Rentner (75) stellt Fake-Blitzer im Garten auf - Polizei reagiert überraschend
In Struckum bei Husum in Schleswig-Holstein hat ein 75-jähriger Rentner auf kreative Weise auf das Raserproblem vor seiner Haustür reagiert. Thomas Ketelsen, pensionierter Elektriker und Bastler, stellte ein selbstgebautes Vogelhäuschen im Stil eines Radarkastens in seinen Garten – mit Einverständnis der Polizei.
Seit 1975 immer mehr Verkehr – und Tempo
Seit 1975 wohnt Ketelsen an der Koogchaussee. In den vergangenen Jahren habe der Verkehr zugenommen, nicht zuletzt wegen Navigationssystemen, die die Route zur Nordsee-Insel über die Straße führen. Zwischen den erlaubten 50 Kilometern pro Stunde innerorts und der angrenzenden Landesstraße mit 100 Stundenkilometern sei die Verlockung groß, Gas zu geben. „157 Kilometer pro Stunde waren vor einiger Zeit das gemessene Spitzentempo“, sagte Ketelsen gegenüber „shz.de“.
Im November 2024 hatte der Rentner eine spontane Idee: Statt eines klassischen Vogelhäuschens bastelte er in drei Wochen einen täuschend echten „Blitzer“ – inklusive Antenne, Lampenfuß, Deokappen und Radiogittern. „Da habe ich Blut geleckt und wollte das möglichst genau nachbauen“, sagte er. Nur die Farbe sei absichtlich etwas heller, damit klar sei, dass es sich nicht um ein echtes Gerät handelt.
Reaktionen von Autofahrern und Nachbarn sind positiv
Auch wenn sich bislang kein Vogel eingenistet hat, entfaltet das Blitzerhäuschen seine Wirkung: Viele Autofahrer bremsen, manche hupen oder grüßen freundlich. Die Polizei zeigte sich laut Ketelsen einverstanden – solange das Gerät nicht blitzt. Und auch die Nachbarn seien durchweg begeistert. Selbst ein Diebstahl im Frühjahr konnte die Aktion nicht stoppen: Das Gerät wurde gefunden, repariert – und wieder aufgestellt.
„Ich mache das nicht aus Groll, aber würde mir wünschen, dass die Leute sich an die Geschwindigkeit halten“, sagt Ketelsen. Sein langfristiger Wunsch: Dass die Polizei einmal wieder ein echtes Blitzgerät aufstellt.
9800 Tempoverstöße in nur 24 Stunden
Zeitgleich zum kreativen Einzelengagement meldet auch die Polizei in Bayern alarmierende Zahlen: Beim diesjährigen Blitzermarathon registrierten die Beamten über 9800 Tempoverstöße in nur 24 Stunden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr.
Innenminister Herrmann betonte, dass solche Kontrollen nach wie vor nötig seien, weil „zu viele Tempolimits ignorieren“. Auch ein Fahrer mit 180 km/h auf einer Landstraße gehörte zu den Spitzenreitern.
Geblitzt – was nun? Diese Optionen haben Verkehrssünder
Wer wie Thomas Ketelsen mit zu schnellem Verkehr vor der Haustür konfrontiert ist, weiß: Raserei ist vielerorts ein Problem. Doch was tun, wenn man selbst geblitzt wird?
- Bußgeldbescheid genau prüfen: Achten Sie auf Ort, Uhrzeit, Messwert, Toleranzabzug und Foto – ist der Fahrer klar erkennbar?
- Fristen einhalten: Nach Zustellung bleiben 14 Tage für Einspruch oder Zahlung. Ohne Bescheid verjährt der Verstoß meist nach drei Monaten.
- Einspruch möglich: Bestehen Zweifel an der Messung oder am Verfahren, kann ein schriftlicher Einspruch bei der zuständigen Behörde eingereicht werden.
- Zahlen und abschließen: Wer den Verstoß akzeptiert, sollte das Bußgeld fristgerecht überweisen. Punkte in Flensburg werden automatisch verbucht.
- Rechtliche Hilfe: Bei hohen Strafen, drohendem Fahrverbot oder unklarer Beweislage kann ein Anwalt für Verkehrsrecht helfen.
- Messfehler prüfen lassen: Blitzer müssen regelmäßig geeicht sein – Einsicht in das Messprotokoll kann angefordert werden.
- Fahrerfrage klären: War jemand anderes gefahren, muss dieser nicht zwingend benannt werden. Die Behörde kann aber zur Auskunft auffordern.