Pflege, Rente, Krankenkassen: So entwickeln sich die Beiträge durch die Ampel

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An mehreren Fronten warnen Experten vor Engpässen verschiedener Kassen. Unter anderem betrifft das die Rente. Wie sieht das im Detail aus?

Berlin – Zum Jahreswechsel kann eine deutliche Mehrbelastung auf Deutsche zukommen. Diese trifft vor allem auf die Pflege und Krankenversicherung zu – doch auch bei der Rente kommen mittelfristig Beitragserhöhungen. Dafür gibt es jeweils unterschiedliche Gründe: Im Rentenversicherungsbericht fordern Experten eine vorzeitige Beitragsanhebung, Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist um die Finanzstärke der Pflegekassen besorgt und in der GKV ist von einem Finanzloch die Rede. Das sind die Details.

Höhere Beiträge in der Rente – Das könnte auf Arbeitnehmer zukommen

Werfen wir zuerst einen Blick auf den Rentenversicherungsbericht. Dabei handelt es sich um eine Prognose, die ein Gremium aus Fachleuten der Rentenversicherung, des Bundesamts für Soziale Sicherung und des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt. In dem Bericht formulieren sie weiter eine Prognose zur Rentenanpassung 2025. Dieser zufolge sollen Rentner im Jahr 2025 mehr Geld erwarten.

Rentner schaut vom Luitpoldhügel auf München.
Rentner schaut vom Luitpoldhügel auf München (Symbolfoto). An mehreren Fronten warnen Experten vor Engpässen verschiedener Kassen. Unter anderem betrifft das die Rente. Wie sieht das im Detail aus? © IMAGO/Wolfgang Maria Weber

Allerdings zeigt die Schätzung auch die Entwicklung der finanziellen Lage der Rentenkasse für die kommenden Jahre. Mittelfristig soll die schwächelnde Wirtschaftskraft der Bundesrepublik, kombiniert mit dem demografischen Wandel, für eine Steigerung des Beitragssatzes sorgen. Im Jahr 2027 soll er schon von 18,6 auf 18,9 Prozent ansteigen. Die Entwicklung bei den Beitragseinnahmen dagegen sollen weit hinter der im Sommer prognostizierten Entwicklung zurückbleiben.

Das hätte wiederum einen deutlichen Einfluss auf das Bruttoeinkommen der Deutschen.

Bruttolohn Rentenbeitrag bei 18,6% Rentenbeitrag bei 18,9 % Rentenbeitrag bei 22,3 %
2000 Euro\t 186,00 Euro/Monat\t 189,00 Euro/Monat\t 223 Euro/Monat
3000 Euro\t 279,00 Euro/Monat\t 283,50 Euro/Monat\t 334,50 Euro/Monat
3500 Euro\t 325,50 Euro/Monat\t 330,75 Euro/Monat\t 390,25 Euro/Monat
4000 Euro\t 372,00 Euro/Monat\t 378,00 Euro/Monat\t 446 Euro/Monat
4500 Euro\t 418,50 Euro/Monat\t 425,25 Euro/Monat\t 501,75 Euro/Monat
4800 Euro\t 446,40 Euro/Monat\t 453,60 Euro/Monat\t 535,20 Euro/Monat
5000 Euro\t 465,00 Euro/Monat\t 472,50 Euro/Monat\t 557,50 Euro/Monat

Arbeitnehmer zahlen dabei denselben Betrag wie ihre jeweiligen Arbeitgeber. Selbstständige müssen die Rentenbeiträge dagegen allein stemmen. Die hier ausgewiesenen Zahlen gelten für sie daher doppelt.

Warnung aus dem Gesundheitsministerium – Pflege-Beiträge müssten drastisch steigen

Bei den Pflegekassen warnt Bundesgesundheitsminister Lauterbach vor finanziellen Engpässen. Zum 1. Januar 2025 will er den Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte auf insgesamt 3,6 Prozent des Bruttolohns anheben. Das hatte Lauterbach am Freitag (8. November) angekündigt. Für Kinderlose, deren Beitrag höher ausfällt, bedeutet das einen Anstieg auf 4,2 Prozent des Bruttolohns. „Diese Maßnahme ist unmittelbar und dringend notwendig“, befand Lauterbach. Andernfalls seien zum Jahresbeginn Turbulenzen für die Pflegekassen zu erwarten.

