Im Ewigen Eis - 37 Millionen Jahre altes Geröll aus der Antarktis verblüfft Wissenschaftler

Seit Millionen von Jahren brechen riesige Eisberge von der antarktischen Eiskappe ab und treiben dann ins offene Meer. Diese imposanten Eismassen durchqueren die südlichen Ozeane und erreichen dabei sogar weit entfernte Orte. Wissenschaftler haben nun die Bewegungsmuster der Eisberge genauer untersucht und dabei das Rätsel um uraltes Material aus der Antarktis nahe der South Orkney Inseln gelöst.

Forscher finden antarktisches Geröll vor South Orkney

„Die Meere um Südgeorgien haben eine lange Geschichte der Eisbergforschung“, verkündet die Universität Utrecht in einer Pressemitteilung. Die genannte Insel liegt nahe Argentinien und befindet sich mitten in einem Meeresstreifen, der als „Iceberg Alley“ (deutsch: „Eisberg-Gasse“) bekannt ist. Hier treiben unzählige Eisberge von der Antarktis nordwärts, gelenkt durch Wind und Wellen.

Über Millionen von Jahre hinweg sind zahlreiche Eisberge an den abgelegenen Inseln entlang der Iceberg Alley vorbeigezogen. Eine dieser Inseln, South Orkney, stand im Mittelpunkt eines beeindruckenden Fundes: 2017 entdeckten Forscher hier antarktisches Geröll, das aus einer Zeit vor der Bildung der großen Eiskappe vor 34 Millionen Jahren stammt. Der Fund war besonders mysteriös, denn ohne Eiskappe gibt es auch keine Eisberge, die solche Trümmer transportieren könnten.

Eisberg
Uralte Eisberge transportierten fossile Gesteinsfragmente bis nach South Orkney. Getty Images

Antarktische Eisberge überlebten überraschend heiße Eozän-Warmzeit

Eisberge beinhalten oft große Mengen an Gesteinsfragmenten, die beim Abbrechen von Gletschern aus der Antarktis mitgerissen werden. Schmelzen diese Eisberge in wärmeren Gewässern, sinkt das Gestein auf den Meeresboden. Dass Forscher antarktisches Material in der Nähe von South Orkney gefunden haben, war daher an sich nicht überraschend.

„Aber sie waren erstaunt über das Alter der Sedimente: 37 Millionen Jahre, 3 Millionen Jahre älter als die große Eiskappe der Antarktis. Konnte die Antarktis bereits in der Warmzeit des späten Eozäns eine Eiskappe gehabt haben? Und wie konnten diese Eisberge in den warmen Meeresbedingungen überleben, die damals rund um die Antarktis herrschten?“, erklärt die Universität Utrecht in ihrer Mitteilung weiter.

Eiskappe im Eozän war weit größer als gedacht

Einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Utrecht zufolge gibt es nun eine mögliche Erklärung. Mithilfe von Computermodellen berechneten die Forscher die Größe und die Herkunft der Eisberge, die South Orkney im späten Eozän erreichten. Sie fanden heraus, dass das Weddellmeer damals kalt genug war, um mittelgroße Eisberge bis nach South Orkney zu transportieren. Außerdem enthielt das Ursprungsgebiet der Eisberge Gesteinsarten, die denen in den Trümmern gefundenen entsprechen.

Der Studienergebnisse zufolge besaß die Antarktis im späten Eozän möglicherweise eine Eiskappe, die groß und mächtig genug war, um bis zur Küste zu reichen und Eisberge zu formen. Diese Eiskappe konnte in kurzer Zeit eine ausreichende Menge an Schnee ansammeln, um die für ihr Wachstum und die Eisbergproduktion nötigen Bedingungen zu schaffen.

Forscher entdecken Geheimnisse im Eis der Antarktis

Das antarktische Eis kann auch weitere Informationen über die Vergangenheit liefern. Ein Forscherteam hat in der Antarktis einen 1,2 Millionen Jahre alten Eiskern geborgen. Der 2,8 Kilometer lange Eiskern enthält uralte Luftblasen, die helfen könnten, Klimaveränderungen vor bis zu 1,2 Millionen Jahren zu verstehen. 

Prof. Carlo Barbante von der Universität Ca' Foscari in Venedig bezeichnete den Fund als "erstaunlichen Erfolg". Die Arbeiten erstreckten sich über vier antarktische Sommer und wurden von einem italienischen Team geleitet.

Von Véronique Fritsche

Das Original zu diesem Beitrag "Eisberge der Antarktis: Rätsel um uralten Fund – Forscher enthüllen neue Erkenntnisse" stammt von futurezone.de.