Große Erleichterung für Reisende soll noch im August kommen – aber nicht alle Flughäfen sind dabei
Eine Handgepäck-Regel stört viele Flugreisende. Bald jedoch könnte sie passé sein: Die EU-Kommission erlaubt eine neue Technologie an Flughäfen.
Brüssel – Seit gut 20 Jahren müssen Flugreisende mit Handgepäck eines vor Reiseantritt unbedingt im Hinterkopf haben: Flüssigkeiten dürfen nur in kleinen Mengen im Handgepäck mitgeführt werden, erlaubt sind maximal 100-Milliliter-Behältnisse. Und selbst die müssen allesamt in einen transparenten 1-Liter-Plastikbeutel passen, wie mitunter der ADAC und Reiseportale wie Holiday Extras hinweisen.
Nun könnte allerdings bald Schluss sein mit der Vorgabe an Flughäfen, an der sich nicht wenige Reisenden stören: Denn wie jüngst bekannt wurde, feilt die Europäische Union an einer Genehmigung für neue Scanner-Techniken an Flughäfen. Dadurch soll Passagieren die Mitnahme von Flüssigkeiten von bis zu zwei Litern im Handgepäck ermöglicht werden – und das mitunter auch an deutschen Flughäfen.
CT-Scanner sollen Reisenden die Mitnahme von bis zu zwei Litern Flüssigkeit im Handgepäck erlauben
Der Ein-Liter-Klarsichtbeutel mit 100-Milliliter-Fläschchen für Kosmetika und Flüssigkeiten könnte für Reisende bald Geschichte sein, berichten mehrere Medien wie die AFP und die Deutsche Presse-Agentur (dpa) übereinstimmend. Eine neue Technik, sogenannte CT-Scanner, sollen an Flughäfen auch größere Flüssigkeitsmengen erfassen können und so sicherstellen, dass Reisende keine verbotenen Substanzen im Gepäck mitführen.
Den CT-Scannern kommt zugute, dass sie in Italien – an den Flughäfen Mailand und Rom – bereits getestet wurden. Laut der EU-Kommission steht ihrer Zulassung damit nichts mehr im Wege. In den nächsten Tagen soll es soweit sein, berichtet Andreas Meyer-Feist, ARD-Korrespondent in Brüssel Ende Juli.
Viele EU-Staaten wollen sich an der neuen Technologie für Flughafenkontrollen beteiligen und die 100-Milliliter-Regel kippen
Nach 2024 ist es nun bereits der zweite Versuch, die von vielen beanstandete 100-Milliliter-Regel im Handgepäck für Flugreisende zu kippen, schreibt der Westdeutsche Rundfunk (WDR). Auch an einigen deutschen Kontrollpunkten war die Regel bereits aufgehoben worden. Dann kamen bei der EU allerdings Zweifel an der Zuverlässigkeit der Scanner auf und die 100-Milliliter-Regel galt wieder an sämtlichen europäischen Flughäfen. Nun also soll es ein neuer Anlauf richten.
Am Freitag, dem 25. Juli 2025, hat die EU ein Siegel für die ersten Konfigurationen von Flughafenscannern vergeben, wie ein Sprecher der EU-Kommission dem Portal Reisereporter sagte. Die neue Technologie kann aber nur an Flughäfen zum Einsatz kommen, die mit modernen CT-Scannern ausgestattet sind. Genauer gesagt geht es um das Modell Hi-Scan 6040 CTiX vom Hersteller Smiths Detection. Diese Geräte liefern ein dreidimensionales Bild des Gepäcks und erkennen Flüssigkeiten, sowie Gels und Sprays. Auf das Ausräumen des Gepäcks könnte damit bald getrost verzichtet werden.
Wie der Sprecher der EU-Kommission dem Reisereporter mitteilte, seien etwa 700 Geräte des bestimmten Scannertyps in Flughäfen in rund 21 Mitgliedstaaten der Union im Einsatz oder werden dort installiert. Unter den Ländern seien neben Deutschland auch Österreich, Italien, Frankreich, Griechenland, die Staaten des Baltikums, skandinavische Länder wie Dänemark und Schweden, aber auch Frankreich, Griechenland und Irland sowie einige weitere. Doch nach und nach könnten immer mehr Flughäfen in weiteren europäischen Ländern hinzu kommen, sobald „andere derzeit getestete Gerätekonfigurationen das EU-Gütesiegel erhalten“, so der EU-Sprecher wweiter.
Flughäfen zeigen sich gegenüber der neuen CT-Scanner skeptisch
Bereits jetzt sind die erforderlichen Scanner an mehreren großen Flughäfen in Italien installiert – darunter Mailand-Malpensa, Rom-Fiumicino, Bologna, Turin, Catania und Bergamo. In Deutschland sind die Modelle am Flughafen München im Einsatz. In der Schweiz gibt es sie im Pilotbetrieb aktuell bereits am Flughafen Zürich. Wann die Freigabe von bis zu zwei Litern Flüssigkeiten im Handgepäck kommt, steht noch nicht endgültig fest. Dem Branchenmedium Aerotelegraph zufolge könnte es aber eventuell schon im August so weit sein.
Auch wenn die neuen CT-Scanner Kontrollen sichererer und zeitlich effizienter machen und Reisenden mehr Freiheiten bei der Gepäckmitnahme geben sollen, sind Vertreter europäischer Flughäfen nicht nur durchweg positiv gestimmt, sondern üben mitunter auch deutliche Kritik an der Technologie. Die nun erfolgte späte Rezertifizierung der Smiths-Detection-Geräte mitten in der touristischen Hochsaison sei „symptomatisch für strukturelle Mängel im derzeitigen Prüf- und Zertifizierungssystem der EU“, so der Flughafenverband ACI Europe.
In Großbritannien wurden die Geräte bereits im April freigegeben, die EU ließ sich fast vier Monate länger Zeit. Auch andere Hersteller hätten längst vergleichbare Technologien entwickelt, argumentiert der ACI weiter. Doch noch immer warten sie auf die Zertifizierung ihrer Produkte. Flughäfen, die auf diese Systeme gesetzt haben, müssen also vorerst weiterhin die 100-Milliliter-Regel anwenden, obwohl ihre Technik mehr leisten könnte. (fh)