Söder will mit Mütterrente neun Millionen Frauen in Deutschland entlasten – „Finde es schäbig”

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Das deutsche Rentensystem macht einen großen Unterschied zwischen Frauen mit Nachwuchs. Markus Söder will das ändern. Und watscht Kritiker ab.

München – Zwei Kinder, beide großgezogen, mit demselben Aufwand – doch das deutsche Rentensystem macht einen gravierenden Unterschied. Wer 1991 Mutter wurde, bekommt nur zweieinhalb Rentenpunkte angerechnet. Wer 1993 ein Kind bekam, erhält für seine Rente drei volle Punkte. Diese Ungerechtigkeit brennt Millionen von Frauen unter den Nägeln – und CSU-Chef Markus Söder will sie endlich beenden.

Das deutsche Rentensystem macht einen großen Unterschied zwischen verschiedenen Frauen. Markus Söder will das nach eigener Aussage bald ändern. (Symbolbild) © Michael Gstettenbauer/Imago

Im ARD-Sommerinterview machte der bayerische Ministerpräsident deutlich: „Wir haben uns bei der Rente, bei der Mütterrente für neun Millionen Frauen durchgesetzt. Das trifft ganz Deutschland, das trifft die Frauen in Bottrop genauso wie in Schleswig-Holstein und anderswo“, sagte Söder. Die sogenannte Mütterrente III ist Teil des Rentenpakets 2025, das die Bundesregierung im Koalitionsvertrag verankert hatte. Am 6. August hatte das Bundeskabinett den Entwurf eines Gesetzes zur Stabilisierung des Rentenniveaus und zur vollständigen Gleichstellung der Kindererziehungszeiten beschlossen. 

Söder macht sich für Mütterrente stark und gibt Kritikern einen mit – „Ich finde es schäbig“

Konkret bedeutet das: Mütter und Väter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, sollen künftig drei statt bisher zweieinhalb Jahre Erziehungszeit bei der Rente angerechnet bekommen. Das entspricht einem halben Rentenpunkt mehr – derzeit etwa 20,40 Euro zusätzlich pro Monat, wie merkur.de berichtet. Die Reform hat allerdings ihren Preis: Rund fünf Milliarden Euro pro Jahr wird die Ausweitung kosten, gibt die Deutsche Rentenversicherung an.

Diese Summe muss aus Steuermitteln finanziert werden, da es sich um eine gesamtgesellschaftliche Leistung handelt. Kritiker bemängeln die hohen Kosten, vor allem Ökonomen und das Institut für Weltwirtschaft. Söder kontert solche Einwände scharf. Im ARD-Sommerinterview sagte er: „Ich finde es schäbig, dass so viele Leute mit höchsten Pensionen und Einkommen über normale Leute, die ihr Leben lang ordentlich gearbeitet haben, so reden.“

Geplanter Start der neuen Mütterrente nicht machbar

Ein weiteres Problem: Der geplante Start zum 1. Januar 2027 ist nach Ansicht der Deutschen Rentenversicherung nicht machbar. Die Behörde hält frühestens 2028 für realistisch, da die technische Umsetzung extrem komplex sei, wie die ARD berichtet. Mehr als zehn Millionen Renten müssten einzeln überprüft und neu berechnet werden. Zudem warnt die Rentenversicherung vor einem Problem: Die Mütterrente wird auf andere Sozialleistungen wie die Grundsicherung angerechnet.

Für Söder und die CSU ist die Mütterrente eine Frage der Gerechtigkeit. Frauen, die in den 80er und frühen 90er Jahren Kinder bekamen, hatten kaum Betreuungsmöglichkeiten und mussten oft auf Berufstätigkeit verzichten. Die Reform soll diese Benachteiligung ausgleichen. Ob die Mütterrente III tatsächlich 2027 oder erst 2028 startet, ist noch offen. Sicher ist: Sollte die technische Umsetzung länger dauern, sollen die Zahlungen rückwirkend erfolgen, wie die Bundesregierung mitteilt. (rd)

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