Wer seine Hirnleistung verbessern will, sollte eine Sache bleiben lassen

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Eine neue Studie zeigt, worin kluge Menschen besonders gut sind. Die Autorin weiß, was wir beachten müssen, wenn wir unser Gehirn trainieren wollen.

„Unterdurchschnittlich“: So schnitten Probanden einer Studie ab, die über Monate hinweg Aufsätze mithilfe von ChatGPT schrieben und deren Gehirnaktivität mit anderen verglichen wurden, die Google oder keine Hilfsmittel nutzten. Die Hirnforscher des Massachusetts Institute of Technology waren alarmiert und veröffentlichten ihre Ergebnisse, noch bevor sie von unabhängigen Experten überprüft wurden.

Macht KI uns dümmer? Was schadet unserer Intelligenz? Und wie können wir unsere Gehirnleistung trainieren? Eine, die Grundlagenforschung betreibt, um irgendwann Antworten auf ein paar dieser Fragen zu haben, ist Anna-Lena Schubert. Sie ist Professorin an der Mainzer Johannes Gutenberg-Universität und beschäftigt sich mit neurokognitiven Grundlagen der Intelligenz.

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Spiele, die die Gehirnleistung verbessern sollen, helfen nur bei einer Sache. (Symbolbild) © imagebroker/Imago

Studie zeigt Zusammenhänge zwischen Intelligenz und dynamischen Prozessen im Gehirn

Schubert hat eine Studie durchgeführt, für die 148 Probandinnen und Probanden im Alter von 18 und 60 Jahren in einem Moment per Tastendruck entscheiden mussten, ob eine Zahl gerade oder ungerade ist, und im nächsten, ob sie größer oder kleiner als fünf ist. Währenddessen wurde ihre Gehirnaktivität aufgezeichnet. Zuvor absolvierten sie Intelligenztests.

„Wir fanden heraus, dass bei klügeren Menschen bei diesen Aufgaben eine präzisere und flexiblere Koordination von langsamen Gehirnwellen (Theta-Wellen) stattfindet“, sagt die Psychologin Schubert BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA. Ihr Gehirn ist also besonders gut darin, in kritischen Phasen zielgerichtetes Denken zu unterstützen.

Theta-Wellen seien eng mit kognitiven Kontrollprozessen verbunden. Sie würden uns dabei helfen, Ablenkungen auszublenden, etwa ein piepsendes Handy bei der Arbeit oder wenn man in einer vollen Bahn ein Buch lesen möchte, erklärt die Intelligenz-Forscherin. „Menschen mit stärkerer Theta-Konnektivität können sich besser fokussieren und den Fokus schneller wiederfinden, auch wenn sie zwischen Aufgaben wechseln müssen.“

„Bringt nicht mehr so viel“: Wie wir unsere Hirnleistung verbessern können

Neue Trainingsmethoden für unser Gehirn auf Basis dieser Erkenntnisse liegen noch in weiter Ferne, betont Schubert. Und was ist mit Sudoku, Memory und anderen Spielen? „Bei kognitivem Training oder sogenannten ‚Brain Games‘, werden wir meist nur in dieser spezifisch trainierten Aufgabe besser“, sagt die Psychologin. Das, was Menschen ja eigentlich wollen würden, dass sich die verbesserte Leistung bei einem Spiel auch auf andere Aufgaben übertrage, „scheint extrem schwierig zu sein“.

Hilfreich für die Hirnleistung sei, etwas Neues zu lernen – eine neue Sportart oder eine neue Sprache zum Beispiel. Aber: „Die positiven Effekte auf die Intelligenz und das Gehirn, wenn wir etwas Neues lernen, sehen wir vor allem in den ersten Monaten“, sagt Schubert BuzzFeed News Deutschland. „Nach zwei, drei Jahren Italienisch, kann ich zwar die Sprache besser, was hilfreich für den Italien-Urlaub ist, aber das bringt meiner Intelligenz nicht mehr so viel.“

Menschen, denen es nur um ihre Hirnleistung geht, sollten also vermeiden, nur irgendetwas zu lernen, sondern lieber immer wieder etwas Neues lernen. „Ältere Erwachsene, die sich immer wieder neuen, stimulierenden Umgebungen aussetzen, altern geistig langsamer“, erklärt Schubert. Wer hingegen sein Gehirn wenig benutze, riskiere, dass kognitive Fähigkeiten schneller nachließen. Eine Folgestudie, für die noch Teilnehmende ab 40 Jahren aus dem Rhein-Main-Gebiet gesucht werden, soll nun klären, welche Prozesse zum effizienteren Zusammenspiel der Hirnregionen beitragen.

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