Grönland-Falle: Fiel Trump auf russischen Fake herein?

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Ein scheinbarer Brief von Grönland an Trumps Regierung entfacht neue Aufregung. Dänemark sieht dahinter eine gezielte russische Aktion, um Unruhe zu stiften.

Nuuk/Kopenhagen - Inmitten der jüngsten Diskussion, ob sich US-Präsident Donald Trump nach seinem Amtsantritt tatsächlich Grönland unter den Nagel reißen könnte, gibt es neuen Wirbel um einen Fake-Brief von 2019. Das Schreiben, das seit einigen Tagen erneut in den sozialen Medien hochkocht, soll auf den ersten Blick ein Spendenbrief sein, der von der grönländischen Außenministerin während Trumps erster Amtszeit an einen US-Senator verfasst wurde.

Nach Angaben der dänischen Regierung war der damalige Brief nachweislich gefälscht und ein „Fake-News-Angriff auf die dänisch-amerikanischen Beziehungen“, hatte die dänische Zeitung politiken bereits nach der ersten Aufregung vor sechs Jahren berichtet. Experten vermuteten damals, dass Russlands Geheimdienst hinter dem Vorfall steckte und mit der Aktion die amerikanisch-dänische Beziehungen untergraben wollte.

Gefälschter Brief zwischen Grönland und USA im Umlauf: Alle Geschehnisse aus 2019

Aber nochmal der Reihe nach: US-Präsident Donald Trump sprach 2019 erstmals öffentlich über eine mögliche Übernahme Grönlands durch die USA. Daraufhin wurde ein Brief öffentlich, der scheinbar von Grönlands Außenministerin Anne Lone Bagger an den Trump-nahen Senator von Arkansas, Tom Cotton, gerichtet gewesen sein soll. Sie bittet darin um Geld für ein Referendum über die Unabhängigkeit Grönlands von Dänemark, das schnellstmöglich stattfinden soll. Außerdem bedankt sie sich für die bisherige Unterstützung der USA auf dem Weg zur Unabhängigkeit.

Donald Trump und Wladimir Putin beim G20-Gipfel in Hamburg
Ein Archivbild von 2017, als Trump zu Besuch in der Bundesrepublik war und zu diesem Anlass erstmals Putin traf. (Archivbild) © Evan Vucci/AP/dpa

Nachdem das Dokument 2019 in den sozialen Medien kursiert hatte, betonte die Abteilung der Außenministerin, dass der Brief nie von der Ministerin verfasst worden war. Es habe sich um eine Fälschung gehandelt, berichtete politiken unter Berufung auf ihre Mitarbeiter. Der Vorfall ereignete sich wenige Tage, bevor die Ministerin nach Washington reiste, um den US-Außenminister zu treffen.

Doch warum ausgerechnet ein Brief an den US-Senator Tom Cotton? Der konservative Politiker spielte bereits 2019 eine wichtige Rolle in der Debatte um Grönland. Er gab sich öffentlich als großer Unterstützer für die Unabhängigkeit des Landes und forderte in einem Gastbeitrag in der New York Times, die USA sollte „Grönland kaufen“.

Warum Russland und China hinter dem gefälschten Brief an die Trump-Regierung stecken könnten

Das Ziel des gefälschten Briefes soll klar gewesen sein: die USA und Dänemark gegeneinander aufhetzen, Grönland und Dänemark entzweien. Politiken sprach damals unter anderem mit dem schwedischen Militäranalytiker Steen Kjærgaard, der sich mit Kommunikationsstrategie und Fehlinformationen beschäftigt. Laut Kjærgaard sei es „am offensichtlichsten“, dass Russland den Fake-Brief in Umlauf gebracht habe. „Es handelt sich vielleicht nicht direkt um eine staatliche Aktivität, aber es gibt viele Möglichkeiten, wie einige Kräfte Russlands Angelegenheiten nachgehen können.“

Wurde Trumps Regierung damals also absichtlich von Russland reingelegt? Russland könnte von einem Keil zwischen Dänemark und den USA deutlich profitieren, betonte auch Jon Rahbek-Clemmensen von der Königlich Dänischen Hochschule für Verteidigung gegenüber KNR. Alle Parteien, dazu gehören neben den USA und Russland auch dessen Verbündeter China, haben großes Interesse an den natürlichen Ressourcen Grönlands. Vor allem Russland und China würden deshalb von einer Unabhängigkeit des Nato-Mitgliedsstaats Dänemark profitieren.

Auch mit seiner strategisch vorteilhaften Lage an der Nordwestpassage zwischen Europa und Asien ist Grönland zu einem Spielball der Weltpolitik geworden. China versucht seit einigen Jahren, Häfen entlang dieser Strecke zu bauen und Rohstoffe zu sichern.

Trump will nach Amtsantritt erneut Grönland an sich reißen - und erwähnt militärischen Einsatz

Russlands oder Chinas Verantwortlichkeit hinter dem gefälschten Brief konnte damals wie heute nicht unabhängig nachgewiesen werden. Nach der Aufklärung hatte Dänemarks Regierung in den vergangenen Jahren trotzdem erstmal seine Ruhe vor Debatten rund um Grönland – bis jetzt. Donald Trump machte kurz vor seinem erneuten Amtsantritt im Januar nicht nur erneut sein Interesse an Grönland öffentlich, sondern brachte erstmals auch einen militärischen Einsatz ins Spiel.

Trump betont erneut, dass er Kontrolle über die Insel oder auch den Panamakanal erlangen will. Bereits im Dezember hatte er erklärt: „Im Interesse der nationalen Sicherheit und der Freiheit in der Welt sind die USA der Ansicht, dass der Besitz und die Kontrolle von Grönland eine absolute Notwendigkeit sind.“

Nach Aussage von Grönlands Regierungschef Múte B. Egede wird sich das Land von den geäußerten Begehrlichkeiten des designierten US-Präsidenten aber nicht von seinem eigenen Weg abbringen lassen. „Über Grönlands Zukunft entscheiden Grönland und das grönländische Volk. Das ist natürlich der Ausgangspunkt aller Zusammenarbeit, die wir haben“, sagte Egede auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der dänischen Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in Kopenhagen. Auch Frederiksen unterstrich, dass die Grönländer selbst über ihre Zukunft bestimmten. „Grönland gehört den Grönländern, niemand anderem“, sagte sie. (nz)

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