Iranische Generäle bei Angriff getötet: Droht nun die Eskalation zwischen Israel und dem Iran?
Nach dem mutmaßlich israelischen Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien wachsen Sorgen vor einer Eskalation des Nahost-Konflikts. Es kommt zu Drohungen von vielen Seiten.
Teheran/Damaskus – Infolge des Luftangriffs auf das iranische Botschaftsgelände in Syriens Hauptstadt Damaskus sind am Montag mindestens zwei Brigadegeneräle und fünf Mitglieder der Revolutionsgarden (IRGC) getötet worden. Nun wachsen die Sorgen vor einer weiteren Eskalation im Nahost-Konflikt.
Irans Präsident Ebrahim Raisi hat den Angriff in einer Stellungnahme scharf verurteilt und Erzfeind Israel verantwortlich gemacht. In einer Mitteilung sprach Raisi von einem „terroristischen Verbrechen“ unter „grober Verletzung internationaler Vorschriften“, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa) am Dienstag ausgehend von Informationen staatlichen iranischen Nachrichtenagentur Irna.
Raisi warf Israel außerdem vor, „blinde Ermordungen auf seine Agenda gesetzt“ zu haben. „Tag für Tag erleben wir die Stärkung der Widerstandsfront und den Abscheu und Hass der freien Nationen gegen die illegitime Natur“ Israels. Dieses heimtückische Verbrechen wird nicht unbeantwortet bleiben“, hieß es in Raisis Mitteilung weiter.
Raisi und Chamenei richten sich an Israel: Sie drohen dem „boshaften Regime“ mit Vergeltung
Nach Präsident Raisi, äußerte sich nun auch Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei zum Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus – und drohte ebenfalls mit Vergeltung.
„Das boshafte Regime wird durch unsere tapferen Männer bestraft werden. Wir werden dafür sorgen, dass sie dieses und ähnliche Verbrechen bereuen, so Gott will“, sagte Chamenei am Dienstag laut einer Mitteilung, wie die dpa berichtet. Als Religionsführer gilt Chamenei als mächtigster Mann in der Islamischen Republik und hat in allen strategischen Belangen das letzte Wort.
Inzwischen verurteilte auch China die Tat: „Die Sicherheit diplomatischer Einrichtungen darf nicht angetastet, und die Souveränität, Unabhängigkeit und territoriale Unversehrtheit Syriens muss geachtet werden“, zitiert die dpa Außenministeriumssprecher Wang Wenbin. China sei gegen „jegliche Aktionen, die zu einer Eskalation der Spannungen“ führe. Israels Armeesprecher Daniel Hagari lehnte eine Stellungnahme bislang ab.
Iran mit „wichtiger Botschaft“ an die USA – es geht um die Unterstützung Israels
Unterdessen ließ der Iran eine „wichtige Botschaft“ an die USA übermitteln. Das Außenministerium in Teheran habe einen diplomatischen Vertreter der schweizerischen Botschaft einbestellt, teilte Außenminister Hussein Amirabdollahian in der Nacht zu Dienstag auf X (vormals Twitter) mit.
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In dem Gespräch sei eine Mitverantwortung der USA als Unterstützer Israels betont worden, schrieb Amirabdollahian weiter. Auf Angaben zum konkreten Inhalt der Botschaft an Washington verzichtete der Minister allerdings. Bereits seit 1980 vertritt die Schweiz vertritt im Iran Interessen der USA, da die beiden Länder seit mehr als 44 Jahren keine diplomatischen Beziehungen mehr zueinander pflegen.

Das Schutzmachtmandat geht laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) auf die Geiselkrise von 1980 zurück. Damals hatten die USA ihre Beziehungen zu Iran abgebrochen, nachdem Iran die Islamische Republik ausgerufen hatte, Studenten die US-Botschaft in Teheran besetzten und Mitarbeitende der Botschaft als Geiseln festhielten.
Auch Hisbollah richtet sich an Israel – und kündigt Vergeltungsschläge an
Des weiteren meldete sich verschiedenen Medienberichten zufolge auch die schiitisch-islamistische Hissbollah im Libanon zu Wort. Ihre Vertreter betonten, dass der Angriff nicht ohne Folgen bleiben werde. Außerdem erklärte die proiranische Miliz: „Sicherlich wird dieses Verbrechen nicht vergehen, ohne dass der Feind Strafe und Rache erfährt.“ Der israelische Feind glaube noch immer, dass die Eliminierung von Anführern den entschlossenen Widerstand des Volkes stoppen könne, heißt es weiter.
Der Iran gilt als größter Unterstützer der Hisbollah im Libanon. Die schiitische Miliz, die zur Irans selbsterklärter „Achse des Widerstands“ gehört, kämpft politisch und mit Gewalt gegen Israel. Mit ihrer eigenen Armee kontrolliert sie vor allem den Süden des Libanons an der Grenze zu Israel, von Schiiten bewohnte Viertel der Hauptstadt Beirut sowie die Bekaa-Ebene im Norden des Landes.
Auch in Syrien ist die Hisbollah aktiv. Dort kämpft sie an der Seite der Regierungstruppen von Machthaber Baschar al-Assad. Der Iran und Russland sind Assads wichtigste Verbündete im syrischen Bürgerkrieg. (fh)