Mediatorin Stephanie Huber - Hören Sie endlich auf zu Jammern! So befreien Sie sich aus der Opferrolle
Wer kennt es nicht: Statt Probleme zu lösen, suchen wir nach Schuldigen. Doch diese Haltung hält uns nur auf. Mediations-Spezialistin Stephanie Huber zeigt, wie wir Eigenverantwortung übernehmen und Konflikte wirklich klären können.
Wir sind eine Gesellschaft, die durch die Brille der eigenen subjektiven Meinung beurteilt. Genau das, was wir für richtig empfinden, ist das Nonplusultra. Aber leider nur für uns, denn für unseren Partner, Nachbarn oder Kollegen geht „richtig“ vielleicht ganz anders. Und schon sind wir mittendrin im Konflikt, nämlich dann, wenn die Dinge nicht so laufen und sind, wie wir sie uns wünschen. Es scheint fast so, als ob die Menschen immer intoleranter würden. Es ist auf jeden Fall einfacher zu sagen, der andere ist schuld, als Eigenverantwortung zu übernehmen.
Solange wir Schuldige suchen, sind wir in der Opferrolle. Eine Position, die Aufmerksamkeit und Mitleid einbringen kann. Jedoch ist das keine Position, die Eigenverantwortung erkennen lässt. Ganz im Gegenteil. Anstatt die Schuld bei anderen zu suchen, beim Partner, beim Chef oder bei der Regierung, die angeblich alles falsch macht, könnten wir aufhören, alles zu bewerten und die Entscheidung treffen, eigenverantwortlich zu handeln. Dann wäre die Welt definitiv friedlicher.
Über Stephanie Huber

Stephanie Huber ist Gründerin und Geschäftsführerin der konSENSation GmbH. Sie arbeitet als Mediatorin mit dem Schwerpunkt Wirtschaftsmediation und Konfliktmanagement und hilft Firmen und Führungskräften, das Betriebsklima zu verbessern.
Eigenverantwortung übernehmen
Wir reden unendlich über das Problem, alle Facetten werden beleuchtet und ggf. durch die Medien gezogen. – Als Konfliktmanagerin stelle ich oft die Frage: „Worum geht es wirklich?“ – manchmal könnte man den Eindruck gewinnen, dass das einfach vergessen wird. Dabei geht es um die Klärung und nicht um das Problem. Klärungen herbeiführen heißt, Entscheidungen treffen und nicht zu warten, bis die anderen es für einen tun. Eigenverantwortung beginnt mit der Entscheidung und endet dort, wo ich zufrieden bin mit dem Ergebnis.
Dann wenn wir alle unser Möglichstes tun, dann wenn wir alle eigenverantwortlich agieren, dann warten wir nicht mehr darauf, schimpfen zu können, dass jemand anderes es falsch macht.
Es scheint immer der andere schuld bzw. der Auslöser dafür zu sein, dass wir uns ärgern oder streiten. Weil er, weil sie … weil es immer einen Grund zum Streiten gibt. Wir diesen jedoch nur selten bei uns selbst suchen. Was können wir schließlich dafür, dass der andere so eine kontroverse Meinung vertritt oder sich so dermaßen unverschämt verhält.
Jemandem die Schuld zu geben heißt, ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Tat, bei der derjenige gegen Werte und Normen verstoßen hat, zu verurteilen. Jemand ist ursächlich für eine Verfehlung oder ein Versagen verantwortlich. Die Verantwortung wird abgegeben.
Praxisbeispiele
Wenn Sie dem Chef die Schuld geben, könnten Sie sich fortbilden und selbst Vorgesetzter werden. Dann könnten Sie es besser machen, anstatt Ihrem jetzigen Chef die Schuld zu geben, dass Ihr Job mies ist.
Wenn Sie den Politikern die Schuld geben, könnten Sie selbst in die Politik gehen und dort für Verbesserung sorgen.
Wenn der Kollege oder Partner schuld ist, dass Sie sich streiten, könnten Sie Verantwortung übernehmen und den ersten Schritt auf ihn zu machen.
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Es gibt immer Lösungen
Anstatt die Frage nach Schuld zu erörtern, wäre es wichtiger, die Bereitschaft zu fördern, Klärung zu erwirken.
Wenn Ihnen jemand die Schuld zuschieben will, können Sie ganz souverän antworten:
„Okay, dass mag Ihre Sichtweise sein. Die kann ich so stehen lassen. Können wir uns bitte darauf konzentrieren, wie … nicht wieder vorkommt?“ Oder: „Ich bedaure, diesen Eindruck vermittelt zu haben. Bitte lassen Sie uns möglichst sachlich über eine adäquate Klärung sprechen.“
Jeder, dem Schuld in die Schuhe geschoben wird, ob berechtigt oder nicht, entscheidet eigenverantwortlich, ob er diese Diskussion eingeht. Zum Problem wird die Schuldfrage erst dann, wenn zwei Personen darüber unterschiedlicher Meinung sind.
Lassen Sie besser die Frage nach der Schuld beiseite und wenden Sie sich direkt der Klärung Ihres Problems zu. Auf den ersten Blick ist es manchmal schwer zu erkennen. Aber hinter Schuldzuweisungen verstecken sich Bewertungen.
Es ist einzig und allein Ihr Leben. Jede Minute davon können Sie bewusst entscheiden, wie Sie es verbringen wollen. Ich höre bereits Ihre Gedanken: Aber die Umstände, aber mein Chef, aber meine Partnerin … Halt! Stopp! Sie sind nicht in der Opferrolle – es ist einzig und allein Ihre Entscheidung, wie Sie leben wollen. Mit allen Konsequenzen, die Ihre Entscheidung mit sich bringt.
Wenn Sie mit einem Narzissten als Chef leben wollen, bitte, dann tun Sie es – aber jammern und klagen Sie nicht über ihn, sondern übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Leben. Natürlich hat jede Ihrer Handlungen in der Folge Konsequenzen, vielleicht haben Sie weniger Geld zur Verfügung, einen weiteren Weg zur Arbeit … es ist und bleibt Ihr Leben. Entscheiden Sie sich bewusst, ob Sie es in der Opferrolle leben oder selbstbestimmt – aber dann machen Sie keine anderen Umstände dafür verantwortlich. Die sind nur vorgeschoben, um in der Opferrolle bleiben zu können.
Es ist Ihr Leben, und es ist Ihre Frage, wie Sie es führen wollen!
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