Weil das Geld nicht reicht, entschied sich der Kreistag kürzlich, nicht noch stärker in den Busverkehr im Landkreis Miesbach zu investieren. Die Mehrheit sprach sich für die drittbeste Variante aus.
Landkreis Miesbach – Das Geld reicht nicht. Das war das Hauptargument in der Kreistagssitzung vergangene Woche, nicht noch stärker in den künftigen Busverkehr zu investieren. Die Mehrheit des Gremiums sprach sich für die drittbeste – und damit zweitschlechteste – von vier Varianten aus.
Die Regionalverkehr Oberbayern GmbH gibt, wie berichtet, die Konzessionen der Buslinien im Landkreis zurück. Die letzten der 16 Linien laufen im Oktober 2027 aus. Danach wird der Busverkehr gemeinwirtschaftlich durch den Landkreis betrieben. Für den Kreistag ging es nun darum zu entscheiden, in welchem Umfang Fahrten bestellt werden.
Auf Basis des Nahverkehrsplans hat der zuständige Fachbereich des Landratsamtes zusammen mit der MVV GmbH vier Varianten für ein künftiges Regionalbusnetz ausgearbeitet – und dem Kreistag zur Entscheidung präsentiert.
Variante A würde mit dem Nahverkehrsplan übereinstimmen, bei den Varianten B und C ist – bei identischen Linien – die Taktung um 20 beziehungsweise 40 Prozent reduziert. Das jetzige Busangebot liegt zwischen dem der Varianten C und D, wobei sich letztere daran orientiert, allerdings mit einem Abschlag von etwa 25 Prozent.
Miesbach wählt den finanziellen Kompromiss
Große Einigkeit herrschte im Gremium, dass das künftige Angebot das jetzige überschreiten soll. „Aber Variante C ist keine echte Verbesserung“, sagte Thomas Tomaschek (Grüne), „weil der Status Quo vor Kurzem gesenkt wurde“. Für ihn kam deshalb nur Variante B in Frage. Die würde mit 5,5 Millionen Euro zu Buche schlagen, für Variante C rechnet das Landratsamt mit 4,1 Millionen Euro. Derzeit gibt der Kreis etwa 1,1 Millionen Euro für den Busverkehr aus.
„Bei aller Ambition müssen wir auf die wirtschaftliche Lage in unserem Haushalt schauen“, insistierte Christian Köck (CSU). 3 Millionen Euro mehr als jetzt aufzubringen „wird sportlich genug“, sagte er. Das Angebot in Variante C sei „attraktiver als jetzt“ – und man könne „upgraden, wenn es die Finanzen des Landkreises zulassen“. Derzeit gelte es aber, „das Augenmaß zu wahren“, findet Köck.
Kreistag tritt auf die Kostenbremse
Obwohl für Alfons Besel „C zu wenig ambitioniert“ ist, stellte er aufgrund der Haushaltssituation die Zustimmung der FWG-Fraktion für diese Variante in Aussicht. „Wir können da mitgehen, aber A muss unser Ziel sein“, forderte er. Denn „ein attraktiver ÖPNV ist ein Zukunftsprojekt“.
Als „Teil der Daseinsvorsorge“ bezeichnete Christine Negele (SPD) den öffentlichen Nahverkehr. „Wir denken da auch an die Leute, die sich kein Auto leisten können“, sagte sie. In Variante C seien viele Fahrten am Wochenende gestrichen, aber auch da müssten Beschäftigte der Gastronomie und Hotellerie „zur Arbeit und wieder nach Hause kommen“, sagte Negele.
Als „guten Kompromiss“ bezeichnete Balthasar Brandhofer (BP) Variante C, nachdem zuvor sein Fraktionskollege Martin Beilhack jegliches Mehrangebot ausgeschlossen hatte. Für ihn kam nur Variante D infrage, was anderes „können wir uns nicht leisten“.
ÖPNV-Ausbau in Miesbach: Eine Entscheidung zwischen Wunsch und Budget
Robert Wiechmann (Grüne) sprach sich hingegen ebenso wie Birgit Eibl (FW) für die größere Lösung aus. „Die Taktung entscheidet, ob das Angebot angenommen wird“, sagte Eibl. „Wer zu kurz springt, schafft nichts“, findet auch Wiechmann. Er würde „lieber eine Million mehr“ ausgeben, als mit 4,1 Millionen Euro ein Angebot zu schaffen, das wegen der geringeren Taktung nicht angenommen wird. Wiechmann plädierte: „Mehr ÖPNV wagen.“
Dafür sprach sich die Verwaltung aber nicht aus, sondern empfahl Variante C. Kämmerer Thomas Wagner etwa nannte diese „vernünftig“, Andrea Ladewig, Fachbereichsleiterin Mobilität, sagte: „Die Bürger und Gäste werden erste Verbesserungen feststellen.“ Sie findet, Variante C gewährleiste ein „gutes Angebot, besser als das, was wir jetzt auf der Straße haben“.
Gegebenenfalls könne man nachsteuern, wo es sinnvoll ist. Die nötigen Daten bekommt der Landkreis mit dem Wechsel. Dann werden Fahrgastzahlen automatisch erhoben, was dringend nötig ist, um den tatsächlichen Bedarf und die Nutzung feststellen zu können. Am Ende beschloss das Gremium mit großer Mehrheit Variante C. Der Linienbetrieb soll im November 2027 starten, die Strecken werden für maximal sieben Jahre ausgeschrieben.
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