US-Zölle schwächen EU-Wirtschaft: Nun droht erneuter Inflationsschock
Die europäische Wirtschaft wird im Zuge des Handelskonfliktes mit der USA an Kraft einbüßen. Die EZB hat das BIP nach unter korrigiert. Auch die Inflation kann weiter steigen.
Frankfurt – Die Welt befinden sich in turbulenten Zeiten. Mit seinem protektionistischen Kurs läutete US-Präsident Donald Trump eine neue Ära ein, die Volkswirtschaften eventuell in die Knie zwingen wird. Experten haben vor dem Hintergrund der US-Zölle ihre Prognosen für die Eurozone gesenkt: Für die Jahre 2025 und 2026 geht man laut Angaben der Europäische Zentralbank (EZB) von einer schwächeren Wirtschaftsleistung aus, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet.
EZB: BIP in Eurozone leicht nach unter korrigiert
Nach Angaben der EZB-Finanzexperten wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das Jahr 2025 auf ein Plus von 0,9 Prozent nach unten korrigiert. Ursprünglich ging man von einem Plus von einem Prozent aus. Auch die Prognose für 2026 fällt geringer aus: Mittlerweile geht man von einem Wachstum von lediglich 1,2 statt 1,3 Prozent aus. Grund dafür sind die Auswirkungen der Zollpolitik des US-Präsidenten. 2027 sehen Ökonomen das BIP jedoch auf 1,4 Prozent statt 1,3 Prozent wachsen.
Die jüngsten Prognosen der EZB fallen verhältnismäßig entspannt aus. Die von verschiedenen Wirtschaftsinstituten befürchtete Panik auf den Märkten spiegelt sich derweil nur gering in den aktuellen Korrekturen wider. Während Ökonomen Milliardeneinbußen für speziell die deutsche Wirtschaft voraussagen, gehen Expertenberechnungen von einem nur geringfügigen Einfluss auf die Inflation aus.
Angesicht der sich verändernden wirtschaftlichen Lage, mit Blick auf die US-Politik, hat die EZB auch die Inflationsprognosen etwas angepasst. Im Jahr 2026 wird die Inflation im EU-Raum bei zwei Prozent liegen, nicht wie zuvor bei 1,9 Prozent. Im Jahr 2025 erwartet man eine Inflation von 2,2 Prozent statt 2,1 Prozent.
Werden die Trump-Zölle die Inflation in der EU wieder entfachen?
Verschiedene Experten glauben, dass die US-Zölle die Herstellung in Europa verteuern wird und damit die Preise für Verbraucher beeinflussen. Besonders die Zölle auf Rohstoffe Stahl und Aluminium, werden in vielen Industrien, mitunter Automobilindustrie oder Maschinenbau, zu steigenden Produktionskosten führen – was Endverbraucher dann zu spüren bekommen.

Doch nicht nur die Industrie ist von den Zöllen betroffen. Auch Konsumgüter wie Haushaltswaren, Elektronik oder Bekleidung werden infolge der Strafzölle Preissteigerungen erfahren. Die globalen Lieferketten werden ebenso unter den US-Zöllen aufgrund der erhöhten Produktionskosten teurer, da zahlreiche Vorprodukte und Materialien aus den USA oder aus von den Zöllen betroffenen Ländern bezogen werden. Die Kosten würden in den meisten Fällen dann auch an Verbraucher weitergeben.
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Die Inflation könnte speziell dann in die Höhe schießen, wenn die EU Gegenzölle auf US-amerikanische Produkte erhebt und damit US-Importe verteuert. Dies könnte auch der Fall sein, wenn der US-Dollar an Stärke gewinnt, wovon im Zuge des Handelskonflikts einige Ökonomen ausgehen. Speziell könnte dies Importe wie landwirtschaftliche Produkte, Maschinen oder Hightech-Waren betreffen.
Handelskonflikt mit den USA: EZB will Preisstabilität wahren
Ob die Inflation im Euroraum signifikante ansteigen wird, hängt vor allem auch von der entsprechenden Reaktion der EZB ab. Am vergangenen Donnerstag entscheid sich die EZB für die siebte Zinssenkung und setzte den Leitzins in der Eurozone auf 2,25 Prozent. Zum künftigen Kurs machte EZB-Chefin Christine Lagarde keine konkreten Angaben. Angesichts der „außergewöhnlichen Unsicherheit“ könne man keine Richtung vorgeben, nur das Ziel Preisstabilität fest im Auge behalten, hieß es. Die Entscheidungen werde man von den Daten abhängig machen.
Eines steht jedoch fest: Die globale Wirtschaft ist derzeit stark verunsichert und befindet sich in ständigen Verhandlungen und strategischen Neuausrichtungen. Die EU hat im März auf eine Liste von Waren – mitunter Stahl- und Aluminiumprodukte, Motorräder, Leuchten, landwirtschaftliche Erzeugnisse wie beispielsweise Geflügel, Rindfleisch oder Orangen – aus den USA Zölle in Höhe von zehn bis 25 Prozent erhoben. Zunächst wurden die Maßnahmen jedoch bis zum 14. Juli ausgesetzt, um Verhandlungsspielraum zu schaffen.