Trägerrakete „New Glenn“ von Blue Origin vor dem Start: Der Name ist Programm

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Die Trägerrakete „New Glenn“ von Blue Origin wartet auf der Startrampe im Launch Complex 36 in Cape Canaveral auf ihren ersten Start. © dpa/Blue Origin

Jeff Bezos und Blue Origin wollen die Rakete „New Glenn“ erstmals starten. Warum die Trägerrakete nach dem ersten Amerikaner benannt wurde, der die Erde umkreiste.

Cape Canaveral – Eigentlich sollte die neue Trägerrakete „New Glenn“ von Blue Origin längst abgehoben sein. Ursprünglich war frühestens der 10. Januar 2025 für den Erstflug der Rakete vorgesehen, den ersten Startversuch unternahm das Unternehmen von Amazon-Gründer Jeff Bezos dann jedoch erst am vergangenen Montag (13. Januar). Doch nach mehreren Verschiebungen war klar: Die „New Glenn“ wird nicht starten, zumindest nicht am 13. Januar. Die Klärung eines technischen Problems dauere länger als das verfügbare Startfenster von drei Stunden, hieß es.

„New Glenn“-Rakete von Blue Origin soll den Erdorbit erreichen

Der nächste Startversuch soll nun „nicht früher als am 16. Januar“ stattfinden, teilt Blue Origin auf der Unternehmenswebsite mit. Das ebenfalls wieder dreistündige Startfenster öffnet sich am Donnerstagmorgen um 7 Uhr (MEZ). Dann soll die etwa 98 Meter hohe, zweistufige Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida abheben. Anschließend soll sich die erste Raketenstufe abtrennen und autonom auf einer Landeplattform im Atlantik landen.

Währenddessen beginnt die Arbeit der zweiten Raketenstufe erst: Sie zündet ihre zwei BE-3U-Triebwerke, die sie immer weiter nach oben befördern – bis in den Erdorbit. Im Weltall angekommen, löst sich die Verkleidung, die die Nutzlast bis zu diesem Zeitpunkt verdeckt hat – zum Vorschein kommt die Fracht der „New Glenn“: Der „Blue Ring Pathfinder“, der an der zweiten Raketenstufe befestigt bleibt und beim Erstflug getestet wird. „Blue Ring“ ist eine Plattform für andere Raumfahrzeuge und soll in Zukunft unter anderem in der Lage sein, verschiedene Satelliten oder Raumsonden ins Weltall zu befördern.

Trägerrakete „New Glenn“ ist nach dem ersten Amerikaner im Erdorbit benannt

Blue Origin benennt seine Raketen bisher nach bekannten amerikanischen Astronauten – und der Name ist jeweils auch Programm. Die „New Shepard“ ist nach Alan Shepard benannt, dem ersten Amerikaner im Weltall. Genau wie Shepards erster Flug ins Weltall im Jahr 1961 fliegt auch die nach ihm benannte Rakete nicht in die Erdumlaufbahn, sondern unternimmt nur einen suborbitalen Flug. Dabei sind in der Regel Weltraumtouristinnen und Weltraumtouristen an Bord, die sich die Erde für einige Minuten von oben anschauen und die Schwerelosigkeit erleben wollen.

Blue Origin will Frachten in die Erdumlaufbahn transportieren

Während die „New Shepard“ seit 2015 fliegt und seit 2021 Menschen transportiert, ist die „New Glenn“ bisher noch nicht abgehoben. Doch ihre Ambitionen sind größer, wie auch ihr Name verrät. Benannt ist die Rakete nämlich nach dem US-Astronauten John Glenn, der 1962 als erster Amerikaner die Erde umkreiste. Das soll auch die gleichnamige Rakete tun: Frachten in die Erdumlaufbahn schicken. Geplant ist, dass eines Tages auch Menschen mit der Rakete befördert werden sollen.

Das private Raumfahrtunternehmen Blue Origin

Jeff Bezos gründete sein Raumfahrtunternehmen Blue Origin im September 2000 – etwa eineinhalb Jahre, bevor Elon Musk SpaceX gründete. In der Öffentlichkeit hat Blue Origin bisher vor allem mit seiner suborbitalen Rakete „New Shepard“ für Aufsehen gesorgt, die Privatpersonen für einen sechsstelligen Betrag für kurze Zeit ins Weltall bringt. Doch hinter den Kulissen arbeitet das Unternehmen an zahlreichen großen Raumfahrtprojekten.

So soll es beispielsweise eine Raumstation von Blue Origin geben, außerdem arbeitet das Unternehmen von Bezos an einer Mondlandefähre für die Nasa. Das Unternehmen hat sich bei diesem Thema einen harten Schlagabtausch mit Konkurrent SpaceX geliefert.

Rakete von Blue Origin könnte „Falcon 9“ von SpaceX künftig Konkurrenz machen

Sobald die „New Glenn“ von Blue Origin fliegt, könnte sie dem bisher tonangebenden Unternehmen in der privaten Raumfahrt Konkurrenz machen. SpaceX beherrscht derzeit den Markt mit seiner Trägerrakete „Falcon 9“, die im Jahr 2024 mit großem Abstand die meisten Raketenstarts weltweit absolviert hat. Das „Arbeitstier“ von SpaceX bringt derzeit die meisten Satelliten in die Erdumlaufbahn und ist momentan die einzige Rakete, die auch Menschen von den USA aus in die Erdumlaufbahn – und damit zur ISS – bringen darf. Bald könnte sie private Konkurrenz bekommen, die bereits einige Flugbuchungen aufweisen kann. (tab)

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