Mietpreis-Irrsinn: Student pendelt regelmäßig 687 Kilometer via Flugzeug – und spart dabei eine Menge

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Viel Geld besitzen Studenten gewöhnlicherweise nicht, ein junger Mann sieht sich zum Flugpendeln gezwungen - aufgrund der Mietpreise.

Vancouver – Als andere von der Idee von Tim Chen erfuhren, blieben ihnen der Mund offen stehen. Der junge Mann pendelt regelmäßig 687 Kilometer von seiner Heimat zu seiner Universität und dabei spart er sich laut eigenen Aussagen eine Menge Geld. Grund dafür sind die Mietpreise in der Nähe des Colleges. Chen rechnet sogar vor, was das für ihn bedeutet. Auch in Kassel wurden die Mieter teurer, wie die Auswertung einer Plattform zeigt.

„Etwas stimmt nicht mit dem Land“, oder „was ist nur mit der Wirtschaft hier passiert?“, kommentieren einige Leute unter einen Beitrag des TV-Senders CTV News aus Vancouver, in British Columbia. Der News-Kanal hat einen Bericht über den Studenten Tim Chen, der an der University of British Columbia eingeschrieben ist, gedreht und ein Ausschnitt daraus auf YouTube bereitgestellt. Denn Chen ist kein gewöhnlicher Student, er pendelt von Calgary regelmäßig nach Vancouver. Calgary liegt 687 Kilometer entfernt, ein Flug dauert ungefähr eine Stunde.

College-Student Tim Chen reist regelmäßig 687 Kilometer zur Universität

Die Mietpreise in Vancouver schnellen immer weiter in die Höhe. Was auch Deutsche in Ballungsräumen wie München, Berlin oder Köln kennen, ist in Kanada nicht anders. Das Niveau für Studenten scheint extrem hoch zu sein. „Ich müsste 2500 für die Miete zahlen, das kann ich nicht“, sagt er dem TV-Sender, der dann zeigt, was der junge Mann für die Flüge ausgibt: 1200 Dollar im Monat. Achtmal macht er den Trip in vier Wochen. Laut dem Sender würde ein Einzimmer-Apartment 2100 Dollar im Monat kosten.

„Warum nicht in Calgary bleiben und einen einstündigen Flug nehmen?“, stellt Chen die Frage. Angeblich soll er in Calgary nur 20 Minuten vom Flughafen entfernt wohnen. Chen war schon in einmal in Vancouver beheimatet, zog weg und wollte wiederkommen. Doch nach der dreijährigen Pause sah er die ungewöhnlich hohen Preise. Das Gute an seinem Kunststudium: keine tägliche Anwesenheitspflicht, viele Online-Kurse, die das College auch schon vor Corona anbot.

Laut CTV News gilt Vancouver als teuerste Stadt Kanadas und hat mit 1,9 Prozent Leerstand eine sehr niedrige Quote. Auch ein deutscher Immobilien-Chef kündigt steigende Mieten an. Im weltweiten Ranking 2023 war Vancouver unter den zehn lebenswertesten Städten. Auch andere Beispiele aus der kanadischen Großstadt werden in dem News-Beitrag gezeigt, wie etwa in Wohnmobilen wohnende Studenten. „Das war die einzige rentable Möglichkeit, weil ich mir keine Wohnung leisten konnte“, sagt ein Student, der im Wohnmobil haust. Chen hingegen nutzt den Pendelweg sogar sinnvoll und lernt den Stoff. Glücklicherweise hat er einen nicht so vollgepackten Stundenplan, bis er den Abschluss macht und muss nicht täglich fliegen. An der UBC standen viele Online-Kurse auf dem Tagesplan – schon vor der Corona-Pandemie.

Chen muss auch kritische Stimmen für seine Route einstecken, bekommt dann Rückendeckung von anderem Student

Der Beitrag wurde auch im Portal Reddit gepostet und die User diskutieren. Viele finden es schockierend: „Jesus Christus, das ist verrückt“ und „In was für einer dummen Welt leben wir eigentlich?“, fragen sich einige. Während er in Calgary bei seinen Eltern lebend einige Cent spart, ernte er aber auch Kritik von einigen Usern, die meinen, dass das Leben als Student auch aufgrund des Wohnortes und der Erfahrung nicht mit Geld aufzuwiegen sei.

Ein UBC-Student, der den Beitrag gesehen hat, kann aus eigener Erfahrung erzählen, warum der Weg von Chen gar nicht so sinnlos ist, wie er auf den ersten Blick scheint: „UBC ist am westlichsten Punkt Vancouvers gelegen, um dorthin aus Wohngegenden zu kommen, braucht es zwischen eineinhalb und zwei Stunden. Das sind normale Zeiten für Menschen, die nicht am Campus wohnen. Somit ist seine Anreise gar nicht so verrückt. Plätze in Studentenwohnheime sind enorm schwer zu bekommen, du musst auf eine Warteliste und brauchst durchschnittlich zwei Jahre, bevor du dort einziehen kannst. Weil er nicht so oft dort hin muss, ergibt das Pendeln für ihn Sinn.“ 

Auch Gießener Studenten-Wohnheime sind im Wandel, die Ansprüche der Mieter sind nämlich gestiegen. (ank)

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