Russland greift nach europäischer Warenhauskette – Westliche Unternehmen zahlen Milliarden
Europäische Unternehmen kommen nur schwer aus Russland weg. Der Kreml streicht dabei hohe Steuern ein. Jetzt trifft es Auchan.
Moskau – Seit Kriegsbeginn in der Ukraine haben die westlichen Ukraine-Verbündeten mehr als ein Dutzend Sanktionspakete verabschiedet. Diese sollen Russlands Wirtschaft schwächen, indem sie Handelsrestriktionen einführten. Westliche Unternehmen hatten Russland massenhaft den Rücken gekehrt, entweder aus wirtschaftlichen oder aus ideologischen Gründen. Viele sind jedoch geblieben. Teils, weil sie nicht anders können, teils aus Überzeugung, teils, weil der Verkauf sich schwierig gestaltet. Bei einem neueren Fall könnte die Gazprombank involviert sein.
Schwerer Exit aus Russlands Wirtschaft – Russland verteuert den Rückzug
Diesmal trifft es das Unternehmen Auchan, eine französische Warenhauskette, die in Russland rund zehn Prozent ihrer globalen Verkäufe abgewickelt hat. Zumindest war das der Stand, bevor der russische Präsident Wladimir Putin den Ukraine-Krieg begonnen hatte. Wie die französische Le Monde berichtete, plant ein „lokaler Käufer“ den Kauf des Russland-Geschäfts von Auchan. Hierbei könnte es sich um die Gazprombank handeln, die unter westlichen Sanktionen steht.

Aktuell befinde sich Auchan in abschließenden Verhandlungen, um sein Russland-Geschäft an einen russischen Käufer zu veräußern. Innerhalb der kommenden Wochen soll es zum Deal kommen. Das hatte Kyiv Independent am 26. Oktober unter Berufung auf französische Medien berichtet.
Neben Auchan operiert noch eine Reihe anderer Unternehmen aus dem Westen weiter in Russland. Viele andere Firmen haben das Land wegen des Ukraine-Kriegs verlassen. Diejenigen, die geblieben sind, melden Schwierigkeiten beim Ausstieg. Unter anderem liegt das daran, dass der Kreml den Exit zunehmend verkompliziert hat. Eine sogenannte Exit-Steuer macht den Ausstieg aus Russlands Wirtschaft obendrein teurer als vorher.
Risiken in Russlands Wirtschaft – Auch westliche Unternehmen betroffen
Unternehmen, die noch in Russland operieren, stehen also zwischen zwei besonderen finanziellen Risiken. Einerseits geht es dabei um die bereits erwähnte Exit-Steuer. Konkret funktioniert diese wie folgt: Unternehmen, die Russland verlassen wollen, müssen eine Einmalzahlung abgeben. Diese hatte anfangs bei zehn Prozent des Verkaufspreises gelegen, später stieg diese Summe in drastischen Sprüngen an.
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Die Nachrichtenagentur Reuters hatte Mitte Oktober berichtet, dass sie künftig bis zu 35 Prozent des Marktwerts der Russland-Töchter von Unternehmen betragen könne. Dabei hatte sie sich auf nicht genannte Quellen bezogen. Russland habe westlichen Unternehmen den Ausstieg immer schwerer gemacht, um sie im Land zu halten, der Kreml habe deftige Preisabschläge auf Teilverkäufe verlangt, ehe er den Verkäufen zustimmte.
Andererseits stellen die westlichen Sanktionen ein Risiko für Unternehmen in Russland dar. Laut dem US-amerikanischen Außenministerium riskieren Unternehmen „schwere Strafmaßnahmen“, was sowohl die wirtschaftlichen Sanktionen als auch Exportkontrollen und Importbeschränkungen angeht, die die USA und ihre Partner Russland auferlegt haben. „Außerdem kann Russland Unternehmen dazu zwingen, bei der militärischen Mobilisierung mitzuwirken“, warnte das Ministerium.
West-Firmen zahlen Milliarden an Kreml – Risiko Enteignung schwebt über allen
Für westliche Firmen kann der Ausstieg aus Russland kurzfristig ein Minusgeschäft bedeuten. Laut Reuters hatten Unternehmen seit 2022 rund 107 Milliarden Dollar abschreiben müssen, weil sie sich aus Russland zurückgezogen hatten. Das habe eine Firmenanalyse ergeben. Wer bleibt, kann allerdings auch dasselbe Schicksal erleiden wie der Maschinenbauer DMG Mori. Diesen hatte Wladimir Putin kurzerhand enteignet.