Eleonore Philipp packte mit Kampfgeist und Fantasie an

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Hatte einen tiefen Drang, die Vergangenheit zu verstehen: Eleonore Philipp, die nun im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Das Bild zeigt sie mit ihrem Mann Hans. © privat

Zeitgeschichtsforscherin Eleonore Philipp ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

Niederroth – Erinnerungen an Eleonore Philipp gibt es unzählige. Man mag ihre Verdienste um die Heimatforschung, die KZ-Gedenkstätte und die Aufarbeitung der NS-Zeit gar nicht alle aufzählen. Nun ist die Niederrotherin im Alter von 89 Jahren gestorben.

Über Jahrzehnte Zeitgeschichte erforscht

Die gebürtige Badenserin war über Jahrzehnte nicht nur im Verein „Zum Beispiel“ Dachau oder im Heimatverein Indersdorf engagiert. Sie war auch von 1980 bis 1995 Mitarbeiterin der Dachauer KZ-Gedenkstätte. In dieser Funktion ermöglichte sie etlichen Autoren und Forschenden den Zugang zu den Archiven. Lange suchen musste Eleonore Philipp dabei nie. „Sie wusste, wo was ist“, erinnert sich Heimatforschein Anna Andlauer.

„Sie war eine Zeitgeschichtsforscherin durch und durch. Sie hatte einen tiefen Drang, die Vergangenheit zu verstehen“, fasst Anna Andlauer die Intention Philipps zusammen. Sie war auch eine Frau, die alles mit „Kampfgeist und Fantasie“ anpackte, wie Eleonore Philipps Tochter Christine Cinbas ihre Mutter beschreibt. Geboren wurde Eleonore Philipp als Eleonore Bosch am 3. Februar 1935 in Achern in Baden. Beruflich war die Wahl-Indersdorferin vielfältig tätig. Als gelernte Kontoristin besuchte sie die Höhere Handelsschule, bildete sich fort und arbeitete später in einer Anwaltskanzlei, im Pfarrbüro von Pfarrer Köbl in Dachau und auch bei der Stadt Dachau. 1975, nach der Scheidung von ihrem ersten Mann Hansjörg, gründete sie einen Verein für Alleinerziehende, organisierte dort Ausflüge und Urlaube und gab praktische Lebenshilfe.

1988 tart sie in die SPD ein

1988 trat sie in die SPD ein, lernte dort ihren späteren Mann Hans Philipp kennen und zog zu ihm nach Indersdorf. 2003 verlieh ihr die Stadt Dachau die Bürgermedaille für ihre besonderen Verdienste. Eine Ehrung des Freistaates Bayern – den bayerischen Verdienstorden – hingegen lehnte sie ab. „Die Einladung dazu kam erst zwei Tage vorher. Sie war damals schon über 80, und das war ihr zu kurzfristig“, erinnert sich Tochter Christine. Aber auch der Umstand, dass sich in ihrer Zeit in der KZ-Gedenkstätte kein einziger Ministerpräsident hatte sehen lassen, hatte Philipp zu diesem Schritt bewogen, wie ihre Tochter betont.

Tief geprägt war Eleonore Philipp auch von ihrem katholischen Glauben. Als „Triumph ihres Lebens“ bezeichnet Anna Andlauer daher auch den Umstand, dass es der Verstorbenen gelungen war, 1995 die als verschollen gegoltene, sogenannte „Dachau-Messe“ aufzuspüren, die 1944 im Konzentrationslager Dachau in der Baracke 26 uraufgeführt werden durfte.

Die Messe erklang 1998 und 2016 nach Jahrzehnten wieder Dachau, was nur der akribischen und engagierten Arbeit Philipps zu verdanken ist. In ihrer Forschungsarbeit hatte sie immer ein besonderes Augenmerk auf die Schicksale katholischer Priester und die Schicksale der Geistlichen im Allgemeinen im Konzentrationslager Dachau und dokumentierte zahlreiche Einzelschicksale im sogenannten „Priesterblock“.

Eleonore Philipp setzte sich stets für ihre Mitmenschen ein. Darüber hinaus war sie auch ein sehr kunstinteressierter Mensch. Die Wegbegleiter sind sich einig: Elenore Philipp hat Spuren hinterlassen, die nie verblassen werden.

sim

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