TV-Boykott, Desinformation, eigene Spiele: Russlands zornige Antwort auf Olympia

  1. Startseite
  2. Sport
  3. Mehr Sport

KommentareDrucken

Nur 15 russische Athleten dürfen bei Olympia in Paris antreten. Russland reagiert mit TV-Boykott, Desinformations-Kampagne und eigenen Spielen.

Paris – Im Herzen Europas steigen die Olympischen Spiele 2024. Während sich Frankreich von seiner besten Seite präsentieren will und sogar die Seine säubert, schaut das größte Land der Welt demonstrativ weg: Im russischen Fernsehen wird Olympia nicht übertragen.

Nur 15 Sportler vertreten Russland bei den Spielen in Paris – erneut unter neutraler Flagge. Bei den letzten Spielen in Tokio waren es noch 330 Athletinnen und Athleten. Nun findet das größte Sportereignis der Welt in der zweiterfolgreichsten Nation der Olympia-Geschichte im Fernsehen nicht statt – offiziell aus „mangelndem Zuschauerinteresse“.

Russland boykottiert Olympia und veranstaltet eigene Spiele

„Demütigend“ seien die Bedingungen, unter denen ihr Land quasi als Neutrum in Paris vertreten ist, ließen die russischen Ringer und Judoka verlauten, ihre wenigen zugelassenen Athleten verzichteten aus Protest auf die Teilnahme. Ohne russische Sportler seien die Wettbewerbe „unvollständig“, das Turnier sei „geschwächt“ und Gold entsprechend weniger wert, rechnete Russlands Judoverband vor.

Die Antwort des Putin-Regimes auf die Olympia-Sanktionen ließ nicht lange auf sich warten: Im Juni 2024 veranstaltete Russland die BRICS-Games in Kasan. Parallel zu Olympia hätten in diesem Jahr zudem die sogenannten „Weltfreundschaftsspiele“ stattfinden sollen, eine weitere Konkurrenzveranstaltung. Die Austragung musste allerdings auf das Jahr 2025 verschoben werden.

Wladimir Putin will neben den BRICS-Games (rechts) mit den „Weltfreundschaftsspielen“ ein weiteres Gegengewicht zu Olympia etablieren. © Imago/SNA/Bogodvid/Savostyanov

Desinformations-Kampagne von Russland gegen IOC

Zusätzlich fährt Russland laut einer Recherche des ZDF und Berichten von Microsoft-Sicherheitsexperten eine groß angelegte Desinformations-Kampagne gegen das IOC. Ein Video, in dem Schauspieler Tom Cruise mithilfe von KI falsche Zitate in den Mund gelegt bekommt, macht derzeit bei Telegram die Runde. Der Titel: „Olympics has fallen“.

In Russland hat der Sport seit jeher eine starke politische Dimension. Schon in der Sowjetzeit diente der Leistungssport als Propagandainstrument. Heutzutage nutzt der Kreml den Sport weiterhin zur nationalen Propaganda. Russische Athleten, die unter neutraler Flagge antreten, werden in ihrer Heimat oft als Verräter gebrandmarkt.

Laut Dmitri Peskow, dem Pressesprecher Wladimir Putins, seien solche Sportler „eine Ausgeburt der Hölle“. Anfeindungen aus einer anderen Richtung sehen sich israelische Sportler vor Olympia ausgesetzt.

Wann kehrt Russland auf die internationale Bühne zurück?

Während Russland mit eigenen Wettbewerben versucht, seine sportliche Isolation zu kompensieren, bleibt die Frage, wie lange das Land von der internationalen Bühne fernbleiben kann. Michail Polenow, ein russischer Sportjournalist, ist überzeugt, dass Russland früher oder später zurückkehren wird. Doch bis dahin bleibt der Graben zwischen Russland und der internationalen Sportgemeinschaft tief.

Für Diskussionen bei Olympia sorgt auch ein Kopftuch-Verbot für Französinnen bei Olympia in Paris – Menschenrechtsorganisationen protestieren. (epp/SID)

Auch interessant

Kommentare