Brandgefährlicher Heiratsantrag am Walchensee: Naturschutz-Ranger schreiten ein

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In den beliebten Ausflugsgebieten im Tölzer Land registrierten die Ranger und Naturschutzwächter übers lange Wochenende über 100 Ordnungswidrigkeiten.

Bad Tölz – Es sollte ein unvergesslicher Moment werden. Als Ort für einen Heiratsantrag hatte ein Besucher am vergangenen langen Wochenende (15. bis 17. August) den Walchensee auserkoren. Die Sache hatte nur einen Haken: Weil bei der Inszenierung brennende Kerzen im Spiel waren, schritten die Walchensee-Ranger des Landratsamts ein. Sie mussten auf das Verbot von offenem Feuer in dem Landschaftsschutzgebiet hinweisen. Ob es dennoch ein Ja-Wort gab, ist nicht überliefert.

Vermüllung am Sylvensteinsee: Nach dem langen Wochenende bot sich an einigen Stellen der Schutzgebiete ein unschönes Bild.
Vermüllung am Sylvensteinsee: Nach dem langen Wochenende bot sich an einigen Stellen der Schutzgebiete ein unschönes Bild. © Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen

Einsatz an Isar, Walchensee und Sylvensteinsee

Die Episode zeigt: In den beliebtesten Erholungsgebieten im Landkreis gibt es für die Ranger und die Naturschutzwächter nach wie vor jede Menge zu tun. Schwerer als die missgeleitete Romantik im Einzelfall fällt die schiere Menge der Vorfälle ins Gewicht. Nach dem langen Wochenende hat das Landratsamt am Dienstag eine Bilanz vorgelegt. In den Einsatzgebieten rund um die Isar, den Walchensee und den Sylvensteinsee registrierten die Ranger demzufolge 113 Ordnungswidrigkeiten, bei denen sie die Personalien aufnahmen. In zahlreichen weiteren Fällen beließen es die Einsatzkräfte bei Aufklärungsgesprächen, um bestimmte Verhaltensweisen von vornherein zu verhindern.

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Der am häufigsten registrierte Verstoß war laut Behörden-Sprecherin Marlis Peischer das Einfahren in Schutzgebiete beziehungsweise das dortige Parken. 88 solche Fälle registrierten die Ranger. Achtmal schritten sie wegen Verstößen gegen das Grill- und Feuerverbot ein. Zwölfmal nahmen sie wegen verbotenen Übernachtungen und Missachtung des Nachtparkverbots mit Zelten und Wohnmobilen die Personalien auf. In einem Fall hätten die Ranger einen verbotenen Drohnenflug im Naturschutzgebiet festgestellt, einmal sei gegen die Bootsfahrverordnung auf der Isar verstoßen worden, drei motorbetriebene Wassergefährte waren unerlaubterweise auf dem Walchensee unterwegs.

Eigentlich ist der Walchensee ein friedlicher Ort. Doch Naturschutzwächter haben hier auch einiges zu tun.
Eigentlich ist der Walchensee ein friedlicher Ort. Doch Naturschutzwächter haben hier auch einiges zu tun. © IMAGO/Michael Nguyen

Verbotene Drohnen und Shishas

„Unsere Ranger haben eine Vielzahl von Verstößen dokumentiert, die die empfindliche Natur gefährden“, fasst Franz Steger, Leiter des Sachgebiets Umwelt, zusammen. „Die hohe Zahl zeigt, wie wichtig unsere Kontrollen sind, um die Schutzgebiete dauerhaft zu erhalten.“

Neben der Dokumentation der Verstöße führten die Ranger laut Peischer zahlreiche Aufklärungsgespräche, „um die Besucher für die geltenden Regeln zu sensibilisieren“. So seien 26 Bootsfahrer auf die Bootsverordnung hingewiesen worden. Die Ranger sprachen acht Radfahrer an, die in den Schutzgebieten übernachten wollten. 19 Wohnmobilfahrer informierten sie über die Nachtparkverbote. Und es habe Aufklärungsgespräche mit 22 Nutzern von Gaskochern gegeben. „Zudem wurde bei sieben Personen, die ihren Grill noch nicht in Betrieb hatten, sowie bei vier Shisha-Nutzern auf das Feuerverbot hingewiesen.“

Naturschutz: Situation angespannt

„Viele Naturfreunde möchten die Gebiete genießen, doch es ist entscheidend, die Regeln zu kennen und zu beachten“, betont Steger. „Unsere Ranger leisten hier wertvolle Aufklärungsarbeit, um Konflikte zu vermeiden und die Natur zu schützen.“ Dazu hätten auch Hinweise an Falschparker gehört sowie die Ansprache von 20 Hundehaltern, die ihre Tiere anleinen sollten. Zudem hätten die Ranger Hinweise zum richtigen Verhalten bei Drohnenflügen und zur Müllentsorgung gegeben. Peischer erwähnt auch einen Vorfall außer der Reihe: „In Zusammenarbeit mit einem Jäger wurde ein stark verletzter Fuchs von seinem Leiden erlöst.“

Die Naturschutzwächter des Landratsamts hätten im Verlauf des verlängerten Wochenendes insgesamt 51 Ordnungswidrigkeiten wegen Falschparkens registriert.

Landratsamt will weiter überwachen

„Besonders am Feiertag war die Situation im Gebiet angespannt“, schreibt Peischer weiter. Am Samstag seien dann zwar nur noch wenige Besucher unterwegs gewesen. Vorzufinden war stattdessen jede Menge Müll vom Vortag, aber auch „ein neu aufgebauter Grill, bei dem die Glut noch glühte“. Müll- beziehungsweise Essensreste seien vermutlich von Füchsen verteilt worden.

Steger stellt in der Bilanz aber auch fest: „Insgesamt geht die Entwicklung in die richtige Richtung.“ Viele Erholungssuchende nähmen Rücksicht auf die Natur. Das Landratsamt werde die Schutzgebiete aber auch künftig überwachen und die Bevölkerung für den Naturschutz sensibilisieren, denn: „Nur gemeinsam können wir unsere Natur bewahren.“ (ast)

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