Eine neue Wahlumfrage kann der aktuellen Bundesregierung gar nicht gefallen. Dem BSW dürfte sie allerdings Rückenwind geben.
Berlin – Wie wackelig die Mehrheit der neuen Bundesregierung im Bundestag ist, zeigte sich direkt bei der Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler. Im ersten Durchgang sammelte der CDU-Chef nicht genügend Stimmen ein – einmalig in der Geschichte der Bundesrepublik. Geht es nach der neusten Wählerumfrage, würde er das Amt nicht einmal dann antreten können, wenn alle Abgeordneten von CDU, CSU und SPD für ihn votieren würden.
Denn laut der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild am Sonntag kommt Schwarz-Rot, jüngst im Trendbarometer mit einer schlechten Schulnote bedacht und in einer YouGov-Umfrage ebenfalls abgestraft, aktuell nur auf 42 Prozent der Stimmen. Bei der Bundestagswahl waren es noch 44,9 Prozent. Dabei profitierte das Bündnis, das noch vor wenigen Jahren als Große Koalition durchging, davon, dass FDP und BSW den Einzug ins Parlament verpassten.
Neue Wählerumfrage: BSW wäre wieder im Bundestag – FDP weit davon entfernt
Die Partei von Sahra Wagenknecht verfehlte die Fünf-Prozent-Hürde nur um knapp 10.000 Stimmen. Zuletzt machte sie vor allem Schlagzeilen mit Klagen gegen das Ergebnis, die jedoch nicht zum Erfolg führten, sowie mit möglichen Gesprächen mit der AfD. Deren Co-Vorsitzender Tino Chrupalla brachte letzteren Stein bei Welt-TV ins Rollen, Wagenknecht betonte darauf in der Sendung „heute“ des ZDF, im Falle eines konkreten Anlasses wäre sie für einen Austausch offen, denn „dies sollte normal sein in einer Demokratie“.
Bei der erwähnten Umfrage klettert das BSW nun auf fünf Prozent – der beste Insa-Wert seit dem 1. Juli. Weit von einer Rückkehr in den Bundestag entfernt scheint dagegen die FDP, denen nur drei Prozent der 1205 zwischen dem 14. und 18. Juli online oder per Telefon Befragten die Stimme geben. Die Liberalen erreichten bei diesen Umfragen der Erfurter Meinungsforscher zuletzt am 20. Januar die magischen fünf Prozent.
Union in Umfrage die Nummer eins: CDU und CSU liegen drei Prozentpunkte vor der AfD
Stärkste Kraft wäre weiter die Union mit 27 Prozent, was allerdings den schlechtesten Wert seit dem 16. Juni bedeutet. Seither pendelten sich die beiden Schwester-Parteien zwischen 27,5 und 28 Prozent ein, die Union hat ihr Tief aus dem April und der ersten Mai-Hälfte, mit teilweise unter 25 Prozent, also offenbar überwunden. Dennoch könnte der jüngste Trend auch auf das Chaos bei der Verfassungsrichter-Wahl zurückzuführen sein, die infolge der Uneinigkeit innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion über die von der SPD vorgeschlagene Frauke Brosius-Gersdorf verschoben wurde.
Die Sozialdemokraten verharren derweil auf 15 Prozent, kamen seit der Bundestagswahl nur zweimal schlechter – nämlich mit 14,5 Prozent – weg. Zweitstärkste Kraft ist auch in dieser Umfrage die AfD mit 24 Prozent, also drei Prozentpunkten hinter der Union. Diesen Wert erreicht die Partei nun den vierten Sonntag nacheinander. Im April und Mai waren es sogar zeitweise 25 Prozent, die die AfD gewählt hätten.
Grüne und Linke kommen auf jeweils elf Prozent. Bei der Ökopartei war dies auch bei den vorigen vier Insa-Umfragen das Ergebnis. Die Linke bestätigt damit ihren besten Wert seit Oktober 2018. Auf die sonstigen Parteien entfielen vier Prozent. Die Oppositionsparteien kämen also zusammen auf 51 Prozent der Stimmen.
Laut Umfrage nur zwei Koalitionen möglich: Schwarz-Rot bräuchte Grüne oder BSW
Wahlumfragen sind selbstverständlich immer mit Vorsicht zu genießen, gerade in den ersten Monaten einer Legislaturperiode. Die Parteien werden sie zur Kenntnis nehmen, allerdings kaum ihre Politik daran ausrichten. Denn für sie gelten eben nur Wahlergebnisse, für gute Umfragewerte gibt es keine Parlamentssitze.
Ergebnis der Insa-Wahlumfrage vom 19. Juli 2025
CDU/CSU: 27 Prozent
AfD: 24 Prozent
SPD: 15 Prozent
Grüne: 11 Prozent
Linke: 11 Prozent
BSW: 5 Prozent
FDP: 3 Prozent
Sonstige: 4 Prozent
Auffällig ist dennoch, dass die Zeichen der Zeit auf Dreierbündnisse im Bund zu stehen scheinen. Lediglich eine Koalition aus CDU/CSU und AfD hätte eine Mehrheit. Eine Zusammenarbeit mit der vom Verfassungsschutz als in Teilen rechtsextremistisch eingestuften Partei gilt jedoch laut eines Unvereinbarkeitsbeschlusses der Christdemokraten seit 2018 als ausgeschlossen.
Da dies für die Linke ebenfalls gilt, wären nur zwei Optionen möglich: Union, SPD und Grüne hätten mit 53 Prozent eine stabile Mehrheit, Union, SPD und BSW dagegen eine äußerst wacklige. Da AfD und BSW selbst im Falle einer Bereitschaft zur Zusammenarbeit nur auf 29 Prozent kommen, bliebe das Kanzleramt fest in Union-Hand. (mg)