Putins „Wegwerf-Agenten“ greifen Deutschland an – mit einer Kriminellen-Masche

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Agenten planten Anschläge in Deutschland. Sicherheitskreise warnen vor Putins neuer Strategie: perfide, billig und gefährlich.

Berlin – Wladimir Putin setzt offenbar auf gleichermaßen perfide wie bedrohliche Billiglösungen in der hybriden Kriegsführung. Sicherheitskreise sagen: Russland heuert zunehmen sogenannte „Wegwerf-Agenten“ oder „Low-Level-Agenten“ an, um Attacken auch gegen Deutschland zu starten.

Wie akut die Bedrohung ist, wurde in den letzten Tagen deutlich: Die Polizei hat drei Ukrainer festgenommen, die im Auftrag russischer staatlicher Stellen Anschläge in Deutschland begehen sollten. Die Festnahmen, die jetzt öffentlich bekannt wurden, liegen teils mehrere Tage zurück. Am Freitag war zuerst ein Mann in Köln festgenommen worden, später setzten Einsatzkräfte mutmaßliche Komplizen in Konstanz und schließlich im Schweizer Kanton Thurgau fest.

In Russlands Auftrag: Mutmaßliche Putin-Agenten sollten Anschläge in Deutschland begehen

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) äußerte sich zur Festnahme in Köln und sprach von einer „neuen Qualität hybrider Bedrohung“. „Es braucht keine ausgebildeten Agenten der alten Schule mehr, sondern es reichen sogenannte ‚Low-Level-Agenten‘, die für kleines Geld angeheuert werden“, sagte Reul. Die Zusammenarbeit auch mit den Schweizer Behörden habe gut funktioniert, die Polizei habe Schlimmes verhindert, sagte Reul. Die Lage sei aber „durchaus ernst zu nehmen“, warnte der Minister auf die Frage, wie weit die Anschlagsplanungen zum Zeitpunkt der Festnahme fortgeschritten waren.

Nach bisherigen Erkenntnissen wollten die Agenten im Auftrag von Russland Pakete mit Spreng- und Brandvorrichtungen versenden, die während des Transports entflammen sollten. Der festgenommene Ukrainer hatte demnach bereits zwei Testpakete auf den Weg gebracht, in denen sich unter anderem GPS-Tracker befanden.

Putin schickt „Wegwerf-Agenten“ nach Deutschland – solange Krieg in der Ukraine andauert

Der Fall weckt Erinnerungen an Ermittlungen zu russischer Sabotage mithilfe von Brandsätzen in Luftfrachtpaketen. „Bei solchen Aktionen, wie derjenigen, welche nun offensichtlich verhindert wurde, muss man die Frage stellen, wann der Punkt erreicht ist, an dem die Charakterisierung ‚Sabotageakt‘ nicht mehr ausreicht und man von einem Angriff auf Deutschland sprechen muss“, sagt Terrorexperte Hans-Joachim Schindler, Direktor des Counter Extremism Projects (CEP), im Gespräch mit unserer Redaktion.

Er rechnet damit, dass solche Angriffe zunehmen – mindestens, solange der Krieg in der Ukraine andauere. „Leider ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass Russland so etwas weiterhin versuchen wird. Das bringt auch zum Ausdruck, dass Russland uns sehr deutlich als Feind ansieht.“

Aus Sicherheitskreisen ist zu hören, dass russische Akteure schon länger gezielt „Wegwerf-Agenten“ vornehmlich aus dem Kleinkriminellen-Milieu anheuern. Oft geschieht das über Social-Media-Kanäle. Ähnliche Berichte gibt es schon länger aus den baltischen Staaten. Typisch für solche Operationen, wie sie auch aus der Organisierten Kriminalität bekannt sind: Die angeheuerten Handlanger sind jeweils nur für Teilaufgaben zuständig. So kundschaftete einer der drei Tatverdächtigen geeignete Transportwege aus, ein anderer packte die Pakete, die er wiederum von einem dritten erhielt.

Agenten-Kontakte nach Russland: „Regelmäßig gewalttätige Aktionen“

Detailwissen über Entscheidungswege und Kommunikationsstrukturen haben die aus Russland beauftragten „Low-Level-Agenten“ in der Regel nicht, heißt es aus der Bundesanwaltschaft. Das macht die Aktionen günstiger und verwischt zudem Spuren in Richtung Moskau. Dem Vernehmen nach haben die Agenten aber nicht nur wegen der Bezahlung gehandelt, es gibt auch Hinweise auf eine gewisse Putin-Anhängerschaft bei den Verdächtigen und frühere enge Kontakte nach Russland.  

„Der Fall macht deutlich, dass Russland nicht nur durch Desinformation und Manipulation in Deutschland hineinwirkt, sondern es regelmäßig auch um gewalttätige Aktionen geht, mit denen Unsicherheit erzeugt werden soll“, kommentiert Terror-Experte Schindler.

Auch interessant

Kommentare