Nach Trump-Drohung: Regime-Sturz im Iran wäre „Katastrophe“
Nach dem US-Angriff auf Iran wird aktuell über die politische Zukunft des Landes spekuliert. Manche fordern einen „Regimewechsel“, andere sprechen Warnungen aus.
Teheran/Washington – Schon vor dem Einstieg der USA in die israelischen Angriffe auf Iran sprachen in den USA Politiker wie der republikanische Senator Ted Cruz vom möglichen Ziel eines Regime-Sturzes im Iran. Inzwischen hat Präsident Trump selbst im Kurznachrichtendienst Truth Social öffentlich über eine politische Neuordnung des Landes spekuliert. Viele Fachleute hielten ein nahes Ende des Mullah-Regimes zumindest bislang für unwahrscheinlich, andere warnen vor möglichen Negativ-Auswirkungen.
So sprach etwa das Nachrichtenmagazin Stern mit Dan Smith, der sich als Leiter des Internationalen Friedensforschungsinstituts in Stockholm viel mit Themen der Weltpolitik beschäftigt und davor warnt, was eine Machtübernehme durch iranische Revolutionsgarden für das Land bedeuten könnte. Israels Präsidenten Benjamin Netanjahu genau wie Trump wirft er im Interview vor, einen „riskanten“ Weg“ einzuschlagen, „offenbar ohne ausreichende Überlegungen zu den Konsequenzen“.

Neue Gefahr im Iran: Revolutionsgarden könnten neue Katastrophen bringen
Die konkrete Gefahr, die Smith dabei sieht: Dass ein Angriff auf das iranische Regime, das auf einem „mächtigen Staatsapparat“ mit eng vernetzten Strukturen beruht, die gesamte Region mit möglichen Aufständen und Unruhen ins Chaos stürzt. So sei etwa völlig unklar, was mit den iranischen Revolutionsgarden geschehe, die Smith als wahrscheinliche Machtnachfolge im Fall einer Tötung von Irans Machthaber Ali Khamenei sieht.
Ein Szenario, das Smith für wahrscheinlich hält, ist dass sich die militärische Gruppierung, die Trump 2019 als US-Präsident als Terrorvereinigung hatte einstufen lassen, „vom wichtigsten Machtinstrument zur eigentlichen Macht im Iran“ entwickeln könnte. Der einzige Weg um das zu verhindern sei der Weg durch „Invasion und Eroberung“, was laut dem Stern-Interview mit Smith in „eine Katastrophe“ führen könnte.
Politischer Umsturz nach US-Angriffen: Kommt ein Regime-Wechsel in Iran?
Generell hält die Mehrheit an Fachleuten einen baldigen Regimewechsel, vor allem im Interesse Israels und der USA, grundsätzlich für unwahrscheinlich. So zitiert etwa der Bayerische Rundfunk den Iran-Experten Peter Mezger, der betont, dass die Menschen im Iran einen Regimewechsel zwar begrüßen würden, diesen jedoch von innen heraus und nicht von Israel herbeigeführt.
Auch Nicole Deitelhoff, Direktorin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung, warnt in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel davor, dass statt der erhofften positiven Folgen eher neue Probleme aufkommen könnten. So hätte etwa der Sturz Saddam Husseins im Irak zum Erstarken des Islamischen Staats geführt, auch Libyen bleibe seit dem Sturz des Gaddafi-Regimes 2011 „von Konflikten geschüttelt“.
US-Angriff auf Iran: Trump will „Iran wieder großartig“ machen
Seit über einer Woche kommt es zu regelmäßigen Angriffen zwischen Israel und Iran, die Israel damit begründete, dass man den Nahost-Staat am Bau von Atomwaffen hätte hindern müssen. Nach längeren Spekulationen über eine mögliche Beteiligung der USA kam es in der Nacht zum Sonntag tatsächlich zu einem Bombardement durch US-Waffen, was als Kriegseintritt der USA gewertet wird. US-Präsident Donald Trump sprach von einem „spektakulären militärischen Erfolg“, während Regierungsmitglieder wie Vizepräsident J.D. Vance schon einräumten, dass zu vorhandenen Restbeständen an angerichertem Uran Verhandlungen notwendig würden. Das berichteten mehrer US-Medien.
Dass US-Präsident Trump diese Verhandlungen gerne mit jemand anderem als dem derzeitigen Regime führen wollen könnte, machte dieser in einem Post auf dem Kurznachrichtendienst Truth Social klar. Darin schreibt er, dass es zwar nicht „politisch korrekt“ sei, den Begriff „Regimewechsel“ zu verwenden, „aber wenn das aktuelle iranische Regime nicht in der Lage ist, Iran wieder großartig zu machen“, gäbe es keinen Grund, der gegen einen Regimewechsel spricht. Seinen Post beendete er mit dem Kürzel MIGA, angelehnt an die von Trump angestoßene populistische MAGA-Bewegung in den USA. (saka)