Nächster Schock-Bericht über abgeschnittene Antarktis-Stationen

  1. Startseite
  2. Welt

Kommentare

Auf Antarktis-Stationen wird die Psyche extrem belastet. Nicht jeder scheint dem gewachsen zu sein. Schockierende Vorfälle kommen erneut ans Tageslicht.

Antarktis – Ein alarmierender Vorfall auf der südafrikanischen Antarktis-Forschungsstation Sanae IV hat die extremen psychologischen Belastungen in isolierten Forschungsumgebungen ins Rampenlicht gerückt. Ein Teammitglied soll einen Kollegen angegriffen und mit dem Tod bedroht haben, was zu einem „Klima der Angst und Einschüchterung“ innerhalb der neunköpfigen Crew geführt haben soll. Doch die Station scheint nicht die Einzige zu sein, bei der die Isolation und die extremen Bedingungen auf die Stimmung gedrückt haben soll.

Extreme Bedingungen fordern die Psyche: Antarktis-Station berichtet von Konflikten

Denn unter diesen Bedingungen leben die Forscher auf Sanae IV allemal: Temperaturen von bis zu minus 23 Grad, monatelange Isolation und beengte Wohn- und Arbeitsverhältnisse. Teilnehmer solcher Expeditionen müssen sich vorab strengen psychologischen und medizinischen Tests unterziehen, um sicherzustellen, dass sie der mentalen und physischen Belastung gewachsen sind. Dennoch zeigt der aktuelle Vorfall, dass auch umfangreiche Vorbereitungen nicht vor Konflikten und Eskalationen schützen können.

Der mutmaßliche Täter soll ausgerastet sein, nachdem der Expeditionsleiter eine Planänderung aufgrund der Wetterverhältnisse angeordnet hatte. Per E-Mail, die der Sunday Times vorliegt, erklärte ein Teammitglied, dass ein Kollege einen weiteren Kollegen angegriffen, Morddrohungen ausgesprochen und zudem eine andere Forscherin sexuell belästigt haben soll. Mit der Schock-Nachricht forderte der Verfasser dringend Maßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit des Teams.

Evakuierung aus Antarktis-Station ist kaum möglich – Täter soll „Reue gezeigt“ haben

Eine Evakuierung wäre jedoch wohl frühestens in zwei Wochen möglich, da die extremen Wetterbedingungen eine sofortige Rettung verhindern. Die Station, die sich an der Nordspitze der Antarktis etwa 4.000 Kilometer von Südafrika entfernt befindet, ist aufgrund der Wetterbedingungen nur schwer zugänglich. Doch so weit muss es nun wohl gar nicht kommen.

Abgeschnitten von der Außenwelt: Ein Zweier-Team begibt sich auf einen Helikopter-Flug von der Antarktis-Station McMurdo.
Abgeschnitten von der Außenwelt: Ein Zweier-Team begibt sich auf einen Helikopter-Flug von der Antarktis-Station McMurdo. © ZUMA Press Wire/Imago

Denn laut einer offiziellen Stellungnahme des südafrikanischen Ministeriums, die The South African vorliegt, habe der Beschuldigte „Reue gezeigt“ und sei bereit, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Außerdem hat die Abteilung einen „längerfristigen, nachhaltigen Interventionsprozess durch geschulte professionelle Beratungsdienste implementiert“, um „ein gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen“. Zudem wurde ein Verfahren im Arbeitsrecht eingeleitet, um den Vorfall offiziell zu klären.

Kein Einzelfall: Schockierende Studie zeigt weit verbreitetes Problem in Forschungseinrichtungen

So spannend und wichtig die Forschungen in der Antarktis auch sind, die Geschehnisse auf Sanae IV sind wohl kein Einzelfall. Eine Untersuchung der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) brachte 2023 ans Licht, dass sexuelle Belästigung auf Antarktis-Forschungsstationen ein weit verbreitetes Problem ist. Besonders die US-amerikanische Forschungsbasis McMurdo geriet in die Kritik, nachdem bekannt wurde, dass mehr als die Hälfte der dort stationierten Frauen sexuelle Übergriffe oder Belästigungen erlebten.

Eine Mechanikerin berichtete, dass sie aus Angst vor Übergriffen einen Hammer in ihrem Sport-BH versteckte, um sich notfalls verteidigen zu können. Die Angst werde verstärkt durch die Gewissheit, dass Hilfe von außen nur schwer oder viel zu spät eintreffen könne. Ein Bericht der National Science Foundation zeigte, dass 59 Prozent der Frauen in der Antarktis-Station angaben, sexuelle Belästigungen oder Übergriffe erlebt zu haben, während 72 Prozent das Verhalten ihrer Kollegen als problematisch einstuften. Erst kürzlich sorgte eine junge Frau für Aufsehen, die einen Antarktis-Weltrekord brach. (mg)

Auch interessant

Kommentare