Rente mit 70 für alle? Nicht mit Bärbel Bas – was die Arbeitsministerin vorschlägt

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Die Diskussion übers Renteneintrittsalter ebbt nicht ab. Beim „Bericht aus Berlin“ der ARD spricht Bärbel Bas (SPD) nun über Rente jenseits der 70 Lebensjahre.

Berlin – Wie soll künftig mit dem Rentensystem in Deutschland verfahren werden? Eine Frage, die Politiker sowie Bevölkerung gleichermaßen umtreibt. Nachdem Kanzler Friedrich Merz (CDU) sein alles andere als unumstrittene Rentenpaket am Freitag (5. Dezember) im Bundestag durchgebracht hat, sind noch immer zahlreiche Fragen offen.

Rente mit 70 für alle? Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), sollte das nicht pauschal gelten. © Harald Tittel/dpa/Hanno Bode/imago/Montage

Die wohl drängendste: Ist es praktikabel und auch fair, Rente für alle mit 70 einzufordern? Geht es nach Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), sollte bei der Rente über etwaige Anpassungen beziehungsweise Einschränkungen nachgedacht werden. Die Sozialdemokratin ist nicht pauschal für ein Renteneintrittsalter mit 70 Jahren. Das weiß sie natürlich auch zu begründen.

Diskussion ums Renteneintrittsalter: Was Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) vorschlägt

Im „Bericht aus Berlin“ der ARD verriet Bas, dass sie Sympathien für die Idee hege, den Renteneintritt nicht mehr an das Alter zu koppeln – sondern an die Zahl von Beitragsjahren. „Ich finde die Idee grundsätzlich ganz gut“, so die Arbeitsministerin. Laut der Sozialdemokratin würde es zwei unterschiedliche Modelle geben. Zum einen könne man das Renteneintrittsalter nach der Lebenserwartung formulieren oder danach, wer eine bestimmte „Strecke“ eingezahlt habe. 

Ein konkretes Beispiel lieferte Bas – in den Schlagzeilen durch einen besonderen Auftritt beim Juso-Kongress – auch gleich mit: Wenn jemand mit 16 schon angefangen habe mit einer Ausbildung und dann eine gewisse Strecke in die Sozialversicherungssysteme einbezahle, der könne dann auch früher aussteigen. „Und wer später anfängt, vielleicht erst ein Studium macht und dann später erst in die Kassen einzahlt, der muss dann auch länger arbeiten“, fügte die Sozialdemokratin an. Beide Modelle würden in der zuständigen Rentenkommission sicherlich diskutiert werden.

„Rente für alle mit 70 ist falsch“: Experte schlägt Alternative vor

Mit ihren Ausführungen ging Bas auf den Vorschlag von Wirtschaftsprofessor Jens Südekum ein. Er hatte im Gespräch mit der Bild davon gesprochen, den Renteneintritt nicht mehr an das Alter, sondern an die Zahl von Beitragsjahren zu koppeln. „Die Lebensarbeitszeit ist eine Stellschraube, an die wir heranmüssen, um die gesetzliche Rente zu sichern“, so Südekum.

Für ihn steht fest: „Rente für alle mit 70 ist falsch. Besser ist es, den Renteneintritt nicht an eine starre Alterszahl zu koppeln, sondern an eine Mindestanzahl von Beitragsjahren“. Der Wirtschaftsprofessor spricht sich für den Blick auf die „tatsächlichen Lebensarbeitszeiten“ aus.

„Akademiker zahlen deutlich später in die Rentenkasse ein als jemand, der mit 16 oder 18 Jahren eine Lehre beginnt und dann durcharbeitet. Den Rentenbeginn an die Beitragsjahre zu binden, ist gerechter“, lauten die Ausführungen Südekums, der persönlicher Berater von Finanzminister und Bas-Parteikollege Lars Klingbeil ist.

Bei Rente zwischen Ausbildung und Studium unterscheiden – Bas führt Vorschlag aus

Eben jene Bas schlägt nun also in dieselbe Kerbe – und das schon im Gespräch mit der Rheinischen Post. „Wer früh angefangen hat einzuzahlen, zum Beispiel zum Lehrbeginn mit 16, könnte früher in Rente gehen als andere, die nach einem Studium erst später begonnen haben“, so die Arbeitsministerin.

De facto steigt das Renteneintrittsalter bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre. Wer jedoch 45 Beitragsjahre vorweisen kann, darf schon früher in Rente gehen. Für Versicherte, die nach dem 1. Januar 1953 geboren sind, steigt die Altersgrenze laut Arbeitsministerium mit jedem Jahrgang stufenweise um zwei Monate. Wer nach dem 1. Januar 1964 geboren wurde, kann abschlagsfrei in Rente gehen, wenn er das 65. Lebensjahr vollendet hat. Wer die finanziellen Profiteure vom neuen Rentenpaket sind.

Rentenpaket von Merz-Regierung beschlossen: Letzte Hürde Bundesrat – dann gilt es

Wie eingangs erwähnt, hatte der Bundestag nach monatelangen, zum Teil öffentlichkeitswirksam geführten Diskussionen für das Rentenpaket der Merz-Regierung gestimmt. Dieses muss jedoch noch den Bundesrat passieren. Streit gab es in der Frage nach der Stabilisierung des Rentenniveaus und der Ausweitung der Mütterrente. Noch vor Weihnachten soll eine Rentenkommission eingesetzt werden. Bis Mitte 2026 sollen Vorschläge vorliegen – die dann rasch in ein Gesetzgebungsverfahren münden sollen.

Die Debatte um ein pauschales Renteneintrittsalter oder daran gekoppelt, wie viele Beitragsjahre ein Berufstätiger aufweisen kann, bleibt also ein Dauerthema. (Quellen: Bericht aus Berlin, Rheinische Post, Bild, dpa) (han)