Um die Vision vom Naturgarten in Viehhausen realisieren zu können, ist eine gemeinschaftliche Finanzierung notwendig. Die ist gut angelaufen.
Kranzberg – Es läuft zur Zeit gut für das Naturgartenprojekt in Viehhausen – sehr gut sogar. Nachdem sich ein Großteil der geplanten Nutzung als genehmigungsfähig herausgestellt hat, ist Anfang Januar der Kauf der Hofstelle über die Bühne gegangen. Sehr zur Freude der neuen Eigentümer hat sich jetzt auch das Gemeinschaftsfinanzierungsmodell über die im norddeutschen Hitzacker ansässige „Kulturland Genossenschaft eG“ als ziemlich erfolgreich herausgestellt.
Vielen Menschen ist das Projekt wichtig
Wie der Vorstand, Stephan Illi, dem FT mitteilte, haben bereits knapp 140 Investorinnen und Investoren Anteile für das insgesamt 18 Hektar umfassende Naturgartenprojekt in Viehhausen gezeichnet. Zwölf Hektar, also zwei Drittel des Vorhabens der Familien Schwaiger und Seldmaier, hat die Genossenschaft finanziert. „Damit ist über die Hälfte der notwendigen Kaufsumme, die wir jetzt einsammeln, zusammengekommen“, erklärte Illi. Und das bei einem von der Genossenschaft finanzierten Kaufpreis in Höhe von 1,9 Millionen Euro. „Das ist großartig. Und es ist einfach eine Mut machende Geschichte, was gemeinsam möglich ist“, zeigte sich Illi zufrieden mit der Entwicklung.
Das Prinzip, das die „Kulturland Genossenschaft eG“ verfolgt, basiert darauf, Land für Landwirtschaft zu erhalten. Sprich: Es soll zweckgebunden bleiben und Spekulanten, deren Interesse darin besteht, möglichst viel von der Steigerung des Marktwertes zu profitieren, Einhalt gebieten. Die Leute, die Anteile zeichnen, verzichten laut Illi ausdrücklich auf eine Rendite ihrer Geldeinlage. „Das ist schon ein cooles Projekt, und auch mutig, dass sich da Menschen bereiterklären“, findet Illi. Aber es gehe eben um den Erhalt von Biodiversität und um nachhaltige Landnutzung. „Es gibt ein Umfeld von Menschen, denen das wichtig ist“, stellt Illi fest.
Vielen ist das eine Summe zwischen 500 und 5500 Euro Wert. Es gebe aber auch welche die 10 000 Euro und mehr dafür in die Hand nehmen würden. Und zwar ohne auf Reibach aus zu sein. „Die Zinsaussicht ist null, der monetäre Ertrag ist null“, stellt Illi klar. Es gebe keinen Wertzuwachs, das sei verbrieft. Dafür sei die Anlage sicher, das Geld könne nach fünf Jahren wieder herausgenommen werden. Meist würden dann andere einsteigen, die ebenfalls ihren Beitrag zum Erhalt von landwirtschaftlichen Grund leisten wollten. „Wir holen Flächen aus dem System“, bekräftigt Illi.
Auf diese Weise hat die „Kulturland Genossenschaft“ bundesweit bereits 45 Projekte finanziert. Das in Viehhausen sei bisher aber „das größte Landkaufprojekt“ der Genossenschaft. Aber auch mit das Interessanteste, wie der Vorsitzende mit dem Hinweis auf Gartenbau, Reittherapie und ein Hofcafé zu bedenken gibt. Das Gros der Anteilseigner würde das Projekt kennen. Der Widerstand, der sich gegen den „Naturgarten“ in Viehhausen formiert habe, habe sicher zum Bekanntheitsgrad und zum Finanzierungsanreiz beigetragen. Es hätten aber auch Leute Anteile gezeichnet, die davon gar nichts mitbekommen hätten. Wie Illi auf FT-Nachfrage einräumte, stammt viel von dem investierten Geld aus dem Umland. Der Landkreis ist laut Illi zumindest stark vertreten.
Die Eigentümer sind sehr dankbar
Den neuen Eigentümern kommt das natürlich zupass. Lilian Schwaiger, die das Projekt zusammen mit ihrer Schwester Sophia Sedlmaier und der Unterstützung ihres Vaters Erhard Schönegge „gestemmt“ hat, sagte über das Finanzierungsmodell: „Für uns ist das ein Chance, dieses Projekt überhaupt umzusetzen.“ Anders seien diese Bodenpreise gar nicht mehr zu erwirtschaften. „Wir haben gehofft, dass wir es zusammen kriegen“, sagt Schwaiger über die Finanzierung. Und sie fügt noch an: „Wir sind total dankbar, dass da jetzt so viele Menschen Anteile für uns zeichnen – für uns und für die Zukunft von dem Hof.“