Wie die SPD junge Menschen gegen Rechte und Putins Fake-News verteidigen will

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SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley sieht einen ungleichen Kampf um die Stimmen junger Menschen zur Europawahl. Allein Russland betreibe mindestens 50.000 Bots.

Berlin/Straßburg – Bei der Europawahl im Juni dürfen erstmals in Deutschland auch Menschen ab 16 Jahren wählen. Bei vergangenen Landtagswahlen in Bayern und Hessen war die AfD besonders bei jungen Menschen stark und gewann kräftig hinzu. Die meisten Jugendlichen beziehen ihre Informationen in den sozialen Medien, wo rechte Bewegungen stark sind und Desinformation oft ungefiltert an Heranwachsende gelangt. Für die Spitzenkandidatin der SPD bei der Europawahl, Katarina Barley, ist das ein großes Problem. Fake-News-Kampagnen vom russischen Präsident Wladimir Putin und rechter Desinformation sei nur schwer beizukommen.

SPD-Spitzenkandidatin Barley: „Rechtsradikale zahlen viel Geld, um Desinformation zu verbreiten“

„Wie das Europäische Parlament zusammengesetzt wird, entscheiden keine Umfragen oder Talkshows, das entscheiden die Menschen selbst am 9. Juni. Da machen mir die Demonstrationen gerade viel Hoffnung. Aber es gibt auch Gefahren“, sagt Barley in einem Interview mit IPPEN.MEDIA, angesprochen auf den scheinbaren Rechtsruck vieler Jugendlicher, die erstmals wählen dürfen. „Junge Menschen beziehen ihre Informationen oft über YouTube und TikTok. Für die Reichweite auf diesen Plattformen bezahlen Rechtsradikale viel Geld, um Desinformation zu verbreiten.“

Katarina Barley ist Spitzenkandidatin der SPD für die Europawahl. Nun teilt Barley gegen Konservative und Liberale in ganz Europa aus und wirft ihnen zu wenig Abgrenzung nach rechts vor.
SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley warnt vor gezielter Desinformation und Falschnachrichten von rechts und aus Russland. © IMAGO/Kira Hofmann

Und tatsächlich: Mehr als 20 Millionen Deutsche sollen die App TikTok mindestens ein Mal im Monat nutzen. Über die Hälfte der 12- bis 19-Jährigen ist auf der App angemeldet. TikTok ist also besonders bei Jugendlichen ein Massenmedium. Außerdem ist TikTok längst keine reine Unterhaltungsplattform mehr. In einem vor Kurzem erschienenen Buch beschreibt Politikberater Johannes Hilje den großen Einfluss von rechten Parteien und Desinformation auf TikTok.

Die AfD ist auf TikTok erfolgreicher als alles anderen Parteien

So haben die TikTok-Accounts der Mitglieder der AfD-Fraktion im Bundestag mehr als 400.000 Follower. Barleys zweitplatzierte SPD-Fraktion kommt gerade einmal auf 128.000 Follower. Auch werden AfD-Videos durchschnittlich doppelt so oft gesehen – speziell von jungen Menschen.

Neben der heimischen Einflussname von rechts versucht auch Wladimir Putin junge Menschen von demokratischen Parteien der Mitte und der EU abzubringen. „Wladimir Putin betreibt alleine in Deutschland mindestens 50.000 Bots, also Accounts ohne echten Menschen dahinter, die ausschließlich die aktuelle Regierung schlechtmachen“, sagt Barley im Interview und beschreibt das Problem im ungleichen Wettbewerb gegen regelverstoßende Desinformation. „Dagegen anzukämpfen ist nicht leicht. Denn wir nutzen solche Mittel nicht, das dürfen und wollen wir nicht.“

Positiver Blick auf Europa statt Desinformation in sozialen Medien

Barley und die SPD wollen gegen rechte und russische Meinungsmache mit Fakten bestehen, um junge Menschen von EU und Demokratie zu überzeugen. „Wir gehen mit einem positiven Blick auf Europa in die sozialen Netzwerke. Wir erklären, dass jeder fünfte Arbeitsplatz in Deutschland an der EU hängt. Dass sie zur Ausbildung, dem Studium, zur Arbeit oder dem Schüleraustausch einfach ins europäische Ausland gehen können“, sagt Barley. Sie will den Menschen vor der anstehenden Europawahl wieder deutlich machen, welche Vorteile die Europäische Union ihnen bringt. „Das Problem ist mittlerweile, dass die Freiheiten der EU für selbstverständlich gehalten werden. Deshalb müssen wir den Wert der EU immer wieder herausstellen, das geht am Ende auch mit dem Verweis auf den Brexit und die Situation der Menschen dort.“

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