Gegen Gas-Bohrung in Reichling: Bürgerinitiative protestiert mit Greenpeace in München
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VonBoris Forstnerschließen
In Reichling nimmt der Widerstand gegen die geplante Gas-Probebohrung der Firma Genexco zu. Jetzt waren Mitglieder der örtlichen Bürgerinitiative in München bei einer Greenpeace-Aktion dabei.
Reichling/München – Rund eineinhalb Jahre ist es her, als aus dem Haus von Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die überraschende Nachricht kam, dass bei Reichling nach Erdgas gesucht werden soll. „Angesichts der explodierenden Gaspreise wollen wir alle Optionen nutzen, um die Krise zu entschärfen. Deshalb unterstützen wir auch die Suche nach heimischem Erdgas“, hieß es damals angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und eines drohenden Gasmangels im Winter.
Zu dem kam es letztlich nicht, trotzdem hält die Firma Genexco an den Plänen fest. Viele Reichlinger fühlen sich über die Pläne aber nicht ausreichend informiert, wie nicht zuletzt bei der Bürgerversammlung deutlich wurde, als das Thema von zwei Genexco-Mitarbeitern vorgestellt wurde. Die Bürger hätten gerne eine eigene Info-Veranstaltung nur zu dem Thema, das hat der Gemeinderat auch beschlossen, wenn ein unabhängiger Experte gefunden wird.
Mittlerweile hat sich auch eine Bürgerinitiative gegründet. Die hatte gestern vor dem Wirtschaftsministerium ihren ersten großen Auftritt, wie BI-Mitglied Michael Darchinger auf Anfrage berichtete. „Das ganze ging von Greenpeace aus, mit denen sind wir schon länger in Kontakt“, sagte er. Auch der Bund Naturschutz sei mit im Boot. Mit insgesamt sechs Mitgliedern reiste die Reichlinger BI nach München und war mit dem Plakat „Stoppt die Gasbohrung in Reichling! Unser Wasser ist in Gefahr“ präsent.
Denn darum geht es vor allem, wie auch Stefan Krug, Leiter des Greenpeace-Landesbüros Bayern, sagte. Der Bohrplatz, der in unmittelbarer Nähe zu zwei Schutzgebieten und der Trinkwasserquelle von Reichling liegt, wurde bereits gerodet. Die Genehmigung zur Probebohrung mit einem 40 Meter hohen Turm könnte in Kürze erfolgen.
Als Protest stellten die Greenpeace-Aktivisten einen gut vier Meter hohen, aufblasbaren Bohrturm vor dem Ministerium auf und forderten unter anderem „kein neues Gas”. „Das Hochwasser ist noch nicht vorbei, da plant Bayern, die Klimakrise mit Gasbohrungen weiter anzuheizen. Gasvorkommen auszubeuten, schadet Natur und Klima und ist zudem überflüssig. Es gibt keinen Gasmangel in Deutschland“, sagte Krug. „Es geht um unsere kostbarsten Güter: Trinkwasser, Luft und Boden. Wir haben Angst um unsere Gesundheit und die kommender Generationen“, sagt Franz Osterrieder von der Bürgerinitiative.
Bohrungen bis zum Ammersee
Die Pläne der Berliner Firma Genexco, die laut Greenpeace zur kanadischen Firma MCF gehört, gehen laut Krug auch weit über Reichling hinaus. „Das Unternehmen hat Bohrungen im gesamten Ammerseegebiet auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern beantragt und will hier voraussichtlich die nächsten 15 Jahre Gas fördern. Der Protest der Bürgerinnen und Bürger gegen dieses Wahnsinnsprojekt ist verständlich“, sagte er. Diese Bohrungen belasteten die Menschen vor Ort mit Lärm, Schmutz und Umweltrisiken, „der Profit aber geht nach Mülheim, Berlin und Kanada“.
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Greenpeace fordert von Staatsminister Aiwanger, Erkundungen und Bohrungen nach Gas sofort zu stoppen und stattdessen verstärkt saubere Alternativen wie Erdwärme zu fördern.