Zukunft der Arbeitsplätze bei Winning BLW in Penzberg zu entwickeln. Unsere Arbeit steht kurz vor Abschluss. Wir erwarten nun, dass Sachwalter, Sanierungsberater und Geschäftsführer unsere Maßnahmen berücksichtigen und umsetzen“, so der 1. Bevollmächtigte.. „Wir wollen, dass man ernsthaft mit unseren Vorschlägen arbeitet.“ Für Musiol hat das Werk in Penzberg eine Zukunft - weil es keine Autoteile fertige, sondern große Zahnräder für Busse und Lastwagen.

HAP-Werk schloss 2020

Das Winning-Werk an der Seeshaupter Straße in Penzberg hat unruhige Zeiten hinter sich. Im Juli 2020 schloss dort der Hörmann-Konzern, auch ein Automobil- und Lkw-Zulieferer, seinen Standort (wo zuvor MAN und ACP tätig waren) endgültig. Damals waren mehr als 700 Mitarbeiter betroffen.

Mit dem Gelände gab es danach ein Hängepartie. Im Mai 2021 stornierte der Kunststofffertiger Geiger plötzlich und unerwartet seine Einzugspläne. Dann kam Winning BLW, dass zur tschechischen Winning-Gruppe in Brünn gehört: In den Jahren 2022 und 2023 zog das Unternehmen mit seinem Münchner Werk der Bayerischen Leichtmetallwerke, das es 2020 aus der Insolvenzmasse des deutschen Unternehmens Sona gekauft hatte, nach Penzberg.

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