Landwirtschaft in Miesbach: Milchtankstelle am Biohof Oberlinner
Landwirte in Miesbach erweitern ihr Angebot, um ihre Existenz zu sichern. So bietet der Biohof Oberlinner nicht nur einen Hofladen, sondern jetzt auch eine Milchtankstelle an.
Miesbach – Insbesondere kleine landwirtschaftliche Betriebe sind derzeit durch hohe Investitionskosten, fehlende Nachfolge und steigendem regulatorischen Druck betroffen. Viele Landwirte reagieren darauf mit Diversifizierung, um ihre Existenz zu sichern. Dabei erweitern oder ergänzen die Betreiber ihr Angebot. Ein Beispiel dafür, wie das funktionieren kann, ist der Biohof Oberlinner in Wies. Neben einem Hofladen betreibt die Familie seit Kurzem auch eine Milchtankstelle.
„Die Zahl der Milchviehhalter in Bayern nimmt stetig ab“, erklärt die Öko-Modellregion Miesbacher Oberland ÖMR). Während es im Jahr 2023 23.365 Milchviehhalter gab, waren es 2022 noch 24.278 und 2021 sogar 25.208. „Besonders kleine Betriebe sind von diesem Rückgang betroffen. Gründe dafür sind unter anderem hohe Investitionskosten zur Verbesserung des Tierwohls, fehlende Nachfolger auf Familienbetrieben und zunehmende Konkurrenzfähigkeit.“
Auch neue Gesetze und strengere Vorschriften setzen die Landwirte unter Druck. „In diesem herausfordernden Umfeld setzen immer mehr Landwirte auf Diversifizierung, um ihre Existenz langfristig zu sichern. Durch die Diversifizierung können betriebliche Ressourcen optimal genutzt und das unternehmerische Risiko auf mehrere Standbeine verteilt werden. Zudem trägt diese zu einer höheren Wertschöpfung bei“, erklärt die ÖMR.
Diversifizierung um Existenz der Bauern zu sichern
Es gibt unterschiedliche Formen der Diversifizierung, sodass jeder Betrieb eine individuelle Lösung finden muss. Dabei spielen unter anderem Kriterien wie Betriebsform, Standort, berufliches Interesse, Kundenkontakt und finanzielle Ressourcen eine wichtige Rolle. Zu den verschiedenen Arten der Diversifizierung zählen die Direktvermarktung über Hofläden, Wochenmärkte, Gastronomie, Abo-Kisten oder Liefer- und Bestellservice. Aber auch Urlaub auf dem Bauernhof, Hofcafés, Bauernhofpädagogik, Erneuerbare Energien wie Biogas- und Photovoltaikanlagen und diverse Freizeitaktivitäten.
Im Miesbacher Oberland gibt es einige Betriebe, die laut ÖMR beispielhaft für die Diversifizierung sind – so auch der Biohof Oberlinner. Der Milchviehbetrieb wird seit 2020 von Katharina und Tobias Müller geführt. Vor zwei Jahren eröffneten sie ihren Hofladen. Dort verkaufen sie neben Bio-Milchprodukten auch zum Beispiel Fleisch, Wurst und Fertiggerichte aus eigener Herstellung. Seit August gibt es dort auch die Möglichkeit, frische Rohmilch selbst zu zapfen. Dafür steht ab sofort eine Milchtankstelle im Verkaufsraum.
Sieben Milchtankstellen im Landkreis Miesbach
Die Milchtankstelle wird mit 50 Prozent Förderung aus dem Verfügungsrahmen Öko-Projekte der Öko-Modellregion unterstützt. Kunden können ihre Milch dort täglich zwischen 6 und 21 Uhr zapfen und zu einem Preis von 1,50 Euro pro Liter kaufen. Ein Wunsch der Familie ist, das Angebot um die sogenannte A2-Milch zu erweitern, die für Menschen mit Laktoseintoleranz besser verträglich sein soll.
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Im Landkreis Miesbach gibt es noch sieben weitere Milchtankstellen, an denen Kunden ihre Milch selbst zapfen können. Diese befinden sich in Bayrischzell, Gmund, Holzkirchen und Miesbach. Fast alle Milchtankstellen sind rund um die Uhr geöffnet.
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