Autoexperte Dudenhöffer sieht Opel als Vorbild für VW

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Cat Opel-Strategie als Modell für VW-Aufschwung in Niedersachsen
Montag, 02.12.2024, 06:29

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Schließung des Opel-Werks in Bochum als Vorbild für einen Aufschwung bei Volkswagen. Er nennt mögliche Schritte, um die Probleme bei VW zu lösen und in Niedersachsen neue Perspektiven zu schaffen.

Am 5. Dezember 2014 lief im Bochumer Werk der letzte Opel vom Band. Dann war Schluss, aus, vorbei. Mehr als 20.000 Menschen hatten in der Ruhrgebietsstadt einst Autos der Marke Opel montiert. Kadett, Manta, Astra und später Zafira hießen die Autos, die in Bochum produziert wurden.

Ab den 90er Jahren wurden immer weniger Opel in Bochum zusammengebaut. Zuletzt waren es noch 2700 Menschen, die nach der letzten Schicht plötzlich keine Arbeit mehr hatten. „Das Herz von Opel hat aufgehört zu schlagen“, sagten die Bochumer Arbeiter. Wiederholt sich Geschichte? Denn auch bei Volkswagen werden Werksschließungen nicht mehr ausgeschlossen.

VW in Niedersachsen zu produzieren ist sehr teuer geworden. So wie alles in Deutschland an Wettbewerbskraft verloren hat. Was droht also den Städten und Menschen, wenn Autowerke geschlossen werden?

Über den Top-Experten Ferdinand Dudenhöffer

Ferdinand Dudenhöffer
CAR, Bochum Ferdinand Dudenhöffer

Ferdinand Dudenhöffer ist ein deutscher Wirtschaftswissenschaftler und Automobilexperte. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Mannheim arbeitete er bei Opel und Porsche, bevor er leitende Positionen in der Automobilindustrie übernahm. 1996 gründete er das CAR-Center Automotive Research und gilt als renommierter Analyst der Branche. Er ist Direktor des privatwirtschaftlichen Instituts Center Automotive Research, Bochum und oft gefragter Kommentator in Medien.

 

Blühende Landschaften nach Opel

Wer heute auf das ehemalige Opel-Gelände in Bochum kommt, den erwarten blühende Landschaften. Etwas Neues, Modernes und Zukunftsfähiges ist entstanden. Die Familien der ehemaligen Opelaner, ihre Kinder und auch Enkel haben eine neue Perspektive. Erst die Deutsche Post DHL Group, einer der weltweit führenden Logistikdienstleister, mit einem Logistikzentrum auf dem Gelände, dann Volkswagen Infotainment, ein Unternehmen, das Software für Autos macht, oder etwa die Bosch-Tochter ETAS. Cyber Security statt Autos zusammenbauen ist das Geschäft von ETAS. Jetzt ist die Universität auf dem Gelände und viele neue kreative Unternehmen, die die Welt „rocken“ wollen.

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Die Herausforderung für Niedersachsen

Was kann man also in Niedersachsen tun, um neue blühende Landschaften zu schaffen? Niedersachsen ist das Herz von VW und die Standorte gleichzeitig das Problem von Volkswagen. Sie sind zu groß und in ihren Kostenstrukturen nicht wettbewerbsfähig. Seit Jahren hält das Land Niedersachsen gemeinsam mit der IG Metall die schützende Hand über die Produktionsstätten.

Das Land Niedersachsen hält 20 Prozent der stimmberechtigten VW-Aktien. Ohne den niedersächsischen Ministerpräsidenten und die IG Metall geht bei VW nichts. Zusammen haben sie die klare Mehrheit im Aufsichtsrat und könnten im Prinzip fast täglich den Vorstand austauschen. Das ist ein trügerischer Schutz. Anpassungen werden in die Zukunft verschoben, Strukturen verkrusten und können sich nicht anpassen. Der ehemalige Porsche-Vorstandsvorsitzende Wendelin Wiedeking sprach von heiligen Kühen, die man in Wolfsburg von der Straße holen müsse.

Kann ein Milliardenverkauf den gordischen Knoten zerschlagen?

Wie könnte man aus dem Schlamassel herauskommen? Was könnte die Landesregierung tun, um das Problem zu lösen? Könnte zum Beispiel ein Verkauf der VW-Anteile des Landes Niedersachsen den gordischen Knoten durchschlagen? Klar ist: Neue blühende Landschaften à la Bochum in einer Nach-Opel-Ära zu schaffen, kostet Geld, viel Geld.

Woher sollen die Milliarden für ein neues Niedersachsen kommen? Die Volkswagen AG hat 295.089.818 stimmberechtigte Stammaktien ausgegeben. 20 Prozent davon, also 59.000.000 Stammaktien, gehören dem Land Niedersachsen. Beim aktuellen Kurs der VW-Vorzugsaktien entspricht das einem Wert von 4,7 Milliarden Euro. Stammaktien sind aber deutlich gefragter als Vorzüge, d.h. ein Verkauf zum heutigen Kurs würde dem Land Niedersachsen deutlich mehr als 5 Milliarden Euro in die Kasse spülen. Die blühenden Landschaften bei Opel wurden mit rund 50 Millionen Euro aufgebaut. Was könnte man mit 5 Milliarden Euro in Niedersachsen machen?

Könnte Bochum eine Blaupause für Niedersachsens ein?

Der Verkauf der Anteile hätte mehrere Vorteile. Erstens ist die Finanzierung der blühenden Landschaften gesichert. Zweitens: Alle, die bei VW in Niedersachsen ihren Arbeitsplatz verlieren, gewinnen ein sehr tragfähiges und zukunftssicheres Netz, das auch ihre Kinder und Enkel absichert. Es entstehen neue, hochwertige Arbeitsplätze. Drittens: VW kann sich befreien. Es wird ein normaler Autobauer wie BMW oder Mercedes und befreit sich von den Fesseln der Politik. Das Festhalten an einem vermeintlich wertvollen Besitz kann ein Fehler sein. Aufgabe einer Landesregierung ist es nicht, Unternehmer zu spielen. Eigentum und Kapital sollten genutzt werden, um damit etwas aufzubauen, um Zukunft zu gestalten. Das Eigentum an Grund und Boden ist ein öffentliches Gut. Es gehört dem Land und damit allen im Land. Man könnte die Menschen bei der nächsten Wahl fragen, wie sie mit ihrem Besitz an VW-Aktien umgehen wollen. Oder anders gefragt: Was hindert den gewählten Volksvertreter oder den Ministerpräsidenten von Niedersachsen daran, die VW-Aktien zu verkaufen und mit dem Kapital blühende Landschaften in Niedersachsen zu schaffen?

Dieser Content stammt vom FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Bereich. Sie sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.