Weichen beim Tierschutzverein Marktoberdorf neu gestellt

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Der neue Vorstand des Tierschutzvereins (v.li.): Manfred Brandt (Vorsitzender), Tina Pelz (zweite Vorsitzende) und Werner Luitz (Tierbeauftragter) sowie Ex-Vorsitzende Martha Ille, die Chefin des Landesverbands Bayern im Deutschen Tierschutzbund Ilona Wojahn und Wahlleiter Christian Schoenwetter. © Michael Dürr

„Turbulente Versammlungen, das bin ich von Marktoberdorf gewohnt.“ Sollte Ilona Wojahn, ihres Zeichens Chefin des Landesverbands Bayern im Deutschen Tierschutzbund, mit dieser Erwartungshaltung ins Ostallgäu gereist sein, so wurde sie nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil. Bei einer zum Teil hitzig geführten Versammlung mit ausgesprochenen und nicht ausgesprochenen Vorwürfen wurden am Donnerstagabend im Café Greinwald die Weichen beim Marktoberdorfer Tierschutzverein neu gestellt.

Marktoberdorf - Nachdem die bisherige Vorsitzende Martha Ille ihr Amt zur Verfügung gestellt hatte (siehe eigener Bericht), wurde ein neuer Kapitän auf die Kommandobrücke gestellt, ebenso eine neue zweite Vorsitzende gewählt. Bei den Nachwahlen von vier Beisitzern kam im letzten Wahlgang ein Kandidat zum Zug, der ursprünglich gar nicht kandidiert hatte, und schlussendlich wurde ein Posten per Wahl besetzt, den es im Verein noch gar nicht gibt. All das unter den Augen eines Juristen vom Deutschen Tierschutzbund, der als Wahlleiter fungierte.

Die Personalien vorneweg: Neuer Vorsitzender des Tierschutzvereins ist Manfred Brandt, in Marktoberdorf bestens bekannt als Inhaber des Zoo-Fachgeschäfts „Tierisch gut“ und Chef des Aktionskreises Marktoberdorf. Brandt erhielt 39 Ja- bei vier Nein-Stimmen, weitere drei Mitglieder enthielten sich. Fünf Nein-Stimmen und acht Enthaltungen kassierte Tina Pelz, die mit 33-Ja-Stimmen ins Amt der zweiten Vorsitzenden gewählt wurde. Neue Beisitzer sind Lisa Glatz, Thomas Kapelar, Michaela Bockart und Pius Heidler.

Überraschungskandidat Heidler gewinnt vierten Beisitzer-Posten

Alle Genannten waren ohne Gegenkandidat angetreten - mit Ausnahme von Pius Heidler. Der hatte auch noch gar nicht zur Wahl gestanden, als es galt, den vierten neuen Beisitzer zu bestimmen. Für dieses Amt hatten sich ursprünglich Sandra Baldeau und Raphael Rothe beworben. Als auf beide dann je 22 Ja-Stimmen entfielen und guter Rat zunächst teuer schien, stieg Heidler als dritter Kandidat in den Ring - und wurde prompt gewählt.

Neu: Posten eines Tierbeauftragten wird geschaffen

Mindestens ebenso kurios verlief die Wahl für einen Posten, der in den Statuten des Marktoberdorfer Tierschutzvereins gar nicht vorkommt - jedenfalls bislang nicht. Das hängt mit der Satzung des Vereins zusammen, die erst bei der Versammlung am Donnerstagabend in einer neuen Fassung (einstimmig) beschlossen wurde. Darin wird unter anderem geregelt, dass der Vorstand nurmehr auf zwei statt wie bisher für die Dauer von vier Jahren gewählt wird und dass es künftig eine ungerade Zahl von Vorstandsmitgliedern geben soll, um Patt-Situationen zu vermeiden. Nicht zuletzt wird mit der neuen Satzung der Posten eines Tierbeauftragten neu geschaffen.

Obwohl die neue Satzung am Donnerstagabend zwar beschlossen, aber noch nicht rechtskräftig war, wurde die Position gleich besetzt. Dies könne man durchaus so machen, lautete die Einschätzung von Wahlleiter Christian Schoenwetter, Jurist vom Deutschen Tierschutzbund, der eigens aus Oberbayern angereist war und auf der Fahrt mit einer Reifenpanne zu kämpfen gehabt hatte. Gewählt wurde Werner Luitz mit 40 Ja- und zwei Nein-Stimmen bei vier Enthaltungen. Luitz wohnt in Stötten und ist dort auch als Gemeinderat aktiv.

Als die Versammlung aus dem Ruder läuft...

Aus dem Ruder zu laufen drohte die Versammlung bei der Wahl der Vize-Vorsitzenden. Als Tina Pelz für dieses Amt vorgeschlagen wurde, empörte sich ein Paar mit den Worten, „das kann ja wohl nicht wahr sein“. Pelz habe „einen Katzenfund unterschlagen“ und den Kater auf eigene Faust kastrieren lassen. Dies stelle mindestens eine Sachbeschädigung dar, außerdem habe „niemand das Recht, einfach ein Tier einzufangen“. Tina Pelz wies den Vorwurf zurück und betonte, sie habe die Kastration des streunenden Katers aus eigener Tasche bezahlt und die Angelegenheit sehr wohl dem Tierheim gemeldet.

„Die Anschuldigung ist nicht haltbar“, unterstrich Pelz, während das klageführende Paar darauf beharrte: „Das sind Tatsachen, das ist beweisbar.“ Die rhetorische Frage eines Teilnehmers, ob es denn nicht der Anstand geboten hätte, derartige Vorwürfe intern vorzubringen und nicht in aller Öffentlichkeit breit zu treten, griff ein weiterer Teilnehmer mit einer weiteren Frage auf: „Kann man die zwei nicht einfach aus dem Verein hinausschmeißen?“ 

„Wie im Kindergarten“

Wahlleiter Schoenwetter konnte die Situation schließlich insoweit beruhigen, als er feststellte, dass gegen die Kandidatin weder eine Strafanzeige vorliege noch diese verurteilt sei. Deshalb sei Tina Pelz auch wählbar. Das geschah dann auch - und wurde in Teilnehmerkreisen mit lautstarkem Jubel gefeiert. Kommentierte ein Beobachter die Versammlung: „Wie im Kindergarten.“

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