Lebensmittel-Riese in der Insolvenz – Unternehmen sah keinen anderen Ausweg

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Der Nahrungsmittelriese Del Monte Foods stellt den Insolvenzantrag. Tochtergesellschaften sind nicht betroffen. Was heißt das für den Betrieb?

San Francisco – Immer wieder zeigen Insolvenzfälle, dass die globalen wirtschaftlichen Unruhen auch an den Vereinigten Staaten nicht spurlos vorbeigehen. Beispiele dafür sind etwa die Insolvenz nach Chapter 11 eines wichtigen Autozulieferers, die des Branchen-Schwergewichts Weightwatchers oder die eines Agrar-Riesen. Nun trifft es einen Lebensmittelhersteller mit langer Tradition.

Del Monte Foods meldet Insolvenz an – Sanierung steht bevor

„Wir gehen nicht davon aus, dass dieser Prozess uns darin behindert, unsere Kunden zu bedienen“: So steht es nun auf der Homepage von Del Monte Foods, einem großen Nahrungsmittelhersteller aus den USA. Del Monte Foods hat in den USA ein „freiwilliges“ Chapter-11-Verfahren eröffnet. Am 1. Juli gab das traditionsreiche Unternehmen an, außerdem im Rahmen einer „umfassenden strategischen Bilanzsanierung“ einen Verkaufsprozess anzustreben.

Saft von Del Monte Foods in einem Supermarkt in Kenia.
Saft von Del Monte Foods in einem Supermarkt in Kenia (Symbolfoto). Der US-Nahrungsmittelriese Del Monte Foods stellt den Insolvenzantrag. Tochtergesellschaften sind nicht betroffen. Was heißt das für den Betrieb? © IMAGO / Joerg Boethling

Im Detail hat das Unternehmen mit einer Gruppe der Kreditgeber, die einen Teil von Del Montes Verbindlichkeiten halten, eine Restrukturierungsvereinbarung geschlossen (RSA). Diese sieht vor, dass das Unternehmen mit Gläubigerunterstützung einen Verkaufsprozess unter Fortführung des Unternehmens für alle oder einen Großteil der Vermögenswerte durchführt. Der Unternehmensmeldung zufolge konnte sich das vor 135 Jahren gegründete Unternehmen Kredite in Höhe von 912,5 Millionen US-Dollar sichern.

Insolvenz bei Del Monte Foods – „strategischer Schritt“ notwendig für die Kehrtwende

Der Geschäftsbetrieb soll trotz des Insolvenzverfahrens weiterlaufen. Wichtig dabei: Nur Teile des Konzerns sind davon betroffen; Tochtergesellschaften außerhalb der USA sind nicht in das Verfahren einbezogen. „Dies ist ein strategischer Schritt nach vorn für Del Monte Foods. Nach gründlicher Prüfung aller verfügbaren Optionen sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ein gerichtlich überwachter Verkaufsprozess der effektivste Weg ist, um unseren Turnaround zu beschleunigen und Del Monte Foods zu einem stärkeren und nachhaltigen Unternehmen zu machen“, sagte Greg Longstreet, Präsident und CEO von Del Monte Foods, in einer Unternehmensmeldung dazu.

Del Monte Foods besitzt eine Reihe von Marken wie Del Monte selbst, Contadina (produziert italienische Tomatenprodukte) und JOYBA (eine Bubbletea-Marke). Das Unternehmen bezeichnet sich selbst als das „originale pflanzenbasierte Nahrungsmittelunternehmen“. Das Insolvenzgericht im US-Bundesstaat New Jersey gab an, dass sich die geschätzten Vermögenswerte und Verbindlichkeiten von Del Monte auf eine Summe zwischen einer und zehn Milliarden US-Dollar belaufen.

„Mit einer verbesserten Kapitalstruktur, einer verbesserten Finanzlage und neuen Eigentümern sind wir für langfristigen Erfolg besser aufgestellt“, sagte Greg Longstreet. Gründe für die Insolvenz gab das Unternehmen nicht an.

Kontroverse um Del Monte Foods – kam es zu Kredit-Tricks?

Nur wenige Wochen vorher war Del Monte Foods in den USA Medienberichten zufolge in eine Kontroverse geraten, indem es eine Schuldenrestrukturierung vorgenommen hatte. Angeblich warfen Kreditgeber Del Monte vor, gegen ein Darlehensabkommen verstoßen zu haben, indem das Unternehmen Vermögenswerte dem Zugriff der Gläubiger entzog. Bei dem Abkommen ging es um eine Summer über 725 Millionen US-Dollar (umgerechnet etwa 614,6 Millionen Euro). Bloomberg nannte hier die „Drop-Down-Transaktion“: Dabei überträgt ein Unternehmen Vermögenswerte an eine Tochtergesellschaft, um außerhalb des ursprünglichen Gläubigerzugriffs Liquidität zu erschließen.

Angeblich hatte Del Monte dieses Verfahren dazu genutzt, um neue Mittel aufzunehmen. Es sei außerdem zu einer Bevorzugung bestimmter Gläubiger gekommen.

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