Eigentlich war 2026 eine große Geburtstagssause geplant. Aus finanziellen Gründen kommt es in Bayreuth jetzt „nur“ zu einem „KI-Ring“, einem „Rienzi“ in Frauenhand und immerhin einer Uraufführung.
Wenigstens die Sängerinnen und Sänger sind echt, auch der Mann im Graben. Gestandene Promis sind das, etwa Michael Volle als Wotan, Camilla Nylund als Brünnhilde oder Klaus Florian Vogt gleich als Loge, Siegmund und Siegfried plus Dirigent Christian Thielemann, zwischenzeitlich verlorener Bayreuth-Sohn. Doch den Rest erledigt der Computer: Zum 150. Festspielgeburtstag im kommenden Jahr leistet sich das Wagner-Mekka bekanntlich einen besonderen „Ring des Nibelungen“. Die Bilder werden mit Künstlicher Intelligenz (KI) erzeugt. Während also sonst Regisseurshirne glühen, drohen hier allerhöchstens die Rechner-Chips durchzubrennen.
„Rienzi“ läuft nur einen Sommer
Eigentlich war das Jubiläum ganz anders geplant. Doch die Kassen sind alles andere als voll, also musste Festspielleiterin Katharina Wagner die Geburtstagspläne zusammenschnurren lassen. „Wir beschreiten finanziell neue Wege, haben uns aber auch nach einer interessanten neuen Variante umgeschaut“, umschrieb sie die Malaise auf der Jahrespressekonferenz. „Insofern hat sich das wunderbar ergänzt.“ Was bleibt: Erstmals wird „Rienzi“ auf dem Grünen Hügel gezeigt. Nathalie Stutzmann dirigiert, Andreas Schager singt die Titelpartie. Für die Regie zeichnen Alexandra Szemerédy und Magdolna Pardik verantwortlich, beide stemmen gerade den „Ring“ in Saarbrücken.
„Rienzi“, Hitlers Lieblingsoper, werde natürlich stark mit dem Nationalsozialismus assoziiert, sagt Alexandra Szemerédy. Die Titelfigur trage diktatorische Züge. Doch man wolle einen „Neustart“ versuchen und „den Menschen hinter der politischen Maske“ wiederentdecken. Es gelte die Unschuldsvermutung. Beide Regisseurinnen wollen zeigen, „was Macht mit einem macht“ und wie sich Politik inszeniert – bei einem Festspiel, zu dem noch heute Politpromis nach dem Foto auf dem roten Teppich gieren, eine durchaus berechtigte Sichtweise. Nach 2026 ist schon wieder Schluss mit „Rienzi“, die Inszenierung läuft nur einen Sommer. Allerdings seien, so Katharina Wagner, Koproduktionen mit anderen Häusern geplant.
Uraufführung „Brünnhilde brennt“
Eröffnet werden die Geburtstagsfestspiele mit einem Konzert, Christian Thielemann dirigiert Beethovens Neunte, dazu sind Reden geplant. Zudem gibt es Wiederaufnahmen des „Fliegenden Holländers“ (zweimal mit Asmik Grigorian) und des „Parsifal“. Auf der Probebühne drei ist eine Fete mit Discjockey geplant. In Kooperation mit der Oper Dortmund wird „Brünnhilde brennt“ im Friedrichsforum uraufgeführt, der ehemaligen Stadthalle. Laut Festspielleiterin sei dies ein „Spin off“ zum „Ring“, die Sängerin der Brünnhilde schlüpfe hier in ihre Rolle, auch Amüsantes sei dabei zu erwarten. Die Uraufführung wird finanziert von der Gesellschaft der Festspielfreunde. Dazu der „Ring“ als Kinderoper, Open Airs, das war’s auch schon mit der Jubiläumssaison. Immerhin, so Katharina Wagner, plane die Stadt Bayreuth noch einige Veranstaltungen, das Educationprogramm werde ausgebaut, doch hier müsse man noch die Finanzierung klären.
Es ist sehr eng geworden für die Festspiele, das ist an den Plänen abzulesen. Noch immer ist nicht klar, ob die Tarifsteigerungen bei den Gehältern von der öffentlichen Hand übernommen werden. Der Freistaat Bayern hat Zustimmung signalisiert, nun fehlt noch ein Okay vom Bund. Wie Geschäftsführer Ulrich Jagels berichtet, habe man 2024 2,7 Millionen Euro Überschuss erwirtschaften können, die Rücklagen seien damit auf 6,8 Millionen angewachsen. Das klinge nach viel, doch müsse man auch die Pläne für die Jahre ab 2026 finanziell absichern. Erste Einsparungen im Personalbereich gab es bereits, die Planstellen des Chores wurden heruntergefahren.
Festspiele noch nicht ausverkauft
Und dann ist da noch die große Sanierung. Das Gebäude des Festspielrestaurants muss renoviert werden. Auf der Ostseite des Festspielhauses ist ein Anbau geplant, „denkmalschutzgerecht unter der Erde“, so Ulrich Jagels. 2000 Quadratmeter seien dort vor allem für technische Anlagen und Büroflächen vorgesehen.
Beim Kartenverkauf läuft es nicht so rund wie früher. Besonders für Aufführungen am Ende der diesjährigen Festspiele gibt es noch Tickets, genannt wurden „Parsifal“ sowie „Tristan und Isolde“. Ein Problem, mit dem sich seit Corona nicht nur andere Festivals, sondern auch „normale“ Veranstalter plagen. Für 2026 bietet Bayreuth daher „Packages“ in verschiedenen Größen an. Wer will, kann schon in diesem Sommer ein Paket mit allen Operntiteln erwerben, es gibt auch kleiner geschnürte Arrangements. Eröffnet werden die diesjährigen Festspiele an diesem Freitag (25. Juli) mit einer Neuproduktion der „Meistersinger von Nürnberg“, am Abend zuvor war ein Open Air im Park unterhalb des Festspielhauses geplant.