Dollar auf der Kippe? Darum ist die Währung gefährdet
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VonStephanie Schoenschließen
Zollchaos und Schulden bestimmen die Wirtschaftspolitik von Donald Trump. Das bekommt dem US-Dollar ganz und gar nicht – und könnte ihn seine Position als globale Leitwährung kosten.
Berlin – Die Welt schaut auf Trump – und rüttelt am Fundament des US-Dollars. Nicht nur die weltweiten Handelssysteme und die politische Ordnung werden kräftig durchgeschüttelt, auch das Weltwährungssystem könnte sich neu erfinden. Wie das Handelsblatt schrieb, werden schon erste Stimmen laut, die die zukünftige Position des US-Dollars als zentrale Leit- und Reservewährung infrage stellen. Christine Lagarde plädierte vor kurzem gerade für eine bedeutendere internationale Rolle des Euro, der chinesische Zentralbankchef fordert ein multipolares Währungssystem, bei dem der chinesische Renminbi eine bedeutsame Rolle übernehmen soll. Die Abhängigkeit vom US-Dollar bereitet den Zentralbankchefs zunehmend Sorgen.
Der schwache Dollar ist ein selbstgestricktes Problem – bringt den USA aber auch Vorteile
Mit 1,17 USD für einen Euro ist der Dollar auf einem Dreijahrestief angekommen und hat damit fast zehn Prozent eingebüßt in den letzten zwölf Monaten. Ursächlich ist dieses Mal vor allen Dingen, neben den geopolitischen Krisen, die hochriskante, protektionistische Wirtschaftspolitik der US-Regierung und die ausufernde Schuldenpolitik. Trump kommt ein schwacher Dollar hingegen gerade recht – kurbelt er doch die US-amerikanischen Exporte an und verteuert die Importe, was wiederum auch die heimische Wirtschaft unterstützt. Der schwache Dollar hilft also dabei, das eklatante Handelsdefizit der USA zu verringern.
Dass es mit dem Dollar weiter bergab gehen könnte, sehen viele Beobachter schon kommen. Die „Big Beautiful Bill“, mit der Trump über mannshohe neue Staatsschulden Steuererleichterungen finanzieren will, lässt das Vertrauen in den Dollar weiter sinken. Die USA, die bereits heute mit 36,6 Billionen US-Dollar rekordverdächtig verschuldet ist, legt also noch einmal eine Schippe drauf. Die Haushaltsbehörde des US-Kongresses schätzt, dass sich die US-Schulden bis 2034 nochmals um 3 Billionen Dollar erhöhen werden.
Auch kann die ausufernde Zollpolitik der USA nach hinten losgehen. Wie Jamie Dimon, der CEO von JPMorgan Chase, ausführte, könnten die höheren Zölle die Inflation anheizen und das Wirtschaftswachstum auch langfristig abwürgen. Da Importkosten steigen, werden das auch die Preise für Konsumgüter. Dies kostet die Kaufkraft der Verbraucher und stellt auch die Unternehmen im Inland vor Herausforderungen. Auch mahnt er an, dass die Wettbewerbsfähigkeit der US-Unternehmen, die auf internationale Lieferketten angewiesen sind, gefährdet sein könnte. All diese Szenarien erschüttern den Glauben in den US-Dollar nach vorne hin.
Ausländische Investoren reagieren bereits mit Kaufzurückhaltung an den Kapitalmärkten
Die Kapitalmärkte reagieren bereits auf die Entwicklungen. Wie George Saravelos, leitender Devisenmarktstratege bei der Deutschen Bank, feststellte, kaufen ausländische Investoren nicht mehr ausreichend Dollar-Anlagen, um das immense Leistungsbilanzdefizit zu finanzieren. Wie er weiter erklärte, ist es auch nicht notwendig, dass diese ihre Dollar-Papiere verkaufen, um den Dollar weiter zu schwächen – es reicht schon, wenn sie nicht mehr zusätzlich kaufen. Das lässt sich durch die jüngsten Daten auch durchaus belegen, denn ausländische Fonds haben weder bei den US-Aktien noch bei den US-Anleihen in letzter Zeit zugegriffen.
Die massive Staatsverschuldung der USA, mit einer Schuldenquote von ca. 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP), dürfte durch das neue Steuergesetz von Trump in den kommenden Jahren dann auf mindestens 130 Prozent anwachsen. Die Zinszahlungen sind schon heute erdrückend und werden weiter ansteigen. Um das Geld für die geplante Neuverschuldung überhaupt aufzutreiben, muss die USA Staatsanleihen mit langer Laufzeit an den Mann bringen. Um die noch für Anleger attraktiv zu machen, muss man ihnen hohe Zinsen bieten. Die Schuldenspirale dreht sich also munter weiter.
Glück für den Dollar – Alternativen als Leitwährung sind noch nicht in Sicht
Aktuell ist eine andere Währung als Leitwährung und Alternative zum Dollar noch nicht am Start, dafür ist die Rolle des Dollars in der Weltwirtschaft noch zu stark. Wie Edward Fishman von der Columbia University allerdings meint, könnte der Dollar seine Sonderstellung in den kommenden Jahren verlieren. Er könnte zwar immer noch die wichtigste Währung bleiben, aber eben nicht mehr so dominant wie in der Vergangenheit.
Auch EZB-Chefin Lagarde hält eine Ablösung des US-Dollars als globale Leitwährung auf absehbare Zeit nicht für realistisch aufgrund seiner Dominanz in zu vielen Feldern – wie dem Swift-Zahlungssystem, den internationalen Währungsreserven und Devisentransaktionen und auch den internationalen Krediten. Vielleicht hat aber der Euro nach vorne hin doch eine Chance, dem US-Dollar als Reservewährung Konkurrenz zu machen. Immerhin 20 Prozent der weltweiten Währungsreserven werden in Euro gehalten. Er hat diesen Anteil über die Jahre souverän gehalten, wohingegen der US-Dollar hier deutlich an Bedeutung verloren hat.
Dem Euro fehlen wichtige Eigenschaften, um als Reservewährung durchstarten zu können
Leider hat der Euro aber auch ein paar Defizite, die ihn an einer Karriere als Reservewährung hindern könnten. Positiv ist, dass der Euro seit seiner Einführung relativ stabil geblieben ist, mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,1 Prozent. Was ihm aber fehlt, ist ein sehr liquider und billionenschwerer Finanzmarkt im Hintergrund. Der mit mehr als 28 Billionen Dollar schwere Staatsanleihemarkt der USA ist einer der größten der Welt. In der Eurozone gibt es keinen gemeinsamen Anleihemarkt der Länder und der deutsche Anleihemarkt ist mit 1,9 Billionen Euro winzig im Vergleich zu den USA. In anderen Euroländern sieht es nicht viel besser aus. Auch hat der Euro auf den weltweiten Rohstoffmärkten keine Chance – hier werden 80 Prozent der Transaktionen in US-Dollar abgewickelt.
Brauchen wir bald keine Weltwährung mehr?
Eine Weltwährung braucht es insbesondere dann, wenn Länder in Leistungsbilanzkrisen mit ihren Währungsreserven wichtige Importe von Handelspartnern weltweit finanzieren müssen. Für den Fall aber, dass die Globalisierung auf dem Rückzug sein sollte im Zuge eines zunehmenden Protektionismus, würden die Welthandelsmärkte eventuell auch in verschiedene Handelszonen zerfallen. Dies könnte dann auch dazu führen, dass das Weltwährungssystem zerfällt, denn es wird dann nicht mehr benötigt.
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