Wachstum braucht Betten: Neue Tourismuszahlen aus dem Landkreis Miesbach liegen vor
Übernachtungs- und Gästezahlen im Landkreis Miesbach liegen wieder auf Vor-Corona-Niveau. Die neueste Tourismusstatistik zeigt aber auch: Es braucht mehr Betten für langfristiges Wachstum.
Landkreis – Jetzt gilt auch der Tourismus im Landkreis Miesbach offiziell als genesen. Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach Ausbruch der Pandemie hat das Kommunalunternehmen Regionalentwicklung Oberland (REO) die Gäste- und Übernachtungszahlen für das Jahr 2024 veröffentlicht. Mit dem Fazit, dass sich beide Werte vollständig vom Corona-Einbruch erholt haben.
Während die 2,58 Millionen Übernachtungen noch haarscharf unter dem Bestwert von 2018 (2,61 Millionen) zurückbleiben, bedeuten die rund 791 900 Ankünfte einen neuen Rekord. Und doch gibt es einen kleinen Wermutstropfen: Schaut man auf das prozentuale Wachstum seit 2014 und vergleicht dieses mit den anderen Alpenlandkreisen von Oberallgäu und Berchtesgaden, fällt auf, dass der Landkreis Miesbach hier nicht wirklich mithalten kann. Liegt man bei den Ankünften mit einem Plus von 13,8 Prozent immerhin noch vor Bad Tölz-Wolfratshausen (plus 11,6 Prozent), reicht es bei den Übernachtungen mit plus 7,8 Prozent gar nur noch für die rote Laterne.
Entwicklung schwankt mit Bettenangebot
Eine mögliche Erklärung liefert ein Blick in die Wachstumsraten in den einzelnen Gemeinden. Hier fällt auf, dass die touristische Entwicklung auch vom Bettenangebot abhängt. Ob Bayrischzell (plus 33,9 Prozent Ankünfte seit 2014), Tegernsee (plus 53,3 Prozent) oder Gmund mit sogar plus 72 Prozent – wenn auch auf niedrigem Ausgangsniveau: Überall, wo neue Hotelprojekte realisiert wurden, zeigt der Pfeil deutlich nach oben. Die Bettenentwicklung seit 2018 bestätigt dies: plus 20,6 Prozent in Bayrischzell (zum Beispiel Familotel), plus 21,9 Prozent in Tegernsee (zum Beispiel Caro & Selig) und plus 42,6 Prozent in Gmund (zum Beispiel Blyb). Die Übernachtungszahlen konnten diese Steigerungen nicht ganz mitgehen – Stichwort Trend zum Kurzurlaub. Insgesamt standen im Landkreis 2024 knapp 17 600 Gästebetten zur Verfügung.
Für REO-Tourismus-Vorstand Harald Gmeiner ein deutliches Zeichen, dass die beste Reaktion auf den Strukturwandel bei den Unterkunftsarten Investitionen in qualitativ hochwertige Betten sind. Da diese gerade in Pensionen und kleineren Gasthöfen mangels Wirtschaftlichkeit häufig nicht stattfinden würden, führe dies zum auch statistisch beobachtbaren Rückgang bei den Übernachtungen in jenen Kategorien. Mittlerweile 38,7 Prozent aller Übernachtungen in den acht kurbeitragserhebenden Gemeinden wurden 2024 in Hotels getätigt, gefolgt von Ferienhäusern und -wohnungen mit 18,8 Prozent. Interessant: Obwohl Schliersee in diesem Vergleich mit 19 Prozent den geringsten Hotelanteil hat, ist die Übernachtungszahl seit 2014 um 18 Prozent gestiegen. Ob das leichte Absinken von 2023 auf 2024 der Beginn einer Trendwende ist, bleibt offen, denn: Die Ankünfte haben im vergangenen Jahr mit 172 353 einen neuen Höchststand erreicht und sind auch weiter unübertroffen im Landkreis.
Bad Wiessee und Rottach-Egern noch nicht wieder auf Vor-Corona-Niveau
Legt man das Vor-Corona-Niveau als Orientierungsgröße zugrunde, fällt auf, dass die Erholung in zwei Gemeinden entgegen der landkreisweiten Entwicklung noch nicht geglückt ist: in Bad Wiessee und Rottach-Egern. Auch im Zehn-Jahres-Vergleich gab‘s hier nur eine leichte Steigerung bei den Ankünften (plus 4,6 und plus 1,1 Prozent) und sogar ein Absinken der Übernachtungen (minus 10,3 und minus 4,3 Prozent, wobei Bad Wiessee hier mit gut 566 000 weiter an der Landkreisspitze liegt. Das größte Minus überhaupt verbuchte die Gemeinde Kreuth: minus 10,9 Prozent bei den Ankünften seit 2014.
Die Gäste blieben 2024 durchschnittlich 3,26 Tage in der Region. Die größte Altersgruppe stellten die 51- bis 60-Jährigen (31 Prozent), doch die zarten Steigerungen bei den 13- bis 18-Jährigen (plus 0,9 Prozent) und bei den 19- bis 35-Jährigen (plus 0,7 Prozent) lassen die Touristiker auf eine langfristige Verjüngung hoffen. Mit 94,8 Prozent kamen fast alle Gäste aus Deutschland: 45,5 Prozent aus Bayern, 13,8 Prozent aus Nordrhein-Westfalen und 11,6 Prozent aus Baden-Württemberg. Von den 5,2 Prozent Urlaubern aus dem Ausland reisten die meisten aus Österreich (18 Prozent), der Schweiz (13 Prozent) sowie den USA (10,2 Prozent) und den Niederlanden (9,2 Prozent) an.