Wegen Kriegsverbrechen - Ex-Mitglied der Kosovo-Befreiungsarmee verurteilt
Etwa 25 Jahre nach Ende des Kosovo-Krieges hat das Kosovo-Sondergericht in Den Haag Pjetër Shala, ehemaliges Mitglied der Kosovo-Befreiungsarmee (UÇK), zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Das berichtet die „Zeit“. Die UÇK führte von 1998 bis 1999 einen bewaffneten Kampf gegen serbische Truppen, um die Unabhängigkeit des Kosovo zu erlangen. Der Angeklagte wurde unter anderem wegen Mordes und Folter schuldig gesprochen.
Vorwurf der Kriegsverbrechen
Der 60-jährige Shala wurde 2021 in Belgien festgenommen und dem Gericht übergeben. Während des Kosovokrieges im Frühjahr 1999 habe er nach Angaben der Anklage gemeinsam mit anderen mindestens 18 Menschen illegal festgehalten und grausam misshandelt. Außerdem soll er am Mord einer Person beteiligt gewesen sein. Die Opfer waren hauptsächlich Kosovo-Albaner, die der Kollaboration mit Serben oder der Spionage beschuldigt worden waren.
Shala war außerdem von Mai bis Juni 1999 in der nordalbanischen Stadt Kukes nahe der Grenze zum Kosovo stationiert. Das berichtet „n-tv“. Dort hielten UÇK-Kämpfer mindestens 40 Menschen unter unmenschlichen Bedingungen fest und folterten sie. Einem Mann wurde ins Bein geschossen. Die UÇK-Kämpfer verweigerten ihm medizinische Versorgung, worauf dieser verstarb.
Aufgebrachte Reaktion des Verurteilten
Shala reagierte aufgebracht auf das Urteil und unterbrach die Urteilsverkündung mit dem Ausruf „mehr, mehr“. Trotz der belastenden Aussagen zahlreicher Zeugen hatte er während des gesamten Prozesses seine Unschuld beteuert. Die vorsitzende Richterin Mappie Veldt-Foglia betonte während der Urteilsverkündung, dass Zeugen in ihrer Heimat eingeschüchtert und bedroht worden waren. Dennoch habe eine Vielzahl von Zeugen, darunter auch Opfer, gegen Shala ausgesagt. „Die Schuld von Pjetër Shala sei zweifelsfrei erwiesen“, heißt es im Urteil.