Freisinger ADFC will Verein gründen – Sitzung mündet in hitzigen Kampf ums Gendern
Eigentlich wollten die Mitglieder des ADFC-Kreisverbands Freising einen Verein gründen. Doch dann kochte in der Versammlung eine hitzige Debatte ums Gendern hoch.
Freising - „Wir wollen endlich erwachsen werden.“ So lautete das formulierte Ziel von Hans Pemp, Vorstandssprecher des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), Kreisverband Freising, bei der Jahreshauptversammlung am Mittwoch im rappelvollen Hofbrauhauskeller. Die Radler wollten den ziemlich großen Kreisverband zu einem eingetragenen Verein umwandeln, ohne dabei den Dachverband zu verlassen. Was dazu nötig ist, ist freilich eine Satzung – und genau an der störten sich einige Mitglieder, wenngleich nicht am Inhalt, sondern an der Form.
Warum wollen die Freisinger Fahrradfreunde den Kreisverband in einen Verein überführen? Das erklärte ADFC-Schatzmeister Andreas Kagermeier bis ins letzte Detail. Neben den größeren finanziellen Möglichkeiten, falle einiges an Bürokratie weg, vieles werde schlichtweg für den Vorstand einfacher. Für die Mitglieder, und das machte Kagermeier sehr deutlich, ändere sich aber nichts. Während diesbezüglich kaum Fragen auftauchten und die Mitglieder mit dem Vorhaben einer Vereinsgründung zufrieden waren, änderten sechs kopierte Seiten, die durchgereicht wurden, die Stimmung des Abends gänzlich.
Plötzlich wird es laut und hitzig an den Tischen
Was die Radler in den Händen hielten: Eine erste Fassung der Satzung, die Kagermeier von einer ähnlich großen Stadt wie Freising übernommen hatte – ohne zu wissen oder gar zu ahnen, dass er damit Zündstoff ausgeteilt hatte. Denn kaum hatten die ersten in den Seiten geblättert, meldete sich ein Mitglied: „Kann man hier aufs Gendern verzichten? Ich stelle dazu jetzt einen Antrag.“ Ein anderes Mitglied lieferte gleich Contra: „Für junge Mitglieder ist das wichtig, also sollten wir in der Satzung auf jeden Fall gendern.“ Der Vorschlag eines weiblichen Mitglieds: „Nicht gendern, aber schon erwähnen, dass wir keinen ausschließen. Uns ist es doch wurscht, wer da auf dem Fahrrad sitzt.“
Und dann wurde es plötzlich laut, hitzig und unüberschaubar in dem Saal, da an den Tischen durchaus erregt über dieses Thema weiter diskutiert wurde. Sichtbar fassungslos: der stellvertretende Landrat Robert Wäger, der gar nicht glauben konnte, dass dieses Thema derart die Gemüter erregte. Seine Meinung, die er deutlich aussprach: „Wie alt sind wir denn hier eigentlich alle? Da kommen jetzt wieder alte weiße Männer daher, ich kann es nicht glauben.“ Auch Kagermeier stellte fest: „Die Wogen schlagen hier sehr hoch.“ Er brauchte einige Zeit, um die Stimmung im Saal wieder zu beruhigen.
Auch bei der Wahl gibt es wieder Dissonanzen
Weil die Anmerkungen der Mitglieder als Anträge formuliert wurden, musste dann auch über das Thema Gendersprache in der neuen Vereinssatzung abgestimmt werden. Das Ergebnis: Von den 56 stimmberechtigten Mitgliedern sprachen sich 30 gegen das Gendern aus, 20 dafür, während sich sechs enthielten – womit nun die Satzung genderfrei umgeschrieben werden muss.

Was zur vorgerückten Stunde dann auch noch anstand: Durch die Vereinsgründung, die einstimmig auf den Weg gebracht wurde, musste auch ein neuer Vorstand für den Verein gewählt werden. Nachdem Michael Stanglmaier nach acht Jahren nicht mehr für den Vorstand kandierete, wurden Hans Pemp als neuer Vorsitzender und Detlev Harms als sein Stellvertreter gewählt. Aber auch hier kam es zu Konflikten.
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Als es nämlich um das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden ging, hob plötzlich die Moosburgerin Andrea Peißinger ihre Hand, um ebenfalls dafür zu kandidieren. Während Harms deutlich betonte, dass er sich nur zur Wahl gestellt habe, weil er zuvor die Befürchtung hatte, dass sich sonst keiner finden würde, erklärte Peißinger, dass sie das Amt sehr gerne bekleiden würde – auch um „für die Frauen im Verein etwas zu tun“. Doch anstatt das zu begrüßen, wurde Peißinger von einigen Mitgliedern ausgefragt – unter anderem, welche beruflichen Qualifikationen sie mitbringe, und ob sie überhaupt Erfahrungen in Vereinen und als Vorstand habe.
Letztlich entschieden sich deutlich mehr Mitglieder für einen zweiten männlichen Vorstand als für einen weiblichen – und das, obwohl Maria Deingruber vom ADFC-Landesverband einleitend ein flammendes Plädoyer für mehr Frauenpower in Vereinen gehalten hatte. Der Tipp eines Mitglieds an Peißinger: erst einmal Beisitzerin werden und später dann Vorsitzende.