Günstige Strompreise für 2025 täuschen: Netzentgelte werden zur Kostenfalle
Verbraucher profitieren derzeit von günstigen Stromtarifen. Trotz der scheinbar sinkenden Netzentgelte überwiegt jedoch ein bestimmter Kostenfaktor deutlich. Haushalte werden 2025 erneut tiefer in die Tasche greifen müssen.
Hamburg – Im Oktober sind die Strompreise so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr. Durchschnittlich kostet eine Kilowattstunde (kWh) am Dienstag, 29. Oktober, rund 23,39 Cent bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh, wie das Vergleichsportal Verivox berichtet. Kunden profitieren dadurch aktuell von besonders günstigen Stromtarifen. Auch die Entwicklung der Netzentgelte scheint Entlastung zu bringen: 2025 werden die Netzentgelte bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh um 11 Euro niedriger ausfallen als im Vorjahr. Doch das täuscht, denn eine neue Analyse zeigt: Zwar werden die Netzentgelte günstiger, doch ein anderer Kostenfaktor steigt deutlich.

Höchste Netzentgeltgebühren im Jahr 2024 – 11 Euro weniger im nächsten Jahr
Stromnetzentgelte sind die Gebühren, die jeder Haushalt für die Nutzung des Stromnetzes bezahlen muss. Diese machen mittlerweile über 30 Prozent der Stromkosten aus. Gerade durch den intensiven Ausbau von erneuerbaren Energien, der die Kosten der Netzentgelte in die Höhe steigen ließ, erreichten die Stromnetzgebühren im Jahr 2024 ihren Höhepunkt. Im Durchschnitt sind 439 Euro bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh in diesem Jahr angefallen. Für das kommende Jahr sehen die Preise bereits besser aus, Verivox rechnet hier mit Gebühren von nur noch 428 Euro – also 11 Euro weniger als im Vorjahr.
Jahr | Stromnetzgebühren bei 4000 kWh Jahresverbrauch (netto) |
---|---|
2025 | 428 Euro |
2024 | 439 Euro |
2023 | 350 Euro |
2022 | 302 Euro |
2021 | 293 Euro |
2020 | 290 Euro |
Darum zahlen Haushalte am Ende für die Netzentgeltgebühren doch mehr
Eine Analyse des Energieversorgers Lichtblick kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis: Stromkunden müssen im Jahr 2025 weiterhin tief in die Tasche greifen. Zwar erkennt Lichtblick den sinkenden Trend der Netzentgelte an und berichtet, dass diese laut eigenen Berechnungen bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh im Durchschnitt um etwa 39 Euro zurückgehen. Dennoch steigen die Gebühren für die Netz-Umlagen im kommenden Jahr deutlich an. Addiert man die Netzentgelte und die Netz-Umlagen, ergeben sich Gesamtkosten von 526 Euro für 2025, was laut der Analyse vier Euro mehr ist als im Vorjahr.
Unter der Netz-Umlage fallen die sogenannte §19-Umlage und die Offshore-Netzumlage an, die Kostensteigerungen von 37 Euro beziehungsweise 6 Euro verursachen. Beide Umlagen sollen die Stromkunden insbesondere in Regionen entlasten, in denen höhere Kosten durch den Ausbau der erneuerbaren Energien anfallen. Die Offshore-Netzumlage ist speziell für den Ausbau von Windparks auf See ausgelegt, dessen Bau hohe Kosten verursachen kann.
„Wachsende Belastung für Verbraucher“: Lichtblick fordert Maßnahmen zur Reduzierung der Kosten
Die Maßnahme, die die Bundesnetzagentur Ende August festgelegt hat, soll Verbraucher in diesen Regionen um bis zu 200 Euro entlasten. In nördlichen Regionen wie Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein beträgt die Entlastung im Vergleich zum Vorjahr etwa 100 bis 150 Euro. Im Netzgebiet Bayernwerk werden Haushalte um 43 Euro entlastet. Insgesamt profitieren laut Lichtblick-Analyse 178 von 867 Netzregionen von dieser Maßnahme.
Für den LichtBlick-Sprecher Ralph Kampwirth sind die Stromnetzgebühren insgesamt noch zu hoch. „Die Finanzierung der Netze wird zu einer wachsenden Belastung für Verbraucher und Verbraucherinnen“, erklärt er in einer Mitteilung. In dem Bericht empfiehlt Lichtblick dringend, die Anzahl der Netzfirmen in Deutschland zu reduzieren. Die hohe Anzahl an regionalen Netzen sei ineffizient und teuer, und die staatlich garantierten Renditen für die Netzbetreiber seien zu hoch.