Merz will Gastrosteuer drastisch senken – doch für Restaurant-Besucher folgt schlechte Nachricht
Die Regierung will die Steuer für Gastronomen deutlich senken. Doch ob für die Gäste damit Essengehen günstiger wird, ist fraglich.
Frankfurt – Laut Koalitionsvertrag will die neue Bundesregierung die Mehrwertsteuer für Gastronomen ab kommenden Jahr deutlich senken. So soll die Umsatzsteuer für Speisen in der Branche zum 1. Januar 2026 von derzeit 19 Prozent auf sieben Prozent reduziert werden (Koalitionsvertrag 2025). Die vollmundige Ankündigung der Merz-Koalition dürfte viele Gastwirte und Gastwirtinnen möglicherweise freuen.
Denn viele leiden unter dem Kostendruck, den die Corona-Pandemie, die Energiekrise und die gestiegenen Warenpreise für Fleisch, Obst und Gemüse bewirkt haben. Nach Corona fragten sich sogar viele Wirte und Wirtinnen, ob sie ihre Restaurants in Hessen überhaupt wieder öffnen sollen. Und diejenigen, die weitergemacht haben, drohte dann sogar die Insolvenz. In den Jahren 2020 bis 2023 mussten in Deutschland laut Creditreform bereits 48.000 Gastronomiebetriebe schließen.
Werden die Gäste davon profitieren? Das sagen Gastronomen
Am 1. Januar 2024 fiel der wegen der Corona-Krise reduzierte Mehrwertsteuersatz für die Gastronomie weg. Seitdem müssen die Betriebe wieder 19 Prozent berechnen, was sich auf die Preise auswirkte und am Ende auch viele Gäste davon abhielt, Essen zu gehen. Nun soll die Erhöhung dauerhaft wieder rückgängig gemacht werden. So der Friedrich Merz-Plan.
Das plant die Merz-Regierung:
- Die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie wird zum 01.01.2026 dauerhaft auf sieben Prozent reduziert.
- Die Absenkung soll die Wirtschaft in Schwung bringen.
Kenner der Branche sehen die Ankündigung kritisch. Sie glauben nicht daran, dass die Gastronomen die Preise an die Besucher weitergeben werden und somit Restaurantbesuche nicht günstiger für die Gäste werden. Ein Beispiel ist Manuel Kaas aus Lünen. Allein der Spülvorgang für einen ganz normalen Teller sei exorbitant teurer damit geworden, so der Gastronom gegenüber dem WDR. Er will die Preise in seinem Restaurant trotz niedriger Gastro-Steuer nicht senken. Mit der Mehrwertsteueranpassung könne man erstmal das Preisniveau halten, so Kaas in dem Bericht weiter.

Auch Hotelier Johannes Lohmeyer ist skeptisch. „Die Mehrwertsteuersenkung wird den ein oder anderen möglicherweise vor der Insolvenz retten. Von Preissenkungen für die Kunden sind wir weit entfernt“, äußert sich Lohmeyer jetzt bei bild.de. Als Gründe nennt er Tarifsteigerungen, explodierende Energiekosten, aber auch die Preise für Obst, Gemüse und Fleisch. Eine Entwicklung, die auch die Verbraucherinnen und Verbraucher spüren. Das hohe Preisniveau drückt auch auf ihre Geldbörse beim Einkaufen im Supermarkt oder Billig-Discounter. So verzeichnen die Nahrungsmittelpreise den größten Anstieg seit über einem Jahr.
Keine Preissenkungen für Gäste geplant - Das sagt der Branchenverband
Ein Gastronom vom Timmendorfer Strand an der Ostsee machte bei Bild klar, dass er die geplante Steuersenkung zwar begrüße. Doch „leider können wir keine Vergünstigung auf die Gäste umlegen“, so Bastian Wegner. Die neue Regelung helfe nur dabei, „die ständig steigenden Einkaufspreise anzufangen“. Das sagen übrigens Münchner Wirte über die geplante Steuersenkung.
Diese Regelungen gelten aktuell:
- Speisen zum Mitnehmen oder Liefern: Diese unterliegen bereits dem ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent und bleiben unberührt.
- Alkoholische und alkoholfreie Getränke unterliegen dem regulären Steuersatz von 19 Prozent.
- Speisen im Restaurant, Cafés und Kantinen werden derzeit noch mit 19 Prozent besteuert.
Die Senkung wird somit beim Endverbrauchenden jedenfalls nicht ankommen. Auch der Branchenverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) rechnet nicht automatisch mit niedrigeren Restaurantpreisen. Gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland erklärt die Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges: „Wie die Wirte auf die Mehrwertsteuersenkung reagieren und ob und in welchem Umfang sie ihre Preise anpassen können, wird maßgeblich von der Kostenentwicklung abhängig sein.“ Denn man müsse wissen, dass in den meisten Betrieben 70 Prozent des Umsatzes für Personal- und Wareneinsatzkosten draufgingen, so Hartges weiter.
Sie beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamt, laut denen allein die Arbeitskosten im Gastgewerbe im vierten Quartal 2024 gegenüber dem ersten Quartal 2022 um 34,4 Prozent nach oben geklettert seien. Dazu kämen für Wirtinnen und Wirte:
- Gestiegene Preise für Lebensmittel: + 28 Prozent.
- Gestiegene Preise für alkoholfreie Getränke: + 30 Prozent.
- Fixkosten für Pacht, Instandhaltung und Versicherung
Quelle: Dehoga
Reaktion der Verbrauchenden bleibt abzuwarten
Wie die Verbraucherinnen und Verbraucher auf die Entwicklung reagieren, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorhersagen. Die Vergangenheit hat aber gezeigt, dass Verbrauchende die Preisentwicklung – zumindest im Handel – sehr genau beobachten. Und in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur zeigte sich, dass auch die Preise auf der Speisekarte ein wichtiger Faktor sind. Wenn Gerichte günstiger werden, würden 74 Prozent nach eigenen Angaben öfter in Restaurants essen gehen, berichtet der Tagesspiegel unter Berufung auf die Umfrage. Der Aussage „Mir ist es generell zu teuer, in Restaurants essen zu gehen“ stimmten mehr als zwei Drittel zu.
Wem der Restaurantbesuch zurzeit noch zu teuer ist, der dürfte wohl auch die Lust zum Essengehen im kommenden Jahr nicht so schnell zurückgewinnen. (sthe)