Große schwedische Studie - Hypochonder sterben früher – so erkennen Sie, ob Sie betroffen sind

Könnten die Magenschmerzen nicht Krebs sein? Fingerkribbeln vielleicht Multiple Sklerose oder gar Parkinson? Und deuten Kopfschmerzen nicht auf einen Hirntumor hin? Entsprechende Gedankengänge sind typisch für Menschen mit Hypochondrie.

Dabei handelt es sich nicht um eine eingebildete Krankheit. Hypochondrie bzw. hypochondrische Störung oder Krankheitsangststörung gehört zur Gruppe der psychosomatischen Erkrankungen, bei der psychische Probleme körperliche Beschwerden auslösen. Betroffene leben in ständiger Angst, an einer schweren, meist lebensbedrohlichen Krankheit zu leiden.

So erkennen Sie, ob Sie möglicherweise ein Hypochonder sind

Als Anzeichen für eine hypochondrische Störung gelten

  • Krankheitsgedanken dominieren den Tag.
  • Permanente Krankheitsgedanken halten länger als ein halbes Jahr an.
  • Krankheitsgedanken beeinträchtigen das Alltagsleben.
  • Betroffene betreiben übertriebenes „Bodychecking“ – scannen zum Beispiel ihre Haut nach verdächtigen Flecken, Tasten sich lange und intensiv ab oder messen oft ihren Blutdruck oder den Sauerstoffgehalt im Blut.

Hinweis: Eine tatsächliche Diagnose sollte von einem Facharzt, etwa einem Psychologen oder einer Psychiaterin, gestellt werden.

Neue Studie: Hypochonder sterben früher

Paradoxerweise legt nun eine große schwedische Studie nahe, dass Hypochonder früher sterben als Menschen, die sich nicht übermäßig um ihre Gesundheit sorgen. Die Studie wurde am 13. Dezember im Fachblatt „JAMA Psychiatry“ veröffentlicht. Dafür werteten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten von 50.000 Menschen über einen Zeitraum von 24 Jahren aus.

Die Untersuchung ergab, dass Menschen, bei denen Hypochondrie diagnostiziert wurde, mit 84 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit an Dutzenden von Krankheiten, insbesondere Herz-, Blut- und Lungenkrankheiten, sowie an Selbstmord sterben als Menschen ohne diese Störung. Eine Ausnahme bildet Krebs, hier war das Sterberisiko ungefähr gleich.

Hypochondrie ist behandelbar

Studienautor David Mataix-Cols sagte gegenüber der „Washington Post“, er habe einige Theorien zu den Ergebnissen. Das Leben von Hypochondern könnte aufgrund von chronischem Stress kürzer sein. Die Belastung und das Leid durch den chronischen Stress könnte sie aber auch dazu veranlassen, sich selbst mit Alkohol und Drogen zu „behandeln“. Zudem könnten einige Betroffene Arztbesuche aus Angst vor der Diagnose einer schweren Krankheit vermeiden.

„Es gibt eine Tendenz, ihre Sorgen um ihre Gesundheit als erfunden abzutun“, kritisiert er. Dabei sei es wichtig, die Erkrankung zu erkennen und ernstzunehmen. Denn sie ist behandelbar. In der Regel hilft eine kognitive Verhaltenstherapie, in manchen Fällen auch die Behandlung mit Anti-Depressiva.

„Alltagshypochondrie“ ist dagegen positiv für die Gesundheit

Übrigens: Eine leichte Form von „Alltagshypochondrie“, also wenn man gegenüber körperlichen Symptomen besonders wachsam ist, ist für die Gesundheit dagegen eher positiv. Eine schottische Studie mit 320.000 Teilnehmern aus dem Jahr 2017 hat einen klaren Überlebensvorteil dieser übermäßig wachsamen Gruppe nachgewiesen. Menschen, die sich als besorgt beschrieben und ihre Gesundheit als schlechter beurteilten als sie tatsächlich war, hatten in der Studie ein um acht Prozent niedrigeres Risiko, an Krebs, Herz- und Atemwegserkrankungen zu sterben als die Vergleichsgruppe.

Die Forschenden erklärten, dass die wachsameren Teilnehmer Symptome schneller abklären ließen und so eine frühere Diagnose erhielten. Es ist bekannt, dass ein frühzeitiges Erkennen von Krankheiten, auch sehr schweren, die Heilungschancen deutlich erhöhen. Also: Ein wenig mehr auf Ihre Gesundheit achten – mit regelmäßigem Sport, gesunder Ernährung und Vorsorgeuntersuchungen (!) – schadet also nicht!