Britische Sportwagenmarke verwirft Pläne: Doch kein Verbrenner-Aus in vier Jahren
Eine britische Tochter des Geely-Konzerns wollte ab 2028 eine reine Elektromarke werden. Nun sollen die nächsten Modelle auch einen Hybridantrieb erhalten.
Hethel (Großbritannien) - Der Absatz von Elektroautos läuft in vielen Ländern nicht so, wie es sich die Hersteller erhofft hatten. Viele begraben deshalb ihre zuvor ausgerufene Elektrostrategie, nach der in wenigen Jahren nur noch Autos mit reinem Elektroantrieb produziert werden sollten. Nun häufen sich die Ankündigungen, den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor zu verschieben. Dazu gehören Mercedes, Ford und Stellantis. Zuletzt hatte die Luxusmarke Bentley angekündigt, erst 2035 statt wie ursprünglich geplant 2030 rein elektrisch fahren zu wollen.
Britische Sportwagenmarke Lotus verwirft Verbrenner-Aus: Modelle sollen mit Hybridantrieb ausgestattet werden
Spätestens in vier Jahren sollten auch beim britischen Sportwagenhersteller Lotus nur noch Elektroautos gebaut werden. 2028 sollte der letzte Benziner des Modells Lotus Emira vom Band laufen, teilte die Tochter des chinesischen Geely-Konzerns bereits 2021 mit.
Doch nun kommt die Kehrtwende. Wie das britische Onlineportal Autocar berichtet, will Lotus nicht mehr am strikten Aus für den Verbrennungsmotor festhalten. Stattdessen will das Unternehmen verstärkt auf Modelle mit Hybridantrieb setzen, wie Lotus-Chef Feng Qingfen auf der Guangzhou Automobile Exhibition in China vor Journalisten erklärte.
Britische Sportwagenmarke Lotus verwirft Verbrenner-Aus: „Super-Hybrid“-Technologie für ultraschnelles Laden
Demnach will Lotus eine „Super-Hybrid“-Technologie entwickeln, die ultraschnelles Laden mit einem turboaufgeladenen Verbrennungsmotor kombiniert. Damit soll eine Gesamtreichweite von mehr als 1000 Kilometern erreicht werden. Welche Modelle den Hybridantrieb erhalten, ist noch nicht bekannt. Denkbar wären das SUV Eletre oder die Limousine Emeya, die beide rein batterieelektrisch angetrieben werden.
„Bei Lotus haben wir uns immer für die beste verfügbare Antriebstechnologie entschieden, egal ob es sich um einen reinen Benziner, einen reinen Elektroantrieb, einen Hybrid oder ein EV mit verlängerter Reichweite handelt“, bestätigte Feng in einem Interview mit dem Wall Street Journal (WSJ) die neue Strategie.
Britische Sportwagenmarke Lotus verwirft Verbrenner-Aus: Reine Elektroautos überzeugen wohlhabende Kunden nicht
Die Marktdurchdringung von reinen Elektroautos im Luxusauto-Segment sei langsam, da die Motoren von Luxusautos bereits sehr leistungsstark und das Fahrerlebnis sehr ähnlich sei. Acht- und Zwölfzylindermotoren würden gut funktionieren, so Feng weiter. Die Leistungssteigerung eines Elektroautos gegenüber einem V12-Verbrenner reiche nicht aus, um wohlhabende Kunden zu überzeugen.
Lotus habe sich ursprünglich gegen den Bau von Hybridmodellen ausgesprochen, da diese im Vergleich zu reinen Elektroantrieben Kompromisse bei der Fahrleistung eingingen, so Feng. Plug-in-Hybride (PHEV Plugin Hybrid Electric Vehicles) müssten regelmäßig aufgeladen werden. Elektrofahrzeuge mit verlängerter Reichweite (EREV Extended-range Electric Vehicles) würden zwar die elektrische Nutzbarkeit erhöhen, könnten aber träge werden, wenn die Batterie leer ist und der Verbrennungsmotor den Elektromotor antreiben muss.
Britische Sportwagenmarke Lotus verwirft Verbrenner-Aus: Hybrid-Autos beliebter als Elektroautos
Mit seiner Super-Hybrid“-Technologie will Lotus die Nachteile beider Systeme überwinden. Die 900-Volt-Architektur verfügt über einen hybridelektrischen Antriebsstrang und eine duale Hypercharging-Technologie, die ein extrem schnelles Aufladen sowohl an einer Schnellladesäule als auch während der Fahrt ermöglichen soll. Der Ladevorgang an der Steckdose soll sogar kürzer sein als ein Batteriewechsel beim Nio, der rund fünf Minuten dauert.
Die Entwicklung von Hybridmodellen trifft weltweit den Nerv der Autokäufer. Laut einer Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY wollen nur 24 Prozent derjenigen, die in den nächsten zwei Jahren einen Neuwagen kaufen wollen, ein reines Elektroauto kaufen. Für Hybrid- und Plug-in-Hybridfahrzeuge würden sich zusammen 33 Prozent der potenziellen Käufer entscheiden.