Wichtiger Rohstoff wird knapp – wegen Trumps Zoll-Chaos: EU warnt vor Preissteigerung
Kupfer stellt die USA und Europa vor Probleme. Langfristig steigt der Bedarf, aber die Zulieferung ist ungewiss. Das hat Konsequenzen.
Brüssel – US-Präsident Donald Trump steht bei der Kupferbeschaffung vor einem drastischen Problem. „Die Vereinigten Staaten sind in ihrer Kupferlieferkette mit erheblichen Schwachstellen konfrontiert“, warnte das Weiße Haus Ende Februar 2025. Sowohl bei der Gewinnung und Verhüttung als auch bei der Raffination von Kupfer sei das Land „zunehmend“ auf ausländische Quellen angewiesen. Jetzt stellt sich heraus: Europa steht ähnlich da.
Entwicklung beim Kupferpreis – Trump-Zölle besorgen Europa
Das Metall gilt zwar gemeinhin als vergleichsweise gewöhnlich, nicht einmal selten – trotzdem droht ein erheblicher Engpass. Die Anstrengungen von US-Käufern, ihre Kupfer-Bestände noch aufzufüllen, ehe die von Trump eingesetzten Sanktionen den Kauf erschweren, sorgen in Europa für Knappheit und Preisverwerfungen. Schon jetzt sollen Mängel an Kupfer den europäischen Spotmarkt getroffen haben.

Die Preise seien dadurch auf Rekordhöhen angestiegen. So berichtet es die Financial Times unter Berufung auf Zahlen der Datenanalysefirma Argus Media. Der Aufschlag für Kupferlieferungen nach Deutschland stieg laut dem Datenkonzern Fastmarkets auf 250 Dollar pro Tonne, während die Preise für Lieferungen nach Livorno und Rotterdam Ende April bei 180 Dollar pro Tonne lagen.
Zwar haben sich die Märkte seit Trumps „Liberation Day“, bei dem er Dutzende Nationen mit hohen Zöllen belegte, wieder einigermaßen beruhigt, aber die Rekordaufschläge verdeutlichen nach wie vor anhaltende Verzerrungen. Es herrscht noch Unsicherheit – und solange nicht klar ist, was nach der Zoll-Pause geschieht, wird diese bestehen bleiben.
Wofür braucht man Kupfer – Bedarf steigt in der Energiewende drastisch
Was aber macht Kupfer so wichtig? Das rote Metall kommt bei einer Vielzahl von Anwendungen zum Einsatz; etwa bei der Verkabelung von industrieller Maschinerie oder bei Elektronik. Die Analysegesellschaft Benchmark Source gab an, dass auch die industriellen Umwälzungen im Zuge der Energiewende hin zu den erneuerbaren Energien den Kupferbedarf hochdrückt. Zwar nehme der Anteil von Kupfer etwa in Elektroautos langsam ab, aber weil die Nachfrage derzeit deutlich steigt und immer mehr E-Autos gebaut werden, relativiert sich das wieder.
Bis 2030 soll der Sektor Elektromobilität allein im Jahr 2030 über 2,3 Millionen Tonnen Kupfer benötigen. Bis 2040 soll der Bedarf auf rund vier Millionen Tonnen wachsen. Hinzu kommen Entwicklungen wie der zunehmende Fokus auf künstlicher Intelligenz. Sowohl KI-Applikationen als auch die generelle Digitalisierung erhöhen den Bedarf am Transfer von Energie, Elektrizitätstransformation, Kühlungssystemen und Datenlagerung. All das wirkt sich mittel- bis langfristig auf den Kupferbedarf auf dem Kontinent aus.
Warnung von EU-Ebene – Kupfer-Knappheit wegen globalen Krisen
Problematisch daran: Das Europäische Parlament hatte bereits Monate, bevor Donald Trump überhaupt wieder ins Weiße Haus eingekehrt war, eine „ungewöhnliche Instabilität“ am Kupfermarkt entdeckt. „Neue EU-Legislation, auch wenn sie nicht immer direkt damit zu tun hat, scheint signifikante Auswirkungen auf die Kupferpreise zu haben“, schrieb das Parlament im Oktober 2024 in einer Analyse.
„Störungen wie die Covid-19-Pandemie und Russlands Krieg gegen die Ukraine haben Mängel in der strategischen Autonomie der EU verdeutlicht“, hieß es weiter. Die Preise für Rohstoffe und strategische Materialien wie Kupfer habe sich innerhalb von vier Jahren verdoppelt. Der Kupfermangel habe die Spotpreise allein 2023 um fast 20 Prozent höher getrieben; die Prognosen seien ebenfalls „düster“. Auf EU-Ebene seien Engpässe zutage getreten, was die Versorgungssicherheit und die Zuverlässigkeit der Lieferketten angeht.
Kurz gesagt: Der Kontinent sei bei bestimmten Materialien zu oft von einzelnen Quellen und einer sinkenden Zahl von Zulieferern abhängig. Angesichts dessen, dass Marktprojektionen bereits jetzt davon ausgehen, dass der globale Kupferbedarf bis 2035 auf 50 Millionen Tonnen steigen soll, fürchtet das EU-Parlament eine Knappheit. „Wenn die Zulieferer den Bedarf nicht decken können, würden die Kosten, um auf saubere Energiequellen umzusteigen, drastisch steigen“, warnte das Parlament.
EU-Gesetzgebung soll Versorgung mit Kupfer sichern
Diese Entwicklung kommt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Rapide Weiterentwicklungen von Technologien sind notwendig, um die auf EU-Ebene gesteckten Ziele zu erreichen. Für 2030 (55 Prozent Treibhausgasreduktion gegenüber 1990) und 2035 (emissionsfreie Neuwagenflotte) hatten sich Deutschland und die EU die nächsten wichtigen Meilensteine gesetzt.
Für die EU waren die jüngsten Krisen ein Augenöffner und zwangen sie dazu, neue Gesetze zu entwerfen, um die Beschaffung wichtiger Rohstoffe auch künftig zu sichern. Zwei Beispiele für solche Gesetzgebung sind der Chips Act vom September 2023 und der Critical Raw Materials Act. Über den Chips Act will die EU über 43 Milliarden Euro an Investments mobilisieren, die dann dazu benutzt werden sollen, erstens künftige Unterbrechungen in den Lieferketten zu verhindern und zweitens Europas Forschung verstärken. Der Critical Raw Materials Act wiederum trat im Mai 2024 in Kraft. Er soll die gesamte Wertschöpfungskette stärken.
Dazu gehört die Diversifikation von Lieferanten verschiedener Rohstoffe sowie die Sicherstellung des Umweltschutzes. Bestimmte Anteile von Recycling, Ankauf und Verarbeitung müssen europäisch bleiben. Im Rahmen des Critical Raw Materials Act hatte die EU eine Liste verschiedener Rohstoffe veröffentlicht, die in Zukunft besonders wichtig werden und bei denen daher größte Vorsicht gilt. Kupfer gehört auch dazu.