25 Jahre Tafel Memmingen: Eine Geschichte des sozialen Miteinander

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Immer im Einsatz: Helmut Gunderlach, Marlene Holzheu, Ursula Bichler und Lutz Wrzalik. © Elisabeth Hütter

Memmingen – Die Geschichte der Tafel Memmingen geht einher mit dem unermüdlichen Einsatz vieler Helferinnen und Helfer. Von den Ursprüngen bis heute hat sie eine vielseitige Reise zurückgelegt. Heute versorgt sie knapp 1.000 Menschen mit günstigen Lebensmitteln und ist eine wichtige Institution für viele Menschen in Memmingen und Umgebung geworden. Dieses Jahr feiert sie ihr 25-jähriges Bestehen.

„Wir haben uns lange überlegt, wie wir mit diesem Jubiläum umgehen. Sollen wir feiern? Oder sollen wir eher nachdenklich sein, dass es Institutionen wie die Tafel überhaupt braucht“, berichtet der Geschäftsführer des SKM Memmingen, Helmut Gunderlach. „Da sich so viele Ehrenamtliche und Helfende für Menschen in Not einsetzen, war für uns schließlich doch ein Grund zur Freude. Dabei ist mir bewusst, dass es vieles auf dieser Welt gibt, das nicht so sein sollte. Aber ich werde es nicht dadurch lösen, wenn ich sage: Das darf nicht sein.“

Stetige Entwicklung

Seit 25 Jahren ist, die Not der Menschen mit kleinen Schritten zu lindern, die Motivation des Vereins. Der Ursprung der Tafel Memmingen geht auf den 1986 gegründeten Verein „Sozialdienst katholischer Männer“ zurück. Dieser wurde gegründet, um auf ehrenamtlicher Basis, Männer nach ihrer Entlassung aus der Justizvollzugsanstalt zu unterstützen. Indem Hilfe bei der Arbeits- und Wohnungssuche angeboten wurde, wurde den Betroffenen die Resozialisation erleichtert. Drei Jahre später folgte die Einrichtung einer Wärmestube in der Buchdruckergasse, um Wohnungslosen und Nichtsesshaften einen warmen Platz anzubieten.

Um Menschen, die eine ausländische Nationalität oder andere Glaubensrichtung besaßen, nicht auszuschließen, wurde der Name des Vereins von „Sozialdienst katholischer Männer“ in „Katholischer Verein für soziale Dienste, umbenannt. Das Kürzel SKM blieb dabei erhalten. „Es war wichtig zu vermitteln, dass man Menschen keine religiöse Identität überstülpen möchte“, so Helmut Gunderlach. „Der Gedanke war, dass eine Stätte für alle Menschen geschaffen wird, an der sie sich wärmen können, an der eine Suppe bereitsteht und an der man sich und seine Kleidung waschen kann.“

Durch den erhöhten zeitlichen Aufwand, der nicht mehr nur durch Ehrenamtliche abgedeckt werden konnte, wurde eine hauptamtliche Stelle geschaffen. Das Aufgabenfeld erweiterte sich stetig und immer mehr soziale Projekte wurden ins Leben gerufen. Die Hilfe, die der Verein zur Verfügung stellte, wurde dabei immer weiter professionalisiert. Durch eine, immer größer werdende Vernetzung, wurden beispielsweise in Zusammenarbeit mit Kommunen Arbeitsmöglichkeiten geschaffen. Viele Modelle wurden dabei geplant und ausprobiert. Forstarbeiten, Möbelaufbereitung oder Winterdienste wurden den Menschen angeboten, um einen Weg in den Arbeitsalltag zu finden. Durch zu hohe Kosten und unzuverlässige Arbeitsaufnahme, mussten auch immer wieder Projekte eingestellt und alternative Modelle geschaffen werden.

Viele Verknüpfungen führten schließlich zu den Räumlichkeiten in der Hinteren Gerbergasse. „Unser Gedanke war es, eine Erweiterung zur Wärmestube zu schaffen und die Idee einer Teestube auf Eigeninitiative entstand.“ Nach vielen Überlegungen entschied man sich schließlich 1998 in den Räumlichkeiten einen „Tante-Emma-Laden“ einzurichten. „Wichtig war es, dass die Menschen ihre Würde bewahren können. Wir wollten ihnen nicht einfach ein Paket in die Hand drücken. Durch unser Konzept konnte man selbst entscheiden, welche Lebensmittel man sich aussucht.“

Ehrenamtliche und Kooperationen im Fokus

Der Beitritt zu dem Bundesverband der Tafel folgte und das Netz von Ehrenamtlichen wuchs. Arbeitsmaßnahmen des Arbeitsamtes und Menschen, die soziale Dienste ableisten mussten, wurden ebenfalls zur Unterstützung eingebunden. Mittlerweile engagieren sich 25 Ehrenamtliche. In dem Laden sind Lebensmittel verfügbar, die für zehn bis fünfzehn Prozent des Originalpreises gekauft werden können. „Wir bezeichnen das als symbolische Münze“, so Helmut Gunderlach. Es steht den Mitgliedern des Bundesverbands der Tafeln frei, welches Modell sie für die Lebensmittelverteilung wählen. Das ermöglicht es den Mitgliedern individuell auf regionale Gegebenheiten einzugehen.

Im Verlauf der Zeit hat sich der Personenkreis, die Anrecht auf eine Berechtigungskarte für den „Tante-Emma-Laden“ haben, stark erhöht. Die Zahl der Menschen, die regelmäßig vor Ort einkaufen, ist von 300 auf 1.000 gestiegen. Berechtigungskarten werden an Personen ausgegeben, die eine Notwendigkeit nachweisen können. Nach den Krisen der letzten Jahre wird die Versorgung allerdings immer schwieriger. Zurzeit können kaum noch Berechtigungskarten ausgestellt werden, da der Erhalt der Lebensmittel durch Spenden und Kooperationspartner massiv gesunken ist. „Wir haben gar nicht die Mittel, alle Menschen regelmäßig zu versorgen. Wenn wir den Laden nachmittags schließen, ist meistens alles ratzeputz leer“, erzählt Helmut Gunderlach.

Mittlerweile gibt es auch ein eigenes System, wonach Termine im 15-Minuten-Takt vergeben werden, damit man faire Bedingungen für alle Kunden gewährleisten kann. Helmut Gunderlach kümmert sich stetig um die Organisation der Lebensmittelbeschaffung: „Wir haben in der Regel feste Kooperationspartner, die wir anfahren und Lebensmittel abholen.“ Die Menge ist jedoch weniger geworden und somit ist es schwieriger, alle Kaufberechtigten zu versorgen. „Es ist wichtig, dass wir im Bewusstsein bleiben. Manchmal ist es schwierig den Menschen zu erklären, dass wir keine Lebensmittel mehr vorrätig haben.“

Das 25-jährige Bestehen der Tafel Memmingen spiegelt das anhaltende Engagement zahlreicher Helferinnen und Helfer wider, die das soziale Miteinander stärken. Von den Anfängen bis heute hat die Tafel einen bedeutenden Beitrag geleistet, um das Leben von vielen Menschen zu erleichtern.

Die Worte von Helmut Gunderlach verdeutlichen dabei die Herausforderungen, die noch vor ihnen liegen und somit ein Aufruf an die Gemeinschaft darstellen, weiterhin solidarisch mit unseren Mitmenschen umzugehen. Jede Spende, jede Kooperation sind kleine Schritte, die einen großen Unterschied machen können.

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