Großer Städte-Check - Grundsteuer-Chaos! Haushalte zahlen 75 Prozent mehr - Hebesätze gestiegen

  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
FOCUS online Grundsteuer-Irrsinn! So wehren Sie sich gegen die hohen Summen

Im kommenden Jahr tritt die neue Grundsteuer in Kraft. Für viele Hausbesitzer könnte es dann teurer werden. Eine aktuelle Auswertung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zeigt: Rund 160 Kommunen haben die Hebesätze erhöht, Experten fordern eine neue Reform.

Der Eigentümerverband Haus & Grund hat die Grundsteuer-Bescheide in den Bundesländern analysiert – mit teils drastischen Ergebnissen. Im Schnitt sollen die Sätze um bis zu 75 Prozent steigen. Im Gespräch mit der „Bild“-Zeitung warnt Haus-&-Grund-Präsident Kai Warnecke vor einer „brutalen Steuererhöhung“, die jetzt auf Eigentümer und Mieter zukomme. Er forderte die Politik auf, „die Notbremse zu ziehen“.

Steuerexperten bestätigen die Bedenken des Eigentümerverbandes, ein Großteil der befragten Experten warnt jedoch vor einer pauschalen Betrachtung der Zahlen. Denn ab dem 1. Januar 2025 gelten zwar neue, bundesweite Regelungen zur Grundsteuer, doch fast die Hälfte der Bundesländer geht aufgrund von Sonderregelungen eigene Wege.

Unterschiedliche Steuermodelle bei der Grundsteuer

Für die Eigentümer bedeutet dies: unterschiedliche Berechnungsmodelle und damit mögliche Schwankungen in der Steuerhöhe. Während einige Immobilienbesitzer von einer geringeren Steuer profitieren könnten, drohen anderen deutliche Erhöhungen. Viele haben bereits ihre Wertbescheide erhalten. In einigen Fällen sorgten diese Schätzungen sogar für kuriose Ergebnisse: Drei Immobilienbesitzer, deren Fälle FOCUS online vorliegen, wurden laut den neuen Bescheiden quasi zu „Millionären“ – zumindest auf dem Papier. Doch zur Berechnung der tatsächlichen Steuer fehlt ihnen noch eine entscheidende Information.

Um die Höhe der neuen Grundsteuer endgültig berechnen zu können, benötigen Grundstückseigentümer den sogenannten Hebesatz. Dieser wird in den nächsten Wochen und Monaten von den Gemeinden festgelegt. Dabei orientieren sich die Kommunen an den bisherigen Grundsteuereinnahmen, den aktuellen Wertbescheiden und den jeweiligen Berechnungsmodellen der Grundsteuer.

Eigentümer, deren Grundstücke vom Finanzamt stark im Wert erhöht wurden, hoffen auf niedrigere Hebesätze, um ihre Steuerlast zu senken. Ob es tatsächlich dazu kommt, bleibt abzuwarten. Ursprünglich sollte die neue Grundsteuer aufkommensneutral sein. Ein zentrales Ziel der Grundsteuerreform ist, dass die Gemeinden und Landkreise insgesamt nicht mehr Grundsteuer einnehmen als bisher. Die Reform soll für eine gerechtere Verteilung sorgen, ohne die Gesamtbelastung der Grundstückseigentümer zu erhöhen.

Aktuelle Zahlen zeigen jedoch, dass die Hebesätze im Jahr 2024 gestiegen sind und viele Kommunen vor einer weiteren Erhöhungsphase stehen.

Sprechen Sie mit FOCUS online!

Haben Sie schon Ihre finale Grundsteuer bekommen? Sind Sie auch von der Preisexplosion betroffen? Melden Sie sich mit Ihrer Fallgeschichte und erzählen Sie uns, was Sie erlebt haben. Schreiben Sie eine Mail direkt an mein-bericht@focus.de oder waskostas@focus.de.

WasKostas? ist die neue Verbraucherhilfe von FOCUS Online, bei der Konstantinos "Kostas" Mitsis Antworten auf die brennendsten Fragen zu Preisen und Kosten liefert. Mit dem Motto „Bei mir geht's um den Preis“ bringt er die wichtigsten Verbraucherinfos auf den Punkt – schnell, direkt und immer mit Blick auf Ihren Geldbeutel.

 

„Größte Erhöhung seit zehn Jahren“

So stieg in 2024 der durchschnittliche gewogene Hebesatz auf 568 Prozent, was einem Anstieg von 14 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Das ist die größte Erhöhung des durchschnittlichen Hebesatzes seit zehn Jahren“, sagt DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben.

81 Kommunen in Nordrhein-Westfalen erhöhen Hebesatz

Laut Auswertung der DIHK haben in 2024 gut 160 Städte mit über 20.000 Einwohnern den Hebesatz erhöht. Den höchsten Anstieg verzeichnen Niederkassel (von 690 auf 1110 Prozent), Rheinberg (von 510 auf 920 Prozent), Xanten (von 650 auf 995 Prozent), Darmstadt (von 535 auf 875 Prozent), Meckenheim (von 571 auf 895 Prozent) und Groß-Umstadt (von 525 auf 835 Prozent).

Auffällig ist, dass ein Großteil der Hebesatzerhöhungen im bevölkerungsreichen Nordrhein-Westfalen erfolgte. Dort haben fast 81 Kommunen den Hebesatz erhöht. Es folgt Niedersachsen mit 31 Kommunen.

In Hessen haben elf Gemeinden, in Baden-Württemberg zehn Gemeinden, in Rheinland-Pfalz acht Gemeinden, in Bayern fünf Gemeinden, in Brandenburg zwei Gemeinden, im Saarland, in Sachsen-Anhalt, in Schleswig-Holstein und in Thüringen jeweils eine Gemeinde den Hebesatz auf die Grundsteuer erhöht.

In diesen Städten fällt der Hebesatz ab 2024

Insbesondere Grundstückseigentümer, deren Grundstücke durch den Fiskus stark im Wert gestiegen sind, hoffen auf niedrigere Hebesätze, um ihre Steuerlast zu senken. In Herne (Nordrhein-Westfalen) sinkt der Hebesatz 2024 von 890 auf 830 Prozent, in Erftstadt (Nordrhein-Westfalen) von 750 auf 730 Prozent.

„Insgesamt zeigen die Erhöhungen, wie angespannt die kommunalen Finanzen derzeit sind“, sagte Wansleben. „Der Reflex, die Steuern zu erhöhen, ist aus Sicht der Kommunen verständlich, hat aber schon mittel- und erst recht langfristig fatale Folgen.“

Sehen Sie jetzt nach, wie sich die Hebesätze in Ihrem Ort entwickelt haben

In einigen Bundesländern warnen neben den kommunalen Spitzenverbänden auch der Bund der Steuerzahler vor einer Belastungsverschiebung zu Lasten von Wohngrundstücken durch das neue Grundsteuermodell. „Es zeichnet sich immer deutlicher eine deutliche Belastungsverschiebung von gewerblich genutzten Grundstücken hin zu Wohngrundstücken ab“, sagte der Vorsitzende des Steuerzahlerbundes NRW, Rik Steinheuer. Die stärkste Mehrbelastung werde es bei den Einfamilienhäusern geben.

In der Tabelle können Sie sehen, wie sich die Hebesätze in 2024 in Ihrer Stadt entwickelt haben:

 
 
 
kom / waskostas