Bruttolohn Pflegebeitrag bei 3,4 Prozent Pflegebeitrag bei 3,6 Prozent Pflegebeitrag bei 4,0 Prozent Pflegebeitrag bei 4,2 Prozent
2000 Euro\t 68 Euro 72 Euro 80 Euro 84 Euro
3000 Euro\t 102 Euro 108 Euro 120 Euro 126 Euro
3500 Euro\t 119 Euro 126 Euro 140 Euro 147 Euro
4000 Euro\t 136 Euro 144 Euro 160 Euro 168 Euro
4500 Euro\t 153 Euro 162 Euro 180 Euro 189 Euro
5000 Euro\t 170 Euro 180 Euro 200 Euro 210 Euro

Dabei gilt zu beachten, dass Arbeitnehmer und -geber sich die Beiträge teilen. Familien können, je nachdem, wie viele Kinder sie haben, Abschläge vom Pflegebeitrag erhalten.

Aktuell erwartet die Pflegeversicherung für 2024 und 2025 rote Zahlen. Eine Pflegereform mit einer ersten Beitragserhöhung zum 1. Juli 2023, umgesetzt von der Ampel-Koalition, sollte eigentlich eine Sicherung der Pflege-Finanzen bis 2025 einbringen, doch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen, der auch die Pflegekassen vertritt, hatte vor weiter massiv steigender Kosten gewarnt – und klargestellt, dass sich daraus ein größerer Mehrbedarf ergeben müsste.

Nach dem Bruch mit der FDP hat die Minderheitsregierung von SPD und Grünen keine Mehrheit mehr im Bundestag, was bedeutet, dass die Beitragsanhebung noch verhindert werden könnte. Ein schriftlicher Beschluss durch das Kabinett steht noch aus, außerdem muss der Bundesrat noch zustimmen. Sollte der Bundestag die Beitragserhöhung blockieren, so warnt Lauterbach: „würde einigen Pflegekassen nach einer kurzen Übergangsphase die Zahlungsunfähigkeit drohen“.

Kassen-Hammer im neuen Jahr – In der GKV sollen die Beiträge steigen

Auf Versicherte in den gesetzlichen Krankenkassen kommt 2025 ein weiterer Anstieg der Mitgliedsbeiträge zu. Laut der Deutschen Presse-Agentur soll der durchschnittliche Zusatzbeitrag nach dem Jahreswechsel als Orientierungsmarke für die Kassen 2,5 Prozent betragen – 0,8 Prozent mehr als im Jahr 2024. Wichtig dabei: Die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung setzen sich zusammen aus einem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent und einem Zusatzbeitrag, den die Kassen individuell festlegen können. Der Arbeitgeber übernimmt die Hälfte aus beidem kombiniert; die Versicherten zahlen die andere Hälfte.

Die Kassen müssen sich an diese Vorgabe nicht zwingend halten – schon in diesem Jahr hatten einige ihren individuellen Zusatzbeitrag stabil gehalten oder gar gesenkt, anstatt der vorgegebenen Erhöhung zu folgen. Die Erhöhung für 2025 folgt damit einer Berechnung des zuständigen Schätzerkreises, der eine Finanzlücke erwartete. Das berichtete die dpa. Falls eine Kasse ihren Zusatzbeitragssatz erhöht, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht.

Bruttolohn Durchschnittlicher Zusatzbeitrag bei 1,7 Prozent Durchschnittlicher Zusatzbeitrag bei 2,5 Prozent Allgemeiner Beitragssatz bei 14,6 Prozent
2000 Euro\t 34 Euro 50 Euro 292 Euro
3000 Euro 51 Euro 75 Euro 438 Euro
3500 Euro 59,5 Euro 87,5 Euro 511 Euro
4000 Euro 68 Euro 100 Euro 584 Euro
4500 Euro 76,5 Euro 112,5 Euro 657 Euro
5000 Euro 85 Euro 125 Euro 730 Euro
5500 Euro 93,5 Euro 137,5 Euro 803 Euro

Aufgrund dessen, dass die Kassen ihre individuellen Zusatzbeiträge selbst festlegen, kann es für bestimmte Versicherte auch zu einer Beitragsminderung kommen. Dabei kommt es jedoch auf die individuelle Kasse an.

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