Die Vorbereitungen zu den Bürgerentscheiden „Rathaus – Schule“ laufen auf Hochtouren. Zur Einstimmung auf den 8. Dezember diskutierten die Initiatoren sowie Bürgermeister und Gemeinderäte ein letztes Mal mit den Pählern.
Pähl – Im Pfarr- und Gemeindezentrum PGZ gab es nur noch in der ersten Reihe ein paar freie Plätze, so groß war das Interesse, das seit Jahren zermürbende Streitthema endlich zum Abschluss zu bringen. In der ganzen Region hat man sich über das nicht endende Hickhack gewundert und mokiert. Zufall, dass über der Bühne das Schild „Pähler Theatergrupp’n“ hing, weil die bald wieder hier spielt? Jetzt aber hieß es erstmal Bühne frei für Baierl, Zink und Sörgel. Im Publikum saß sogar Ex-Bürgermeister Werner Grünbauer, dessen Pläne für ein neues Rathaus an der Eichbergstraße 2022 durch ein Bürgerbegehren abgeschmettert wurden.
Auch die Neuplanung und der Gemeinderatsbeschluss für diesen Standort in Verbindung mit der notwendigen Schulerweiterung durch seinen Nachfolger Simon Sörgel gefiel nicht allen. Weshalb auf Betreiben von Gemeinderat Thomas Baierl (Freie Wähler) und dem ehemaligen Vize-Bürgermeister Alexander Zink (Liste Bürger für Pähl-Fischen) zwei weitere Bürgerbegehren auf den Weg gebracht wurden.
Wunschstandort BI: Ortsmitte
Die Initiatoren erklärten zu Beginn der Diskussionsrunde ihre Beweggründe, warum sie die Beschlüsse des Gemeinderats zum Rathausneubau und zur Schulerweiterung kippen wollen. Zwar hätten sie die Gutachten von zwei Architekten anerkannt, dass das jetzige Rathaus nicht sanierungsfähig ist und neu gebaut werden müsse. Allerdings in der Ortsmitte und nicht am Ortsende in der Eichbergstraße. Hier fast die halbe Wiese zwischen Feuerwehrhaus und Kleiner Schule zu versiegeln, sei ein „Schreckensszenario“ und nicht zu verantworten. Das ließ Bürgermeister Sögel per Zwischenruf nicht gelten, weil ausgerechnet die Freien Wähler vor ein paar Jahren eine komplett neue Schule an gleicher Stelle bauen wollten.
Für die Ortsmitte gebe es laut den Initiatoren zwei annehmbare Hybridvorschläge mit Verwaltung und Schule jeweils in einem Komplex sowie eine Zweihauslösung mit dem neuen Rathaus auf dem Parkplatz gegenüber der Schule, die man dadurch großzügiger erweitern könne. Wobei aber laut Sörgel Hybrid ohnehin nicht mehr zur Debatte stehe, da der Gemeinderatsbeschluss der Zweihäusigkeit rechtskräftigen Bestand habe. Für die Eichbergstraße spreche eindeutig die Möglichkeit einer eventuellen Vergrößerung in einigen Jahren, was auf dem beengten Parkplatz nicht möglich sei.
Container für Schüler oder Verwaltung?
Nicht nur die Mitarbeiter der Verwaltung hätten ein Recht auf einen optimalen Arbeitsplatz, auch die Lehrer und Schüler, wie Alexander Zink bemerkte. Deshalb halte er die beschlossene Reihenfolge „Erst Rathausneubau, dann Schulerweiterung“ falsch und fordere umgekehrt erst die Schule oder zumindest den gleichzeitigen Bau mit dem Rathaus.
Dass die Schule bald aus allen Nähten platzt, konnte Bürgermeister Sörgel entkräften. Ab kommenden Schuljahr werde hinter der Schule ein 400 Quadratmeter-Komplex mit komfortablen Modulen als vollwertige Klassenzimmer stehen, der bis zur Fertigstellung der Schuler weiterung bleibt.
Darauf Alexander Zink: „Wenn man Kindern Container zumuten kann, warum dann nicht auch der Verwaltung?“ Vize-Bürgermeisterin Ursula Herz plädierte eindringlich gegen einen teuren Umzug des Rathauses mit der kompletten Infrastruktur in Container und dann wieder zurück in den Neubau, zumal es auch keinen geeigneten Platz für diese Interimslösung gebe.
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Pro- und Contra-Befürworter halten sich die Waage
Zu den Kostenschätzungen von rund zehn Millionen Euro inklusive Puffer für Rathaus und Schule könne man Stand jetzt nichts genaueres sagen, so Simon Sörgel. Erst nach dem Ergebnis der Bürgerentscheide würden die Detailplanungen beginnen. Die Mutmaßung der Bürgerinitiative über eine Kreditaufnahme von drei Millionen Euro sei derzeit nicht haltbar.
Bei der Fragerunde mit den Besuchern hielten sich die Befürworter und Gegner der Parkplatzlösung bzw. des Standorts Eichbergstraße die Waage. Eine ältere Dame nannte den Bau auf dem Parkplatz „hirnverbrannt“, weil dann motorisierte Kirchen- und Friedhofsbesucher keinen Platz mehr hätten. Die geplanten 14 Parkplätze würden kaum für die Lehrer und Rathausbesucher reichen. Andere meinten, die 200 Meter zur Eichbergstraße seien kein Problem und selbst fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen.
Nach dem Motto „Zurück in die Zukunft“ brachte Dieter Scheithauer, Mitinitiator des Bürgerbegehrens von 2022, einen Sparvorschlag mit der Wiederbelebung der 1978 im Zuge der Gemeindegebietsreform gegründeten, aber längst wieder aufgelösten Verwaltungsgemeinschaft Wielenbach, Raisting und Pähl aufs Tablett. Da Wielenbach dann als Hauptsitz ein großes Rathaus habe, würde für Pähl doch ein kleiner Neubau reichen.
Sowohl Baierl und Zink als auch Bürgermeister Sörgel, der auf den Stimmzetteln der beiden Bürgerbegehren jeweils ein Ratsbegehren mit den Beschlüssen des Gemeinderats entgegen setzt, baten um rege Teilnahme am 8. Dezember. Sörgel versprach, das Ergebnis – ganz gleich wie es ausfällt – zu respektieren und mit dem Gemeinderat zügig umzusetzen. Ratsmitglied Andreas Ottinger (CSU) äußerte die Hoffnung, dass dann die „Spaltung im Ort“ endlich Geschichte sei und man wieder vernünftig miteinander reden könne.