Diese drei Schlüssel-Krisen macht jedes Kind bis zum Schulalter durch

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Die ersten Lebensjahre sind entscheidend für die Persönlichkeitsentwicklung eines Kindes und drei Krisen sind dafür unerlässlich.

Krisen sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Persönlichkeitsbildung. Der Entwicklungspsychologe Erik Homburger Erikson hat dazu ein Phasenmodell entwickelt, das acht Identitätskrisen des Menschen definiert – drei davon finden bereits vor der Einschulung, nämlich bis zum Vorschulalter statt. Wenn Kinder diese Krisen erfolgreich bewältigen, treten sie psychologisch gestärkt in die nächste Lebensphase ein. Dominieren jedoch negative Erfahrungen in dieser Zeit, kann das zu Störungen in der Persönlichkeitsentwicklung führen.

1. Ur-Vertrauen oder Ur-Misstrauen (1. Lebensjahr)

In seinem ersten Lebensjahr benötigt ein Kind viel körperliche Nähe, Liebe und Sicherheit. Wenn es diese erhält, kann es das sogenannte Urvertrauen entwickeln. Es fühlt sich wohl und nimmt seine Umgebung als sicheren und vertrauten Ort wahr. Ein Mangel an Geborgenheit und Vernachlässigung führt zu einem Gefühl der Hilflosigkeit – dem Ur-Misstrauen. Das Kind lernt, dass es hilflos ist und seine Umgebung nicht beeinflussen kann. Wenn dieser Zustand anhält, können Kinder Schwierigkeiten bei sozialen Fähigkeiten entwickeln. Die allgemeine Entwicklung des Babys verzögert sich und es können Sprachstörungen auftreten.

Mädchen hält sich die Augen zu
Kinder brauchen Krisen für ihre Persönlichkeits-Entwicklung. (Symbolbild) © imagebroker / Imago

Wenn Babys nach Nahrung oder Liebe hungern, können später innerer Leere, Ängste und Depressionen der Kinder die Folge sein. Misstrauen gegenüber anderen und Gefühle ständiger Bedrohung sind unbewusst im Persönlichkeitsprofil verankert. Auch das Risiko, in irgendeiner Form abhängig zu werden – sei es von Menschen oder Suchtmitteln – steigt erheblich.

Es ist wichtig, dass positive Erfahrungen dominieren und Gefühle der Enttäuschung, Missachtung oder Einsamkeit so weit wie möglich begrenzt werden, um diese erste Krise erfolgreich zu überwinden.

2. Autonomie, Scham und Zweifel (2. bis 3. Lebensjahr)

Werden Kinder älter, möchten sie die Welt entdecken. Wenn Eltern sie dabei unterstützen und ihnen ihr Vertrauen schenken, lernen Kinder, sich auszuprobieren, ohne dabei die elterliche Liebe zu riskieren. Wenn ein Kind hingegen Dinge nicht tun darf, weil sie zu gefährlich sind, reagiert es in dieser Phase mit Wut. Diese Trotzphase ist wichtig, um eigene Grenzen zu erkennen. Das richtige Lob und Stolz führen zu mehr Selbstbewusstsein und weniger Abhängigkeit.

Wird das Kind in dieser Phase stark einschränkt oder mit „Liebesentzug“ bestraft, wird es stark an sich und seinen Bedürfnissen zweifeln, diese sogar als falsch und schmutzig ansehen. Es schämt sich für seine Wünsche. Zu viel autoritäre Erziehung führt später zu zwanghaften Eigenschaften, harter Selbstkritik und einem Streben nach Perfektion. So können pedantische Sauberkeit und übermäßiger Fleiß ebenso entwickelt werden wie ein übertriebenes Schamgefühl.

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Natürlich kann Frustration im Kindesalter nicht vollständig vermieden werden. Klare Grenzen, nachvollziehbare Konsequenzen, Liebe und Zuneigung helfen, positive Erfahrungen zu sammeln, um auch diese Krise zu bewältigen. So erlernt das Kind eine gute Resilienz und Frustrationstoleranz. Laut Erikson hängt das Vertrauensniveau in dieser Phase jedoch nicht von der Quantität, sondern stark von der Qualität der Eltern-Kind-Beziehung ab.

3. Initiative oder Schuldgefühl (4. bis 6. Lebensjahr)

Im Kindergartenalter strebt ein Kind nach mehr Eigeninitiative. Dieser Entwicklungsschritt dient dazu, ein Gefühl für sozialen Kontakt zu entwickeln. Andere Personen als Eltern und Geschwister rücken in den Vordergrund. Durch Rollenspiele probiert das Kind aus, welche Art von Mensch es werden möchte. Es bildet in diesem Alter bereits ein Gewissen aus und weiß zumindest, was richtig oder falsch ist – auch wenn es sich noch nicht daran hält. Auch in dieser Phase ist Bestätigung wichtig. Wird die Zielstrebigkeit eines Kindes positiv begleitet, kann sie zur Grundlage seines Strebens nach Leistung und Unabhängigkeit werden.

Zu viel Einschränkung führt in dieser Phase zu einem verminderten Selbstwertgefühl. Ängste und Schuldgefühle werden mit übermäßiger Gewissenhaftigkeit kompensiert. Ständige Reizbarkeit, Komplexe und Überdrehtheit bis hin zu Hysterien sind die Folge.

Wichtig: Unabhängig davon, in welcher Phase ein Kind sich gerade befindet, die Eltern sind die wichtigsten Bezugspersonen. Mit viel Liebe und Vertrauen, aber auch mit konsequentem Verhalten können sie ein Vorbild sein.

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